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Jürgen Zimmermann: Tesla-Werkstatt aus Leidenschaft

04.01.2024 07:13 Uhr | Lesezeit: 5 min
Tesla Werkstatt
Hinter diesem Tesla verbirgt sich die Werkstatt von Jürgen Zimmermann. 
© Foto: Autoflotte

Jürgen Zimmermann ist Werkstattbesitzer und sehr erfolgreicher YouTuber zugleich. Seine Kundschaft fährt rein elektrisch und vor allem eine Marke: Tesla. Die Spezialität der Werkstatt sind Fahrwerkseinstellungen - wen wundert's?

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Kurzfassung
Jürgen Zimmermann hat sich ganz und gar auf E-Fahrzeuge spezialisiert. Seine Leidenschaft teilt er auf YouTube und begeistert damit seine ansehnliche Anhängerschaft. Sein Kanal hat eine große Bekanntheit.

Tesla macht keine Werbung, denn die Marke ist das Erlebnis selbst. Das weiß auch Jürgen Zimmermann. Jürgen hat eine Werkstatt und er repariert ausschließlich E-Autos, die meisten davon sind von einer Marke: Tesla. Er tut dies aus Leidenschaft. Dennoch schlagen in der Brust des stets gut gelaunten Oberbayern zwei Herzen, als wir ihn in seiner Werkstatt (Autoteile Zimmermann) eine halbe Fahrstunde süd-westlich von München besuchen. Jürgen ist zugleich Tesla-Fan und -Kritiker. Das zeigt er in mehr als 160 Videos auf dem Videokanal YouTube.

Mit seiner direkten, unterhaltsamen und manchmal auch provokanten Art erreicht der Werkstattleiter mehr als 43.000 Abonnenten - einige Videos werden sogar von fast doppelt so vielen Menschen geschaut. Jürgen informiert und unterhält. Im Grunde arbeitet Jürgen gegen die Flüsterpost an, die in der Welt der E-Modelle sehr aktiv ist, dabei oft polarisierend wirkt und deshalb medial immer gut funktioniert - auch wenn es nicht immer der Sache dient. Wir wollten von ihm erfahren, warum er so aktiv in den sozialen Netzen ist und welche Ratschläge er Tesla-Fahrern geben kann. Das Video zu unserem Besuch gibt es auf dem Autoflotte-YouTube-Kanal.

Zehn Jahre lang führte Jürgen Zimmermann bereits seine freie Werkstatt, als 2015 der erste Tesla ins Haus kam - und zwar sein eigener. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich vieles für ihn. Zwar war er nie ein klassischer Petrol-Head, dafür erfasste ihn das E-Fieber vom ersten Tritt aufs stromernde Gaspedal an. Den Anfang machte allerdings nicht der Tesla, sondern ein Opel Ampera-E.

Beste Entscheidung

Die ersten Eindrücke teilte und kommentierte Jürgen im Tesla-Forum - damit begann schleichend die zweite Karriere, die bis zum Durchbruch mit sehr viel Fleiß und Hartnäckigkeit einherging - und Konsequenzen hatte. 2019 entschied der Unternehmer, sich von all seinen Verbrenner-Kunden zu trennen. Ein Paukenschlag und ein Risiko. Denn im Gegensatz zur heutigen Zeit, wo nahezu an jeder großstädtischen Straßenkreuzung das Tesla-Emblem aufblitzt, waren die Kalifornier zwar Kult, aber nicht Standard. So attestierten ihm einige Werkstattkunden, dass die E-Mobilität keine Zukunft haben wird. Es kam anders. Heute sagt Jürgen stolz: "Das war die beste Entscheidung meines Lebens."

Nach der einschneidenden Entscheidung blieb Jürgen als Ein-Mann-Betrieb zurück. Er musste alles machen: Fahrzeugannahme, Teile bestellen, reparieren, Rechnungen schreiben und Kunden ansprechen. Diese neuen Kunden sollten - so Jürgens Hoffnung - anders ticken, als er es bislang erlebt hatte. Wo allzu oft der Preis alles bestimmte und die Loyalität gegenüber der fair arbeitenden Werkstatt oft kleingeschrieben wurde. Als Spezialist in einem kleinen, aber stark wachsenden Markt wollte er auch ein neues Miteinander zwischen Auftraggeber und Dienstleister etablieren.

