Alternative Energieerzeugung
Erhöhte Nachfrage führt zu preiswerteren Lösungen. Und auch der Wirkungsgrad von Erdwärmeanlagen, Luft-Wärmepumpen und Solarmodulen erhöht sich beständig. Mit einer gewissen Anschubfinanzierung könnten Handwerksbetriebe ihre Strom- und Heizkosten in Zaum halten.
Die Mehrheit der Deutschen will auf die gestiegenen Heizkostenabrechnungen für 2010 reagieren und diesen Winter die Energiekosten senken. Das ging aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Finanzinstituts Comdirect hervor. Weiter hieß es in der Mitteilung: Jeder Zweite plane, nur noch die Räume zu erwärmen, in denen er sich hauptsächlich aufhält. Ein Drittel gab sogar an, in der kalten Jahreszeit öfters einen dicken Pullover oder ein zweites Paar Socken anzuziehen, um ein böses Erwachen bei der Heizkostenabrechnung zu vermeiden.
Inhaber von Servicebetrieben, die den eigenen Mitarbeitern in Büro, Schauraum und Werkstatt eine solche Vorgehensweise vorschreiben, werden höchstwahrscheinlich verständnislose Blicke ernten. Schließlich gibt es weitaus clevere Wege Energie zu sparen. Wie in einer vorherigen Ausgabe (asp 9/2011) eingeleitet, kann es sich für Unternehmer lohnen, die benötigte Energie selbst zu produzieren. Neben Anlagen nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung, wobei die Abwärme als Nebenprodukt der Stromerzeugung durch kleine Blockheizkraftwerke im eigenen Keller genutzt wird, können sich Investitionen in andere nachhaltige Energiekonzepte auszahlen. Beispielhaft seien hier Fotovoltaikanlagen, Sonnenkollektoren und Wärmepumpen genannt. Die Investitionskosten amortisieren sich in den meisten Fällen sehr schnell. Die Anschaffungskosten beispielsweise einer Wärmepumpe sind je nach Anbieter und Art in der Regel um rund 2.000 Euro höher als bei der herkömmlichen Gasheizung. Wärmepumpen nutzen Temperaturunterschiede zur Außenluft, des Grundwassers oder in der Erde gespeicherte Energie.
Hoher Wirkungsgrad
Ein wesentlicher Beitrag zur Lösung der Energieprobleme liegt uns wortwörtlich zu Füßen: Die Energiegewinnung aus dem Erdreich über Erdwärmesonden oder oberflächennahe Erdwärmekollektoren ist die häufigste Art der Nutzung. In einem geothermischen Großkraftwerk erreichen die senkrecht in den Boden eingelassenen Sonden eine Tiefe von einigen Hundert bis zu 2.000 oder 3.000 Metern, je nach Region. Grund: In Mitteleuropa erfolgt ein Temperaturanstieg um rund drei Grad pro 100 Metern Tiefe. Gewerbebetriebe und Privathaushalte in der Nähe eines Kraftwerks können von diesem umweltfreundlich produzierten Strom bzw. Warmwasser profitieren. Möchten Betriebe selbst Energie erzeugen, bieten sich auf dem eigenen Grundstück installierte und oberflächennahe Erdkollektorsysteme an. Diese funktionieren bereits ab einer Tiefe von einem Meter und haben durchschnittlich einen hohen Wirkungsgrad: Eine Kilowattstunde (kWh) eingesetzter Strom ergibt häufig drei bis vier kWh erzeugten Strom. Der Anbieter Zent-Frenger wirbt sogar mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 4,6. Mit der JAZ wird das Verhältnis der Nutzenergie zum Energieaufwand beschrieben. Das heißt, aus einer kWh Strom liefern Anlagen des Leonberger Unternehmens mindestens 4,6 kWh Nutzwärme. „In besonderen Fällen, wenn etwa Heizen und Kühlen gewünscht wird, kann dieser Wert sogar auf über 7 gesteigert werden“, erklärte Geschäftsführer Fritz Nüßle auf Anfrage.
Da ein Großteil der Geothermie-Technik kaum Verschleiß oder Abnutzung ausgesetzt ist, fallen Servicekosten nur für die mechanischen Teile, wie die Wärmepumpe, die hydraulischen Ventile, Regelungstechnik etc. an. Im Vergleich zu manchen konventionellen Systemen liegen die Wartungskosten sogar niedriger, so Nüßle. Weitere Anbieter erhalten Interessenten beim Bundesverband Geothermie (GtV), der auf seiner Internetseite eine Liste der Mitgliedsfirmen bereitstellt.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine Luft-Wärmepumpe zu installieren. Stromerzeugung und Gebäudeheizung bzw. -kühlung sind sogar bei Außentemperaturen unter dem Gefrierpunkt möglich, da einzig der Temperaturunterschied zum Kühlmittel der Wärmepumpe ausschlaggebend ist und energetisch genutzt wird. Eine weitere Möglichkeit der Energieversorgung liegt in der Nutzung der Sonnenstrahlen. Da viele Kfz-Betriebe über viel ungenutzte Dachfläche sowie einen großen Hof verfügen, könnten Dachmodule sowie die clevere Kombination Carport und Solarkollektoren einen Beitrag zur Lösung vieler Energieprobleme bringen. Ein Anbieter ist die Energiebau Solarstromsysteme GmbH. Die Kölner entwickeln Halterungssysteme und arbeiten bei der Installierung mit den führenden Modulfabrikanten zusammen. Das Unternehmen war beispielsweise an der Montage einer Solartankstelle beim TÜV Nord beteiligt (vgl. asp 11/11). Die eStATION in Hannover-Döhren besteht aus Carports mit Fotovoltaikzellen des Herstellers Schott Solar auf den Dächern. Energiebau kombiniert die Auslieferung und Montage von Fotovoltaik-Anlagen mit einer Finanzierungsberatung. Weitere Anbieter und Informationen gibt der Bundesverband Solarwirtschaft auf seiner Homepage. Martin Schachtner
▶ Wärmepumpen: Erzeugung thermischer Energie aus Luft, Grundwasser bzw. dem Erdreich
▶ Geringe Servicekosten: Geothermische Anlagen sind nur geringfügiger Abnutzung ausgesetzt
▶ Solarport: Kombination aus Fotovoltaik-Anlage und Carport – Parkdächer zur Energieerzeugung genutzt
- Ausgabe 12/2011 Seite 60 (371.7 KB, PDF)