Zusatzscheinwerfer
Bezüglich Pkw-Beleuchtung sollte für Werkstätten und Autohäuser die Nachrüstung von Tagfahrlichtscheinwerfern das Gebot der Stunde sein. Und wie steht es um die Marktrelevanz der vier anderen Arten von Zusatzscheinwerfern?
Eigentlich sollte die Nachrüstung von Tagfahrlichtscheinwerfern boomen, doch schaut man in den Gegenverkehr und befragt man Branchenteilnehmer, entsteht ein etwas anderes Bild. Die Nachrüstung beschränkt sich offenbar auf quasi neue Fahrzeuge einerseits und „alte Karren“ andererseits, dürfte also in Mar-kenbetrieben bzw. im Do-it-yourself-Ver-fahren erfolgen und somit größtenteils an der Branche vorbei gehen. Werner Frisch, Inhaber einer freien Werkstatt östlich von München, bestätigt diesen Eindruck: „Bei uns hat bislang kein Kunde angefragt.“
Scheinwerferhersteller wie Hella sind dennoch mit dem Absatz zufrieden. Hella-Marketing-Mann Markus Kirchner ant-wortete auf Anfrage von asp: „Wir sind mit dem Geschäft sehr zufrieden und arbeiten gerade an neuen fahrzeugspezifischen Modellen. Unsere Prognose für die nächsten Jahre ist positiv. ... Der Trend geht klar in Richtung LED. ... Mit Blick auf Voll-LED-Scheinwerfer, z. B. Audi A6 und A8, wird Tagfahrlicht auch immer wichtiger als integriertes Styling-Element bei Neu-fahrzeugen im gehobenen Preissegment.“ Unter www.tagfahrlicht.de hat Hella Infos und Produkte zusammengefasst.
Neben Tagfahrlichtscheinwerfern gibt es noch vier weitere Arten von Zusatzscheinwerfern. Wie steht es angesichts immer umfangreicherer Hauptscheinwerfersys-teme um deren heutige Marktrelevanz? Bezüglich Nebel- und Fernscheinwerfer formuliert es Markus Kirchner von Hella so: „Grundsätzlich ist die Ausstattungsquote bei den Pkw-Neufahrzeugen inzwischen so groß, dass der nachträgliche Anbau und Einbau von Zusatzscheinwerfern keine große Rolle mehr spielt. Wir bieten jedoch immer noch erfolgeich einige Modelle an, die unterschiedliche An- und Einbaubedürfnisse ansprechen. ... Sehr wichtig ist das Thema Zusatzscheinwerfer noch im Offroad- und Truck-Bereich bzw. im klassischen Rallyebetrieb. ... Hier wird die Entwicklung gerade auch in Richtung LED weitergetrieben.“
Neu: per Funk geschaltete Systeme
Auch eher optisch als lichttechnisch be- gründete Zusatzscheinwerfer-Anbauten (vgl. Bild auf Seite 15) können die Situation nicht retten: „Im Pkw-Bereich spielen sie eine Rolle im so genannten Retro-Style. Der Markt dafür ist jedoch zu vernachlässigen bzw. noch nicht wieder da.“
Relativ neu sind Zusatzscheinwerfer-systeme, die per Funk geschaltet werden. Bei ihnen entfällt die Verlegung des Kabels zwischen den Klemmen 58/56a und 86 (Steuerstromkreis) vom Armaturenbrett zum Motorraum, wo ein Empfänger sitzt.
Bleiben noch Arbeits- und Suchscheinwerfer, die jedoch auf professionellen Einsatz ausgerichtet sind und seit jeher einen sehr kleinen Markt darstellen. Dazu Markus Kirchner: „Auch bei den Arbeitsscheinwerfern hat die LED-Technologie inzwischen Einzug gehalten. Hella entwickelte und entwickelt eine Reihe von neuen LED-Arbeitsscheinwerfern, die in allen Be- reichen eingesetzt werden können. Die wichtigsten Bereiche sind Landwirtschaft, Bau- und Kommunalbereich, Einsatzfahrzeuge, Stapler, Abschleppfahrzeuge und der klassische Nkw-Bereich mit Zugmaschinen und Trailern.“
Fazit: Die Marktrelevanz von Zusatzscheinwerfern liegt heute, abhängig von der Scheinwerferart, zwischen gering und praktisch nicht vorhanden. Der Fortschritt der Automobiltechnik ist hier besonders intensiv spürbar. Man denke gut 20 Jahre zurück, an alte Bundesrepublik und DDR. Besonders in der DDR war ein Pkw ohne Zusatzscheinwerfer kaum denkbar. Oft versorgte eine schwächelnde 220-Watt-Gleichstrom-Lichtmaschine Abblend- und Nebel- oder vier Fernlichtscheinwerfer, die es jeweils zusammen auf rund 200 Watt Leistungsaufnahme brachten. Peter Diehl
▶ Tagfahrlicht: Die Nachrüstung geht größtenteils an der Branche vorbei. Hersteller sind dennoch zufrieden
▶ Retro-Style-Zusatzscheinwerfer: „Der Markt dafür ist zu vernachlässigen bzw. noch nicht wieder da“
Anbau von Zusatzscheinwerfern an Pkw – was geht?
Zusatzscheinwerfer-Typen
Tagfahrlichtscheinwerfer
Nebelscheinwerfer
Fernlichtscheinwerfer
Suchscheinwerfer
Arbeitsscheinwerfer
gesetzliche Vorgaben fixiert in
76/756/EWG, ECE-R 48 6.19
76/756/EWG, ECE-R 48 6.3,StVZO §52 Abs. 1
76/756/EWG, ECE-R 48 6.1,
StVZO §50
StVZO §52
StVZO §52
Lichtfarbe
weiß
weiß oder hellgelb
weiß
weiß
i. d. R. weiß
Lichtstärke/Leistungsaufnahme
max. 1.200 cd, 55 W
max. 11.500 cd, 55 W
max. 300.000 cd, 55 W
max. 35 W
n. a.
zulässige Anzahl
2
2
2 oder 4
1
1 oder mehrere
Einschaltkontrolle
zulässig
vorgeschrieben (grün)
vorgeschrieben (blau)
empfehlenswert
empfehlenswert
zulässige Anbauhöhe
min. 250 mm, max. 1.500 mm
min. 250 mm, max. 800 mm,nicht höher als Abblendlicht
ohne Vorschrift
ohne Vorschrift
ohne Vorschrift
zulässige Anbaubreite
symmetrisch mit min. 600 mmhorizontalem Abstand(min. 400 mm, wenn Fahrzeug-breite < 1.300 mm)
symmetrisch mit max. 400 mmAbstand zum breitesten Punktdes Fahrzeugumrisses
ohne Vorschrift
ohne Vorschrift
ohne Vorschrift
Besonderheiten (Auswahl)
Vorschrift seit 7. Februar 2011
für Fahrzeuge mit neuer EG-Typgenehmigung oder neuernationaler Betriebserlaubnis,Lichtaustrittsflächemin. 25 cm2, max. 200 cm2
automatische Leuchtweiten-regulierung bei Nebelscheinwerfern mit Soll-Lichtstrom> 2.000 lm
sind vier (abdeckbare)Fernlichtscheinwerfermontiert und aktiv,muss das Fernlicht derHauptscheinwerferdeaktiviert sein
nur in Verbindungmit Schlussleuchteund Kennzeichen-beleuchtung schaltbar
separat schaltbar, Benutzungwährend der Fahrt verboten (Ausnahmen: Straßenunter-haltung, Müllabfuhr), nur als Arbeitsscheinwerfer bauart-genehmigte Scheinwerfer zul.