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Interview Thomas Vollmar: Wir haben die Weichen gestellt

10.09.2017 00:10 Uhr
Thomas Vollmer CARAT
Geschäftsführer Thomas Vollmar blickt zurück auf die wichtigsten Meilensteine in der 20-jährigen Entwicklung der CARAT Gruppe.
© Foto: CARAT

CARAT Geschäftsführer Thomas Vollmar erinnert sich an die Gründungsjahre der CARAT Unternehmensgruppe und erklärt, warum die Zugehörigkeit zu einer starken Gemeinschaft künftig noch wichtiger wird.

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Interview mit CARAT Geschäftsführer Thomas Vollmer über das 20-jährige Jubiläum der Teilehandelskooperation und warum künftig eine starke Gemeinschaft noch wichtiger wird. 

asp: In diesem Jahr feiert die CARAT Gruppe ein besonderes Jubiläum. Wie begeht CARAT das 20-jährige Bestehen?

T. Vollmar: Wir zelebrieren dieses Ereignis über einen Zeitraum von 20 Monaten und lassen unsere Kunden mit besonderen Jubiläumsangeboten teilhaben. So haben wir bereits mit Beginn des 20. Jahres in 2016 begonnen und steigern unsere Aktivitäten bis zum großen Finale auf der Jubiläums-Leistungsmesse am 14. und 15. Oktober 2017 in Kassel. In diesem Zeitraum bieten wir jeden Monat 20 ausgesuchte Werkstattartikel zu absoluten Top-Konditionen, gleichzeitig bekommen interessierte Werkstattsystempartner zeitlich befristet Willkommensangebote zum Abschluss eines Partnervertrags mit unseren ­Pre­mium-Systemen ad-AUTO DIENST und ad-truckdrive.

asp: Was war damals eigentlich der Grund für den Zusammenschluss?

T. Vollmar: Die CARAT Unternehmensgruppe wurde am 13. Mai 1997 gegründet. Sie ist das Ergebnis einer Fusion der drei damaligen Handelsgruppen ad AUGROS, drive Verbund und TS-Union. Schon damals zeichnete sich ein extremer Strukturwandel in der Branche ab, in dem die einzelnen Marktteilnehmer nur durch Kooperation und Konzentration überleben konnten. Heute wissen wir, dass sich keine der drei einzelnen Handelsgruppen im Markt hätten behaupten können. Insofern kam dieser Schritt in der richtigen Form und zum richtigen Zeitpunkt.

asp: Stichwort Strukturwandel – warum war der Druck im Markt so stark?

T. Vollmar: Mit der Fusion der drei Kooperationen zur CARAT verfolgten wir in erster Linie ein Ziel: Unseren angeschlossenen Teilehändlern eine langfristige Perspektive zu sichern! Damals war der freie Reparaturmarkt geprägt von selektiven und mehrstufigen Vertriebsstrukturen, die letztlich zu gravierenden Wettbewerbsverzerrungen auf der Handelsebene führten. Dies hatte zur Folge, dass viele mittelständische Teilehändler dem hiermit verbundenen Margendruck nicht mehr standhalten konnten und ihr ­Unternehmen an die heranwachsenden Supergrossisten verkaufen mussten. Um dieser schleichenden Oligopolisierung in unserer Branche entgegenzuwirken, haben die damaligen Gründungsmitglieder der CARAT Unternehmensgruppe mit viel Weitsicht die Fusion der drei mittelstandsorientierten Handelsgruppen beschlossen und mit aller Konsequenz vorangetrieben.

Wir feiern das Jubiläum und lassen Kunden unter anderem mit besonderen Jubiläumsangeboten teilhaben.

asp: Letztlich stehen hinter Veränderungen auch immer Persönlichkeiten, die als treibende Kraft wirken. Wer waren denn die wichtigen Akteure?

