-- Anzeige --

Wer soll das bezahlen?

16.04.2010 12:02 Uhr

-- Anzeige --

Service-Serie/ Teil 3

Die Automobiltechnik hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Und die Haltbarkeit moderner Fahrzeuge ist enorm. Wenn etwas kaputtgeht, stellt sich künftig die Frage, ist das noch beherrsch- und für den Kunden bezahlbar?

Vor einiger Zeit warb ein Automobilhersteller mit dem neuen Lichtsystem seines Fahrzeugs. Neun Beleuchtungsmodi schafft das Scheinwerfersystem seines Fahrzeugs. Hierbei bilden Helligkeit, Wetter, Blinkerstellung, Gegenverkehr und nicht zuletzt auch die Geschwindigkeit beeinflussende Größen. Im Scheinwerfer werden dann diese Beleuchtungsmodi mittels „Lichtprofilwalze“, „Wattzahlmodulation“ und Lampenwahl in sichtbares Licht gewandelt. „Wow“, denkt man sich als Techniker – das ist ja schon fantastisch, was die Ingenieure da entwickeln. Aber im zweiten Schritt stellt sich immer mehr auch die Frage: „Wer soll das eigentlich in Zukunft auf Werkstattseite reparieren und auf Kundenseite noch bezahlen können?“

Was, wenn so ein Scheinwerfer nach sechs Jahren defekt ist und der Serviceberater dem Kunden erklären muss, dass er nun 20 Prozent des Restwertes des gesamten Fahrzeugs aufwenden muss, um nur einen Scheinwerfer ersetzen zu lassen? Doch wohin sollte die Entwicklung gehen? Zurück zu „einfacherer“ Technik gewiss nicht! Einerseits erlässt der Gesetzgeber immer schärfere Gesetze bezüglich der Abgasnormen. Andererseits besteht die Notwendigkeit, effiziente und Kraftstoff sparende Fahrzeuge zu bauen. Damit steigt auch zwangsläufig die Komplexität der Fahrzeuge.

Wohin die Reise geht

Und auch der vom Kunden gewünschte Komfort und die Einbindung von Fahrzeugen in die multimediale Welt schafft Technik, welche immer Spezialisten braucht. Und nicht zuletzt werden die nun mehr und mehr salonfähigen alternativen Antriebskonzepte neue Techniken in die Branche spülen, die es zu beherrschen gilt. Gleichzeitig ist bereits heute ein deutlicher Rückgang bei den klassischen Ertragsbringern Wartung und Verschleiß zu verzeichnen. Dies nicht nur in der Menge der Arbeiten, sondern auch vermehrt in einem Preisverfall. Nicht zuletzt auch durch Konkurrenzdruck. Dies wird sich in Zukunft noch verstärken. Bereits heute gibt es die ersten serientauglichen Energierückgewinnungssysteme, welche zu einer Bremsenschonung und auch zu verschleißärmerer Beschleunigung führen. Tendenz steigend!

Die Werkstätten müssen von daher durch Investition in Personalausbildung und Gerätschaft auf die neue Technik setzen und das Geschäft mit ihr generieren. Nicht zuletzt auch, um sich vor Konkurrenz zu schützen.

Das Dilemma auf Kundenseite stellt sich weniger in der Anschaffung der Technik dar, als im hohen Kostenrisiko bei Reparaturen. Die Stundenverrechnungssätze haben den Zenith überschritten und sind teilweise schon wieder rückläufig, wie Medien berichten. Und trotzdem müssen Kunden bei Reparaturen, sofern sie nicht durch eine Gewährleistung oder Garantie abgedeckt ist, hohe Instandsetzungskosten hinnehmen. In diesem Satz liegt auch gleichzeitig die Lösung: Die Branche muss das Reparaturkostenrisiko auf möglichst viele Nutzer verteilen. Das nennt man im Volksmund Versicherung. Die Teilkasko- oder Vollkaskoversicherung funktioniert ja nach dem gleichen Prinzip. Der Ursprung lag darin, hohe Karosserieinstandsetzungskosten abzufedern.

