Aktuelle Entwicklungen
Dometic Waeco hat über Neuerungen im Bereich Klimatechnik informiert. Trotz neuem Kältemittel entwickelt man auch weiter an R134a-Geräten.
Es hat ein wenig den Anschein, als wüssten die Spezialisten auch nicht so genau, wann denn das neue Kältemittel HFO-1234yf nun genau in die Werkstätten kommt. Sicher scheint zu sein, dass die meisten Werkstätten in diesem Jahr wohl noch mit einem Klimagerät auskommen. „Wir rechnen frühestens Ende 2011 mit den ersten mit HFO-1234yf ausgerüsteten Fahrzeugen in den Werkstätten“, sagt Guido Sasse, Manager Verkauf international, beim Klimaexperten Dometic Waeco in Emsdetten. Trotz zahlreicher neuer Fahrzeuge, die die Automobilindustrie vor kurzem in Genf vorgestellt hat (Übersicht wichtiger Neuvorstellungen folgt in asp 4-2011), liegt das aber weniger an findigen Automobilherstellern, die die Homologation ihrer Fahrzeuge vorgezogen haben. Laut Neofitos Arathymos, Geschäftsführer für den Bereich Technik beim ZDK, sind dafür vor allem die Entwicklungsvorlaufzeiten von bis zu fünf Jahren verantwortlich (vgl. Interview in asp 2-2011, S. 20).
„Das Durchschnittsalter des Fahrzeugbestands in Deutschland liegt heute bei deutlich über acht Jahren. Eine Betriebsdauer von 15 Jahren ist bei vielen Fahrzeugen nicht ungewöhnlich. Wenn man sich dann vor Augen hält, dass die letzten Fahrzeuge mit dem aktuellen Kältemittel R134a 2015 oder 2016 vom Band rollen, haben wir allen Grund, uns weiterhin mit dem Thema R134a zu beschäftigen“, so Sasse.
R134a bleibt weiter ein Thema
Die Verunsicherung der Werkstätten und Autohäuser, wenn es um Investitionen in das Thema Klimaservice geht, kann Sasse verstehen. Allerdings sollten sich Betriebe nicht nur mit der Frage beschäftigen, ob und wann sie ein HFO-1234yf-Gerät anschaffen. „Die Frage muss auch lauten, kann ich mit meinem vorhandenen R134a- Gerät überhaupt noch einen vernünftigen Klimaservice anbieten“, mahnt Franz-Josef Esch, Entwicklungsleiter bei Waeco.
Durchschnittlich acht Jahre betrage die Nutzungsdauer eines Klimaservicegeräts in der Werkstatt. „In dieser Zeit hat sich allerdings viel verändert. Vor allem auf der Automobilherstellerseite“, so Esch. Heute betrage die Gesamtfüllmenge von Klimaanlagen im Durchschnitt nur rund 500 Gramm, beim neuen Ford Ka sind es ganze 375, beim neuen VW Polo 425 Gramm. „Solche Anlagen mit geringen Füllmengen vernünftig zu warten, ist mit einem acht Jahre alten Gerät kaum möglich, weil die systembedingten Kältemittelverluste vor acht Jahren viel höher waren, als sie das bei aktuellen Geräten sind“, so Sasse.