T. Vollmar: Die "Strippenzieher" stammten aus den Kooperationen ad AUGROS, Drive Verbund (bestehend aus Drive, truckdrive, Cardrive und Frankfurter Kreis) und der TS Union. Namentlich waren dies: Heiner Müller, Klaus Quink und ich selbst für die ad AUGROS, Hanspeter Gründel, Hans-Jürgen Herrmann und Klaus Buntz für den Drive Verbund sowie Karin und Horst Schmidt, Uwe Kramer und Wolfgang Sie für die TS Union. Ausgestattet mit Mut und der Überzeugung, etwas ganz Neues zu schaffen, trafen hier verschiedene Philosophien und Denkstrukturen aufeinander.

asp: Welche Ziele verfolgte man damals und welche stehen heute im Fokus?

T. Vollmar: Das Kernziel von damals ist noch identisch mit dem Ziel von heute. Die CARAT ist angetreten, um die Zukunft der angeschlossenen mittelständischen Handelsunternehmen langfristig zu sichern. Die hieraus abgeleiteten Unterziele und Strategien haben sich inzwischen in einigen Punkten verändert und angesichts der neuen Herausforderungen, wie beispielsweise E-Commerce, Teilekomplexität und einem neuen Grad an Warenverfügbarkeit, haben sich auch so manche Prioritäten verschoben. Nach der Fusion kam die Erosion und die Konzentration auf eine bis heute eingespielte Händlergruppe mit einem gemeinsamen Ziel: Die konsequente Berücksichtigung der Kundenbedürfnisse auf Basis einer starken Logistik und wettbewerbsfähigen Konditionen.

asp: Was waren wichtige Meilensteine auf dem bisher zurückgelegten Weg?

T. Vollmar: Schon im Jahr 1998 bot die neu gegründete CARAT Gruppe ihren Partnern ein großes Highlight: die erste ­CARAT Leistungsmesse zeigte das riesige Produkt- und Dienstleistungsspektrum des neuen Verbundes. Bei dieser ersten Veranstaltung fanden über 10.000 Besucher den Weg nach Kassel, um alle Neuheiten persönlich in Augenschein zu ­nehmen. Der Grundstein für den Erfolg einer bis heute bestehenden Veranstaltung war gelegt. Ein weiterer Meilenstein in der ­Geschichte der CARAT Gruppe war die Gründung der ad-CARGO im Jahr 2003. Mit ihr stellte man die Weichen für eine hervorragende Belieferungssicherheit der CARAT Gesellschafter und deren Zugang zu allen Waren sicher. Die Gründung der ad-CARGO im Jahr 2003 war eine wichtige Grundlage für eine weitere Neuerung: den neuen Logistik-Standort in Castrop-Rauxel. Er zählt heute zu den ­leistungsfähigsten Verteilerzentren im deutschen Kfz-Teilehandel. Im Oktober 2015 ging bei der CARAT Gruppe mit COREXX eine neue Marke an den Start. Das ist eine besonders hochwertige Alternative im Ersatzteilebereich, die gute Qualität zu extrem günstigen Konditionen für den Teilehandel bietet.

asp: Wie wichtig ist es für die CARAT Gruppe, in eine internationale Struktur eingebunden zu sein?

T. Vollmar: Internationalisierung heißt für uns auch Global Sourcing. Da es der Industrie nachgewiesenermaßen nicht gelingt, zumindest eine europäische Preisharmonisierung herbeizuführen und Re-Importe zu unterbinden, ist der Handel gezwungen, sich noch stärker auf den günstigeren Einkauf in andeen Märkten zu konzentrieren. Hier spielt unsere AD International natürlich eine wichtige Rolle. Für die CARAT ist die ­Anbindung an die AD International sehr wichtig, zumal wir unter dem Label "ad" das größte europäische Werkstattnetz ­einer Handelsorganisation betreiben und über die internationale Sortimentsabstimmung zusätzliche Erlöse für die Gruppe erwirtschaften können.

Das Kernziel von damals ist identisch mit dem Ziel von heute – die Zukunft des mittelständischen Handels sichern.

asp: Welche Rolle spielte der Bereich Nutzfahrzeuge in den Anfangsjahren?

