Deutschland und der Verbrenner: Wer "rettet" wen?

16.12.2025 14:32 Uhr | Lesezeit: 2 min
Mercedes-Benz
Sind Verbrennungsmotoren bald Ladenhüter.
© Foto: Mercedes-Benz

In deutschen Werken werden immer noch zigtausende Diesel und Benziner gebaut. Doch die Zahl sinkt – Verbrenner-Deadline hin oder her.

Die Zeit der großen Verbrennungsmotoren-Fabriken in Deutschland geht zu Ende. Während die politische Diskussion um das mögliche Verbrenner-Aus ab 2035 weiterläuft, haben viele Hersteller längst Fakten geschaffen: Nur noch wenige Standorte fertigen heute überhaupt Pkw-Verbrennungsmotoren, große Teile der Produktion wurden ins Ausland verlagert oder auf Elektroantriebe umgestellt.

Zu den verbliebenen Motorenbauern im Land zähle vor allem der Volkswagen-Konzern und Mercedes-Benz. VW betreibt in Salzgitter traditionell sein Motorenleitwerk, das seit den 1970er-Jahren Verbrennungsmotoren und Komponenten für zahlreiche Konzernmarken liefert. Im vergangenen Jahr liefen dort 795.000 Benziner und Diesel für VW, Skoda und Co. vom Band. Parallel wird der Standort Schritt für Schritt zu einer Batteriezellenfabrik und einem "Batterie-Hub" umgebaut. Ein weiteres klassisches Motorenwerk des Konzerns ist Chemnitz, das weiterhin Otto- und Dieselmotoren für verschiedene Pkw-Baureihen montiert.

Mercedes und Porsche: Verbrenner- und E-Antriebsfertigung im Wandel

Mercedes-Benz bündelt die Antriebsfertigung rund um das Werk Untertürkheim. In Bad Cannstatt entstehen nach wie vor Motoren, während Untertürkheim selbst schrittweise zum Zentrum für elektrische Antriebseinheiten ausgebaut wird. Ergänzt wird dies durch das Motorenwerk MDC Power im thüringischen Kölleda, das unter anderem Vier- und Sechszylinder-Aggregate für Mercedes-Pkw liefert. Auch die Sporttochter AMG montiert in Affalterbach weiterhin Verbrenner – meist in Handarbeit und in kleinen Stückzahlen.

Porsche fertigt seine Verbrennungsmotoren für die Sportwagen-Baureihen im Wesentlichen am Stammsitz Zuffenhausen, hat aber die eigenen Kapazitäten um E-Antriebe ergänzt. Für weitere Konzernmarken wie Audi oder Cupra werden viele Motoren inzwischen von Audi Hungaria im ungarischen Győr zugeliefert, das als globales Aggregatezentrum des Volkswagen-Konzerns gilt.


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Deutlich verändert hat sich die Lage bei BMW, Opel und Ford. BMW hat die Fertigung von Benzin- und Dieselmotoren in Deutschland bereits 2023 beendet, die Aggregate kommen nun aus dem britische Hams Hall und aus Österreich. Die Fabrik in Steyr gilt als „größtes Motorenwerk in Europa“ und hat zuletzt rund eine Million Benziner, Diesel und Hybride im Jahr produziert. Bei Opel gibt es nach der Integration in den Stellantis-Konzern keine eigenständige Pkw-Motoren-Großserie mehr in Deutschland, das ehemalige Motorenwerk in Kaiserslautern baut mittlerweile andere Komponenten. Ford hat die Motorenfertigung in Köln ebenfalls zugunsten von E-Komponenten und Batterieaktivitäten auslaufen lassen.

Wie groß der Strukturwandel ist, zeigen mehrere Studien. So kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einem Gutachten zur „Elektromobilität 2035“ zu dem Ergebnis, dass die Elektrifizierung des Antriebsstrangs langfristig zu deutlichen Beschäftigungsverlusten in den klassischen Antriebsbereichen wie Motor, Getriebe und Abgasanlage führt – zugleich aber neue Jobs in Bereichen wie Batteriefertigung, Maschinenbau für neue Technologien und Baugewerbe entstehen. 

2025: Drei Millionen Verbrenner-Pkw und Plug-in-Hybride gebaut

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) analysiert in einer Studie zur "nachhaltigen Automobilwirtschaft" die verschiedenen Antriebskonzepte und zeigt, welche Komponenten des Verbrennungsstrangs in elektrifizierten Fahrzeugen wegfallen oder stark an Bedeutung verlieren. Besonders betroffen sind demnach Zulieferer, die sich stark auf Motoren, Kraftstoffsysteme oder Abgasnachbehandlung spezialisiert haben und nun in Richtung E-Maschine, Batterie und Leistungselektronik umsteuern müssen.

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Wie viele Pkw-Verbrennungsmotoren insgesamt noch in deutschen Werken gebaut werden, lässt sich dennoch nicht exakt beziffern. Der Branchenverband VDA führt nach eigener Auskunft keine separate Statistik zur Motorenproduktion, sondern nur zur Zahl der produzierten Fahrzeuge nach Antriebsart. Demnach wurden 2024 in deutschen Werken rund 3 Millionen Verbrenner-Pkw und Plug-in-Hybride gebaut. Doch kamen dabei nicht alle Motoren aus Deutschland, umgekehrt werden in Deutschland gebaute Motoren exportiert. Zum Vergleich: Die Zahl der gebauten reinen E-Autos betrug 1,3 Millionen. 

Während die Stückzahlen klassischer Pkw-Motoren vor allem in ausländische Werke abwandern, entstehen in Deutschland neue Schwerpunkte bei Batterien und Elektroantrieben. Für den Standort bedeutet der mögliche politische Abschied vom Verbrennungsmotor damit nicht das Ende der Antriebsfertigung – aber eine tiefgreifende Verschiebung von Jobs und Know-how in Richtung Elektromobilität.


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