In Zeiten des materiellen Überflusses klingt es eigentlich abwegig, aber Ressourcenknappheit ist in den kommenden Jahren die größte Herausforderung für Werkstattunternehmer. Das wurde auf dem asp Werkstatt-Kongress deutlich, der am Dienstag in Düsseldorf stattfand. Gemeint ist zum einen die Knappheit an bezahlbaren Ersatzteilen, insbesondere an Steuergeräten, die in Fahrzeugen der Segmente II und III immer häufiger für "elektronische Totalschäden" sorgen, weil allein die Kosten eines Neuteils – sofern überhaupt verfügbar – den Fahrzeugrestwert übersteigen.
Prof. Rolf Steinhilper von der Universität Bayreuth hat sich diesem Thema von akademischer Seite angenähert und berichtete auf dem Kongress über seine bisherigen Forschungsergebnisse des Projekts "Kfz-Service-Engineering 2020". Steuergeräte für Motor, Getriebe und Komfortsysteme hätten einen besonders hohen Refabrikationsbedarf, so Steinhilper. Gemeinsam mit zehn Servicebetrieben aus der Region sollen nun praktikable Lösungsansätze entwickelt werden, um auf lange Sicht eine zeitwertgerechten Reparatur bei Schäden dieser Bauteile zu ermöglichen.
Die Hoffnung, dass es hier schon bald Austauschteile geben wird, konnte Michael von Linden aber nicht wecken. "Steuergeräte sind noch eine ganz andere Hausnummer als mechanische oder mechatronische Bauteile", erklärte der Bereichsleiter der Remanufacturing Group von TRW in seinem Vortrag, in dem er das Engagement seines Unternehmens in diesem Bereich erläuterte. In zwei Werken in Großbritannien und Tschechien werden derzeit Bremssättel und Lenkungssysteme aufbereitet, immer mit dem Anspruch, dass das Teil den Erstausrüstungsspezifikationen und funktional dem Originalteil entspricht.
Die Knappheit an technischen Informationen thematisierte Phillip Hess zu Beginn der Veranstaltung. Der Geschäftsführer der Hans Hess Autoteile GmbH vertritt seit Jahren den Gesamtverband Autoteile-Handel bei den Beratungen in Brüssel über den Zugang aller Branchenbeteiligten zu diesen Infos. Jüngstes Ergebnis des Tauziehens ist ein "Security Forum", über das der Abruf sicherheitsrelevanter Daten (z.B. Infos zur Wegfahrsperre) für markenfremde Betriebe geregelt wird. Wann solche Sicherheitszertifikate aber erstmals an Werkstätten vergeben werden, steht noch in den Sternen. Die Europäische Kommission muss das Zugangsprozedere noch in den Gesetzgebungsprozess aufnehmen und die Mühlen in Brüssel mahlen bekanntlich langsam.
asp-Werkstattkongress 2012