T. Vollmar: Mit der Gründung der CARAT Gruppe hatte man es sich zur Aufgabe gemacht, sehr heterogenen Unternehmen eine gemeinsame Heimat zu bieten. Das war und ist nicht immer leicht. Das sorgt aber dafür, dass intensive und fruchtbare Diskussionen unter den beteiligten Unternehmern dazu beitragen, eine besonders wettbewerbsfähige und vielschichtige Gruppe zu formen und am Markt erfolgreich bestehen zu lassen. In den Anfangsjahren hat der Bereich Nfz eine große, jedoch aber eher untergeordnete Rolle gespielt. Dies ist nicht nur auf die Herausforderung der Teileidentifikation zurückzuführen, sondern vielmehr auch auf die Teileverfügbarkeit – zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ein großer Meilenstein in Sachen Nfz-Kompetenz wurde mit der Lageraufnahme des Sortiments der WABCO Fahrzeugsysteme in 2009 gelegt. Darauf folgten unter anderem die Lageraufnahmen Knorr-Bremse, ­Haldex, SAF, ContiTech Luftfedern und zu guter Letzt in 2016 die Aufnahme des Sortiments der BPW Bergische Achsen KG. Damit können CARAT Partner nun auf ein annähernd komplettes Sortiment in Sachen Nutzfahrzeuge zurückgreifen.

asp: Welche neuen Themen werden für die Partnerwerkstätten wichtig und wie unterstützen die Werkstattsysteme?

T. Vollmar: Sofern die Aussagen aus diversen Studien stimmen sollten, dass bis 2025 ca. 4,5 Millionen reine E-Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs sein ­werden, entspräche das einem Anteil von 10 Prozent am gesamten Fahrzeugbestand. Und es besteht kein Zweifel mehr, dass sich langfristig, d. h. ab 2030 diese Antriebstechnik bei den dann erfolgenden Neuzulassungen durchgesetzt haben wird. Darüber hinaus wird es ganz neue Mobilitätskonzepte geben und die Hybridtechnik wird sich etabliert haben. Die Kommunikationstechnik in den Fahrzeugen wird sich aber deutlich schneller revolutionieren, so dass dieses Thema in der Reihenfolge der Prioritäten für die Werkstatt an erster Stelle stehen muss. Die Ausbildung der Mechatroniker umfasst heute bereits schon überwiegend den Hochvoltbereich und die E-Mobilität. Insofern muss auch darauf geachtet ­werden, dass dieses Feld nicht den Auto­häusern überlassen wird. Leider gilt aber auch hier, dass bereits bei Auslieferung der Fahrzeuge eine Servicevereinbarung getroffen wird, in die der freie Aftermarket kaum eingreifen kann. Mit geeigneten Schulungsmaßnahmen versuchen wir die richtigen Antworten zu geben und den Fokus auf diese Zukunftsthemen zu richten.

asp: Wie sieht das konkret aus?

T. Vollmar: Durch die Tatsache, dass die Fahrzeuge aus dem Segment I aufwärtskompatibel mit den neuen Telematiktechnologien sind, wird die Wartungs- und Reparaturanforderung an die Freien Werkstätten hier dynamisch ansteigen. Dem müssen wir mit einem geeigneten Schulungsangebot und maßgeschneiderten Investitionsprogrammen für die notwendige Werkstatttechnik begegnen. So startete im August 2017 die CARAT-Jubiläumsoffensive, mit der 20 ausgewählte Werkstattgeräte im Hinblick auf die neuen Anforderungen im besten Fall kostenlos über unsere Großhändler angeboten werden. Auch auf unserer Jubiläumsmesse am 14./15. Oktober 2017 in Kassel werden wir im Rahmen eines E-Mobility-Forums auf die genannten Herausforderungen eingehen.

Die Digitalisierung geht an keiner Branche vorbei, auch und gerade nicht am Kfz-Teilehandel.

asp: Auf der Gesellschafterversammlung in Madrid haben Sie wichtige Weichen gestellt. Was wurde im Einzelnen entschieden?

