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Nicht aussitzen

20.04.2012 12:02 Uhr

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Kapitaldienstfähigkeit

Die Eurokrise, erhöhte Eigenkapitalforderungen (Basel III) und nicht zuletzt das Misstrauen der Banken untereinander bilden eine gefährliche Gemengelage. Kreditnehmer, die das unterschätzen, tun sich unter Umständen schwer bei Kreditverhandlungen. Ein aktueller Praxisfall.

Die Zahlen, die ihm von seiner Bank präsentiert werden, verdeutlichen es schwarz auf weiß: Sebastian M., Unternehmer aus Bremen, hat im Verlauf des vergangenen Jahres, einfach ausgedrückt, mehr ausgegeben als eingenommen. Die Folge: seine Kapitaldienstfähigkeit, also die Fähigkeit, seine Zins- und Tilgungsleistungen problemlos aus seinen Einnahmen zu finanzieren, befindet sich an einem kritischen Punkt. Ohne strukturelle Verbesserungen in seinem Ausgabeverhalten sieht das Kreditinstitut keine Möglichkeit, der von M. beantragten Kreditverlängerung seines Betriebsmittelkredites zuzustimmen. Diese Botschaft teilt ihm der Bankberater seines Kreditinstituts unmissverständlich mit. Und damit nicht genug. Sollte er keine Konsolidierung seiner Finanzen herbeiführen, müsste er „vor dem Hintergrund der sich ändernden Kreditvergabepolitik“ seiner Hausbank mit einer zusätzlichen Kürzung seines Überziehungskredits auf dem Geschäftskonto rechnen.

Warnungen unterschätzt

Unternehmer M. hat in diesem Zusammenhang die bisherigen, zugegeben zurückhaltenden Hinweise seines Kundenberaters nicht sehr ernst genommen. Sonst wäre ihm nämlich aufgefallen, dass er bereits während des vergangenen Jahres einen Teil seiner Betriebsausgaben über den Kontokorrentkredit finanzierte und diesen im Jahresverlauf von ursprünglich genehmigten 30.000 Euro auf nunmehr fast 50.000 Euro „stillschweigend“ erhöht hat.

Da seine Bank dies trotz der erwähnten warnenden Hinweise aber zugelassen und damit letztlich mitverantwortet hat, ging M. stets davon aus, dass diese aus seiner Sicht nur vorübergehende Liquiditätsschwäche keine Auswirkungen auf das Verhalten seines Kreditgebers haben würde. Darüber hinaus tröstete er sich mit dem Gedanken, dass die Bank an den Kontoüberziehungen ja selbst kräftig mitverdient. Für ein klärendes Gespräch mit seinem Kundenberater sah er darum keinen Anlass. Jetzt geht die Initiative zu diesem eher unerfreulichen Dialog von der Bank aus. Während des Gesprächs wird M. mit dem bei Bankinstituten üblichen Formular („Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit“) konfrontiert.

Wichtige Prognosen

Dieses Formular hält seine Ausgabe- und Einnahmeseite nicht nur während der beiden letzten Jahre fest, sondern beinhaltet auch eine Bankprognose seiner Kapitaldienstfähigkeit des laufenden und des nächsten Jahres. Die darin enthaltenen Zahlen hat die Bank auf der Basis der von M. und seinem Steuerberater regelmäßig eingereichten Unterlagen wie den betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) und den Einkommensteuerbescheiden ermittelt.

Nicht eindeutig zuzuordnende Auszahlungen werden von der Bank dabei als Privatentnahmen angesehen. Genau an dieser Position scheiden sich die Geister. Während M. bisher die Überzeugung vertrat, dass seine Privatentnahmen seinem tatsächlichen Lebensstil entsprechen, beurteilt seine Bank deren Höhe als „eindeutig überdurchschnittlich und unangemessen“, so dass aus Sicht des Kreditgebers hier ein wesentlicher Grund für die Verschlechterung der Kapitaldienstfähigkeit von M. liegt. Der Bankmitarbeiter muss sich von M. aber auch Kritik anhören. Immerhin, so argumentiert der Unternehmer, habe die Bank die schrittweise Erhöhung des Kontokorrentkredites zugelassen, ohne klar und deutlich auf die besorgniserregende Entwicklung hinzuweisen. M. ging vor diesem Hintergrund eben von einer nach wie vor akzeptablen Situation aus.

Wirksam und schnell gegensteuern

Im Ergebnis kommen beide Seiten nun überein, dass M. gemeinsam mit seinem Steuerberater innerhalb eines Zeitraumes von drei Wochen Sparpotenziale vor allem bei seinen Privatausgaben ermittelt und ebenfalls zeitnah realisiert. Auf der anderen Seite wird die Bank prüfen, ob die sehr ehrgeizigen Tilgungsraten der von M. ebenfalls aufgenommenen weiteren Betriebsdarlehen auf ein vertretbares Maß gekürzt werden können.

Diese Maßnahme würde M. einen jährlichen Liquiditätsgewinn von immerhin rund 8.000 Euro bringen. Darüber hinaus ist die Bank bei entsprechender Umsetzung des vorzulegenden Konzepts von M. bereit, das in wenigen Monaten fällige Darlehen bereits heute zu günstigeren Konditionen zu verlängern, was zu einer weiteren Verbesserung seiner Kapitaldienstfähigkeit führen würde. Michael Vetter

Check-Liste:

Führen Sie, je nach Ihrer persönlichen Einschätzung, mehrmals pro Jahr selbst eine Ermittlung Ihrer Kapitaldienstfähigkeit durch. Bank und Steuerberater können Ihnen die dazu erforderlichen Daten liefern. Darüber hinaus können Sie Ihre eigenen Daten mit denen Ihrer Bank abgleichen.

Reagieren Sie prompt, wenn sich Liquiditätsprobleme andeuten. Suchen Sie dazu, falls erforderlich, ein kurzfristiges Gespräch mit Ihrer Bank.

Vermeiden Sie, soweit möglich, eine erhöhte Inanspruchnahme Ihres Überziehungskredits. Spielen Sie dagegen eher die Optionen eines möglichen meist weitaus preiswerteren Darlehens mit Ihrer Bank durch. Bei einer dennoch erforderlichen kurzfristigen Finanzierungsergänzung durch Ihren Überziehungskredit treffen Sie klare Vereinbarungen über Zeitraum und Höhe dieser Überziehung.

Verschaffen Sie sich zusätzlich und ebenfalls regelmäßig einen realistischen Überblick über Ihre Vermögenssituation, in dem Sie Ihr Vermögen und Ihre Verbindlichkeiten, marktgerecht bewertet, gegenüberstellen.

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