Kältemittelverluste beim Service
Laut Richtlinie des Gesetzgebers dürfen Klimaanlagen seit 2006 pro Jahr maximal 40 Gramm Kältemittel bei Einzelverdampferanlagen und 60 Gramm bei Doppelverdampferanlagen verlieren. „Dennoch wurden in Deutschland in 2009 allein für den Bereich Nachrüstung 1.500 Tonnen R134a verbraucht, in ganz Europa waren es 8.000 Tonnen“, erklärt Sasse. Weil diese Menge mit den gesetzlichen Verlustraten nur schwer in Einklang zu bringen ist, hat man sich seitens Waeco beim Thema Kältemittelverlust nicht auf die Automobil-, sondern auf die Geräteseite konzentriert. „Wir haben gemeinsam mit der Fachhochschule Osnabrück ein Forschungsprojekt durchgeführt, bei dem wir unsere und Wettbewerbsgeräte daraufhin untersucht haben, ob und an welchen Stellen im Klimaserviceprozess unter Umständen Kältemittel verloren geht und in die Atmosphäre entweicht “, berichtet Esch. Ergebnis: Der Hauptverlust entsteht bei allen Geräten beim Austreiben des Kälteöls. „Bei allen Systemen wird das Öl mit Kältemittel aus dem Servicegerät ausgetrieben. Das führt, wie wir in der Forschungsarbeit nachgewiesen haben, zu Verlustraten von 60 bis 120 Gramm Kältemittel – pro Klimaservice.“ Dabei gehe das Kältemittel in einem Prozess verloren, den der Mechaniker nicht beeinflussen kann. Bei Waeco-Geräten sei der Verlust dank elektronischer Regelung des Ventils zwar auf 35 bis 40 Gramm pro Vorgang begrenzt. Dennoch entspricht das je nach Klimaanlage einem Verlust von bis zu zehn Prozent der Gesamtfüllmenge. Ein nicht nur unter Umweltaspekten hoher Preis. „Wenn Sie einen Preis von 15 Euro pro Kilo R134a zugrunde legen, dann verliert die Werkstatt pro Klimaservice und 90 Gramm Verlust 1,36 Euro. Das ergibt bei nur fünf Services pro Woche oder 260 im Jahr einen unnötigen Verlust von über 350 Euro, ganz abgesehen von der unnötigen Umweltbelastung“, rechnet Guido Sasse vor. Zudem rechnet er mit einem weiteren deutlichen Preisanstieg für das Kältemittel R134a.
Waeco hat sich dieses Problems bei seinem neuen Klimaservicegerät ASC 2500 low emission, das ab April verkauft wird, angenommen. Zu dessen technischen Besonderheiten gehört unter anderem, dass das Kälteöl statt wie bisher in eine Plastikflasche in eine hermetisch abgeschlossene Metallflasche ausgetrieben wird. „Wir haben schon immer auf Präzision und einen geringstmöglichen Kältemittelverlust geachtet, beispielsweise, indem wir 2009 alle Kältemittel führenden Komponenten in unseren Systemen auf eine Wiege-Einheit gesetzt haben, um eine höhere Präzision zu erreichen und die Ablesegenauigkeit der abgesaugten Menge zu erhöhen“, erklärt Franz-Josef Esch. Mit dem geschlossenen System des ASC 2500 low emission wolle man nun einen neuen Standard setzen. Das Gerät saugt nach dem Austreiben von Kälteöl das in die hermetisch geschlossene Flasche entwichene Kältemittel automatisch zurück in den Kältemitteltank des Systems. „Hat der Mechaniker eine intakte Anlage mit einer Gesamtfüllmenge von 500 Gramm evakuiert, zeigt ihm das Gerät auch 500 Gramm Kältemittel an, weil der Verlust auf nahezu Null reduziert wurde“, erklärt Sasse. Mit der präzisen Kältemittelrückführung unterstütze man auch den Mechaniker in der Werkstatt bei der Diagnose. „Wenn unser Gerät nach der Evakuierung einen Verlust von 90 oder mehr Gramm Kältemittel anzeigt, kann er sicher davon ausgehen, dass die Klimaanlage an irgendeiner Stelle Kältemittel verliert und er sich auf die Suche nach dem Leck machen muss“, so Sasse. Neben weiteren technischen Ausstattungsbesonderheiten ist das neue Gerät per Werksumrüstung auch auf das neue Kältemittel HFO-1234yf umrüstbar. „Das erfordert einen tieferen technischen Eingriff, weshalb wir die Umrüstung nur bei uns im Werk durchführen können“, erklärt Sasse. Die Kosten für die Umrüstung betragen ca. 960 Euro. Das neue Gerät wird ab April in der R134a-Variante für 3.995 Euro angeboten. Mit dem Gerät ASC 5000 hat Waeco auch ein Klimaservicegerät für das neue Kältemittel im Programm.
Das ist nach Aussage des Unternehmens, wie auch die R134a-Geräte, in enger Abstimmung mit Automobilherstellern entwickelt worden. „Wir haben die Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie in den letzten Jahren deutlich intensiviert“, erklärte Guido Sasse. Dazu gehört der Volkswagen-Konzern, mit dem man durch ein gemeinsames Projekt das Thema vollautomatische Klimaanlagenspülung als Bestandteil des Klimaserviceprozesses entwickelt habe.