T. Vollmar: Die wichtigsten unternehmerischen Herausforderungen ergeben sich künftig aus den unterschiedlichen Aspekten der Digitalisierung. Bei den sich rasant  entwickelnden Themen Telematik, Fahrzeugvernetzung oder e-Call muss der Aftermarket am Ball bleiben. Der Grundstein dafür wurde auf der diesjährigen CARAT Gesellschafterversammlung in Madrid ­gelegt. Die Digitalisierung geht an keiner Branche vorbei, auch und gerade nicht am Teilehandel. Wer sich diesem Trend verweigert, wird nicht überleben. Wir wollen auch in zwanzig Jahren noch erfolgreich Kfz-Ersatzteile verkaufen. So machen die Gesellschafter den Weg frei für eine Öffnung des eigenen Versorgungslagers ad-CARGO für alle interessierten Teilehändler sowie für die digitale Vernetzung der stationären Handels- und Werkstattstruktur.

asp: Mit welchen Kosten ist dies potentiell für die interessierten Teilehändler verbunden?

T. Vollmar: Grundsätzlich werden hiermit keinerlei Kosten verbunden sein. Wir betrachten unser ad-CARGO-Lager nun als die Arche Noah des mittelständischen ­Teilehandels, was nichts anderes heißt, als dass jeder Teilehändler unter Berück­sichtigung regionaler Gegebenheiten in ­diesem Lager Ware beziehen kann. ad-CARGO ist ab sofort ein neutrales Versorgungslager, das nicht im Wettbewerb zu seinen kaufenden Teilehändlern steht. Diese Händler können wiederum selbst entscheiden, ob sie sich nur als "Kunden" oder als be­teiligte ad-CARGO-Gesellschafter oder sogar als ­CARAT Gesellschafter von diesem Lager versorgen lassen. Für alle drei Stufen gibt es natürlich unterschiedliche Konditions- und Rückvergütungsmodelle, die im Status als CARAT Gesellschafter natürlich die besten Ausschüttungen ermöglichen. Emotional betrachtet kauft der Teilehändler dann so­zusagen in seinem eigenen Zentrallager ein, an dem er, wenn er möchte, mit einer Kapitaleinlage ab 10.000 Euro beteiligt sein kann und hierauf jährlich solch eine attraktive Dividende erhält, dass sie sich binnen ein bis drei Jahren gegenfinanziert hat.

asp: Wie kann sich der freie Markt auch künftig gegen den herstellergebundenen Service behaupten?

T. Vollmar: Solange die freien Werkstätten in Technik und Qualifizierung investieren und mit Hilfe des Handels neben der Mechanik auch noch stärker in die Elektronik eintauchen, werden sie sich auch weiterhin mit ihrem Leistungsangebot zu fairen Preisen behaupten können. Gleichwohl sind die Abschottungsbestrebungen der OEM-Seite unübersehbar, so dass der gesamte IAM aufgefordert ist, noch mehr zur Aufklärung der Autofahrer beizutragen.

Das Interview führte Dietmar Winkler


Die CARAT Gruppe Heute

Vielfalt unter einem Namen

Die CARAT Gruppe ist mit einem Außenumsatz von über 1,5 Milliarden Euro und über 140 angeschlossenen Gesellschafterfirmen eine der großen freien Kfz-Teilekooperationen in Deutschland. Internationales Gewicht bekommt CARAT über die Anbindung an die Teile-Kooperation ADI.

Zu CARAT gehören die Werkstattsysteme ad-AUTO DIENST, ad-truckdrive, ­AUTOMOBILMeisterwerkstatt und TRUCK SERVICE DIE PROFIWERKSTATT. Zur Gruppe gehören zudem das Fachmarktsystem AUTOplus, das Fachgeschäftssystem CARAT Autoteilewelt, der Lkw-Teilehandel truckdrive und die Lackspezialisten Karosserie & Lack mit dem Werkstattsystem CARCOLOR.


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