Hervorragende Bedingungen

Wenn aber nunmehr auch im Bereich der technischen Instandsetzung Summen erreicht werden, die durch den Einzelnen nur bedingt zu stemmen sind, dann muss es in Zukunft allein schon aus Eigennutz die Aufgabe einer Werkstatt sein, die Kunden mit Reparaturkostenversicherungen zu versorgen. Erste Versicherungsgesellschaften offerieren dazu schon interessante Angebote. Gleichzeitig ist man dann auch in der Lage, diese Versicherung an Bedingungen zu knüpfen wie z. B. die regelmäßige Wartung. So funktioniert echte Kundenbindung!

Und nie waren die Bedingungen besser. Euro 5 und die Anstrengungen von ZDK und GVA haben es möglich gemacht, dass jeder, der sich entsprechend registrieren lässt, auf alle relevanten Fahrzeugdaten direkt beim Hersteller zugreifen kann. Ja, man muss für diese Informationen bezahlen. Aber wann waren jemals so viele relevante Daten so leicht zu erhalten. Hiermit öffnen sich für Werkstätten völlig neue Möglichkeiten.

Es gab noch nie so viele Schulungsangebote sowohl im technischen als auch im nichttechnischen Bereich, um sich auf die Gegenwart und vor allem die Zukunft einzustellen. Was Werkstattinhaber tun müssen, ist, sich auf diese neuen Bedingungen einzulassen und Entwicklungen im eigenen Betrieb einzuleiten:

Welche Fahrzeuge will ich in Zukunft in welcher Tiefe reparieren?

Welche Technik benötige ich dazu?

Was müssen meine Mitarbeiter und ich dazu können?

Wie können wir das geforderte Wissen erhalten?

Wie will ich auf meine Kunden zugehen und wie will ich sie binden?

Wer Antworten auf diese Fragen findet, muss sich vor der Technik 2015 nicht fürchten!

Und nicht zuletzt

Musste sich unsere Branche nicht schon immer Neuerungen stellen und hat diese nicht schon immer gemeistert? Der einzige Unterschied ist, dass es in den letzten Jahren immer schneller geht. Aber alles Klagen hilft nichts: Die Branche braucht neben den Monteuren und Mechatronikern in Zukunft in der Technik hervorragenden Diagnosetechniker und in der Kundenberatung aktive Verkäufer. Daran führt kein Weg vorbei zum Erfolg.

Daher sollten die Werkstätten die Chance nutzen, sich dieser Herausforderung zu stellen und sowohl in Ausbildung als auch in Gerätschaft investieren. 2015 ist nahe! Georg Hensch

-- Anzeige --
-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


-- Anzeige --
KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --
WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


asp AUTO SERVICE PRAXIS Online ist der Internetdienst für den Werkstattprofi. Neben tagesaktuellen Nachrichten mit besonderem Fokus auf die Bereiche Werkstatttechnik und Aftersales enthält die Seite eine Datenbank zum Thema RÜCKRUFE. Im neuen Bereich AUTOMOBILE bekommt der Werkstatt-Profi einen Überblick über die wichtigsten Automarken und Automodelle mit allen Nachrichten, Bildergalerien, Videos sowie Rückruf- und Serviceaktionen. Unter #HASHTAG sind alle wichtigen Artikel, Bilder und Videos zu einem Themenspecial zusammengefasst. Außerdem gibt es im asp-Onlineportal alle Heftartikel gratis abrufbar inklusive E-PAPER. Ergänzt wird das Online-Angebot um Techniktipps, Rechtsthemen und Betriebspraxis für die Werkstattentscheider. Ein kostenloser NEWSLETTER fasst werktäglich die aktuellen Branchen-Geschehnisse zusammen. Das richtige Fachpersonal finden Entscheider auf autojob.de, dem Jobportal von AUTOHAUS, asp AUTO SERVICE PRAXIS und Autoflotte.