Automobilindustrie als Partner
Auch Mercedes und seit letztem Jahr BMW gehören zu den Kunden der Dometic Waeco. „Wir haben im letzten Jahr alle BMW-Betriebe in Deutschland mit einem gemeinsam mit dem Hersteller applizierten Klimaservicegerät ausgestattet“, so Guido Sasse. Da man die Hersteller auch auf den internationalen Märkten begleite, beispielsweise im asiatischen Raum, wirken sich diese Kooperationen und Entwicklungspartnerschaften auch positiv auf die Dometic-Waeco-Geschäftsentwicklung aus, wie Horst Gottwald, Verkaufsdirektor für den Bereich Automotive, berichtete.
„Wir haben die Krise 2009 insgesamt mit einer leichten Umsatzdelle überstanden und 2010 die eigenen Planungen deutlich übertroffen“, so Gottwald. 3.750 Klimaservicegeräte hat das Unternehmen 2010 verkauft. „Davon gingen rund 40 Prozent an markengebundene Organisationen der Automobilhersteller. Wir sind zuversichtlich, dass wir diesen Anteil 2011 und in den Folgejahren noch deutlich steigern können, und rechnen für dieses Jahr mit einem Verkauf von insgesamt 4.500 Geräten“, erläuterte Guido Sasse. Wachsen möchte man aber nicht nur im Bereich Klimaservice, der mit 42 Prozent den Löwenanteil des Gesamtumsatzes im Aftermarket-Geschäft ausmacht. Wachsen will man auch mit dem Bereich Zubehör und Elektronik (28 Prozent Umsatzanteil) und setzt dabei auf eine neue Strategie in Kooperation mit erfolgreichen Waeco-Werkstattkunden.
Aufbauend auf der Partnerschaft mit unseren bundesweit rund 2.500 Aircon-Partnern haben wir aus diesem Kreis 500 besonders erfolgreiche Betriebe ermittelt, denen wir die Aircon-Plus-Partnerschaft anbieten“, so Gottwald. Mit diesen 500 Partnern möchte das Unternehmen gezielt bestimmte Zubehörprodukte besonders promoten und deren Verkauf forcieren. Dabei wird Waeco ausgewählte Produkte über Endverbauchermedien prominent bewerben und die Aircon-Plus-Partner als Einbaupartner benennen. Die Besonderheit: „Wir bewerben alle zunächst für dieses Jahr vorgesehenen sechs Produkte zum Fest- oder Komplettpreis, also inklusive Einbau, und das bundesweit“, erklärt Gottwald. Bei dem bundesweit gültigen Einbaupreis hat man sich nach seiner Aussage am oberen Bereich der Durchschnittsstundenverrechnungssätze für das Kfz-Gewerbe orientiert. Diese Maßnahmen werden von Dometic Waeco flächendeckend mit Werbung begleitet, Einbaupartner werden dabei prominent platziert und auch auf der Homepage hervorgehoben. Geplant sind für dieses Jahr sechs Aktionen. Die erste startet im April mit dem Produkt Rückfahrwarner.
Zubehör zum Komplettpreis
Folgen werden Geschwindigkeitsregler, Gefahrenbremslicht und weitere. Hinzu kommen außerdem zwei Aktionen für Klimaservice in den Monaten Mai und Juni. „Jedes Produkt wird schwerpunktmäßig einen Monat beworben, wobei auch die Einbaupartner angeführt werden. Zur Unterstützung erhalten unsere Partner für die direkte Kundenansprache außerdem Werbematerial, Vorlagen für individuelle Mailings et cetera.“, so Gottwald. Zudem bekommen die Betriebe Schulungen und können auf den aus dem Klimaservicegeschäft bekannten Hotlinesupport des Unternehmens zurückgreifen. Die Aircon-Plus-Partnerschaft setzte die Partnerschaft als Aircon-Partner voraus. Allerdings bindet man bei Waeco auch Neueinsteiger ein, wenn diese fachlich, personell und bezüglich der technischen Ausstattung alle Voraussetzungen erfüllen. Frank Schlieben
Weitere Details zu dem Programm erhalten interessierte Betriebe auf der Unternehmens-Homepage www.airconservice.de; dort finden Sie auch die Termine und Veranstaltungsorte für die Waeco-Infoveranstaltungen zur Aircon-Plus-Partnerschaft.