Die Kunden sind unterschiedlich

Seine Tesla-Kunden vergleicht Jürgen mit Porsche-Fahrern: Tech-Nerds, deren Liebe zum Kfz auch der Werkstatt zugutekommt. 2020 heuerte der erste Praktikant an. Heute sind es zwei Gesellen, drei Festangestellte, zwei Damen im Büro und Jürgen selbst. In der 470-Quadratmeter-Werkstatt wird es mittlerweile gemütlich. Die heutigen Kunden sind Privatkäufer, Firmenwagenbesitzer, Taxi-Flottenbetreiber oder Vorstände. Einige wurden durch die YouTube-Videos auf die Werkstatt in Pflugdorf aufmerksam. Mit dem virtuellen Erfolg kamen praktische Probleme: "Uns erreichten an manchen Tagen bis zu 80 Kundenanfragen. Das kann man nicht mal alles lesen, wenn man nebenbei arbeiten muss. Es brauchte etwas Zeit, sodass wir nun sowohl die Bestandskunden als auch die Neukunden mit bester Qualität bedienen können", berichtet Jürgen.

Kommen wir in die Werkstatt: Bei den Arbeiten widmet sich das Team der laut Jürgen größten Achillesferse des Teslas: die Fahrwerkseinstellung. Zwar nennt sich in dessen US-Heimat die Schnellstraße vollmundig "Highway", aber wirklich hoch dreht die Tachonadel dort nie. In Deutschland hingegen gibt es bekanntlich kein Tempolimit, was dennoch nicht heißt, dass die PS-starken E-Boliden mit Vollgas im Dauereinsatz fahren können - das stresst die Batterien zu sehr.

Mehr Fahrqualität

Aber es geht bei uns schneller, kurviger und anspruchsvoller für die Kolben und Dämpfer des Fahrwerks zu als in Nordamerika. So lautet die Vorgabe an Jürgens Team: die Fahrqualitäten der deutschen Premiummarken in den US-Boy zu bringen. Grundsätzlich ist laut Jürgen das Fahrwerk beim Tesla recht schlecht eingestellt, denn die Toleranzen sind riesig - seine weit ausgebreiteten Arme verdeutlichen dies. Seine Ableitung: Man teilt die Tesla-Toleranzen durch zehn und versucht, das Fahrwerk dahin zu bekommen.

Das Überraschende ist: Die nötigen Einstellungen sind oft ohne Spezialwerkzeug möglich, wie Jürgen in Do-it-yourself-Clips zeigt. Die größere Baustelle sind die Bauteile, die laut dem jungen Bayern oft nicht auf Langlebigkeit ausgelegt sind. Deshalb haben die Oberbayern eigene Bauteile entwickelt und patentieren lassen. Gefertigt werden diese exklusiv von einem Partner.

Werbung und Hilfe zugleich

Im Binnenverhältnis des Tesla-Lagers verordnet sich Jürgen ziemlich mittig: Weder trägt er die rosarote Fanboy-Brille und reagiert auf Kritik an der Marke mit Gegenvorwürfen, noch ist er frei von kritischen Gedanken, was den US-Autobauer betrifft. So würde sich Jürgen auch freuen, wenn er künftig weniger am Fahrwerk nachjustieren müsste. Genug zu tun gäbe es für ihn dennoch. Geklickt werden auf dem YouTube-Kanal vor allem Aufreger-Themen, dennoch werden diese sachlich eingeordnet und mit Know-how unterhaltsam präsentiert.

So dienen die Videos der Beratung seiner Kunden. Getreu dem Motto: Ihr habt ein Problem? Ich löse es und zeige dies in einem Video. Am Ende können Jürgen und sein Team als Vorbild für andere freie Werkstätten dienen und die alte Weisheit mit Leben füllen: Wer nicht mit der Zeit geht …

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