Beim Spindelantrieb, der heute hauptsächlich in Überflur-2-Säulen-Bühnen verbaut ist, wird die Hubbewegung über eine elektrisch angetriebene Gewindespindel erzeugt, auf der sich eine Tragmutter mit Lastarmen axial auf- und abbewegt. Zusätzlich ist eine Sicherheitsmutter verbaut, die im Schadensfall den Absturz des Pkw verhindert. Charakteristisch ist die mechanische Selbsthemmung: Bei geringer Spindelsteigung bleibt die Hubposition auch ohne aktive Sicherung erhalten.
Hydraulisch angetriebene Hebebühnen arbeiten hingegen mit einem geschlossenen Ölsystem. Eine Hydraulikpumpe fördert Öl in die Zylinder, die das Hubteil anheben. Bei kostengünstigen Systemen braucht es als Absturzsicherung mechanische Klinken, die die Last auf Position halten. Nachteil dieser Klinken ist die Sperr- und Entriegelungsfunktion, die durch ein kurzes Anheben aktiviert wird. Hiermit sind millimetergenaue Einbauarbeiten, wie beim Motortausch, nur sehr schwer möglich. Hydrauliksysteme ermöglichen jedoch hohe Kräfte bei vergleichsweise einfacher Mechanik und sind daher bei schweren Fahrzeugen weit verbreitet.
Vor- und Nachteile
"Spindelantriebe überzeugen durch hohe Haltesicherheit und sehr präzise Höhenverstellung", sagt Marc Weinmann, Geschäftsführer der Weinmann Werkstatt-Technik GmbH aus Chieming. "Ein weiterer Vorteil ist ihre Flexibilität. Die Hebebühne kann dank ihrer großen Grundplatten schnell und einfach an verschiedenen Orten in der Werkstatt auf- und abgebaut werden." Voraussetzung ist lediglich eine ebene Fläche aus Spezialbeton (u.a. Beton des Typs C 20/25). Viele Werkstätten schätzen auch die Möglichkeit, da die beiden Säulen der Spindel-Überflur-2-Säulen-Bühnen lediglich durch ein Stromkabel verbunden sind, auch hochbauende Fahrzeuge ohne Beschränkung durch ein Portal hochheben zu können. "Da ein fest montiertes Portal fehlt, ermöglicht der Spindelantrieb auch eine breitenvariable Aufstellung", so Weinmann.
"Darüber hinaus lassen sich an viele Anlagen mit Spindelantrieb sehr einfach Radgreifer montieren, was die Einsatzflexibilität nochmals erhöht." Zudem erfordert die Wartung der mechanischen Komponenten - insbesondere von Tragmutter und Spindel - nur geringen zeitlichen und technischen Aufwand. Aus den oben genannten Gründen kommt diese Art von Antrieb bei Überflur-2-Säulen-Hebeanlagen mit Tragarmen sehr häufig in Kfz-Werkstätten zum Einsatz. Der Hauptnachteil dieser Technik liegt, wie auch bei der hydraulischen Bühne, im hohen Platzbedarf zu den beiden Längsseiten. Auch behindern bei 2-Säulen-Bühnen mit Tragarmen die beiden Säulen das Öffnen der vorderen Fahrzeugtüren, was bei Diagnosearbeiten hinderlich sein kann. Hinzu kommen die niedrige Hubgeschwindigkeit und ein zum Teil höherer Energiebedarf.
- Ausgabe 12/2025 Seite 038 (1013.1 KB, PDF)
""Ölwechsel, Dichtungsprüfung und das Risiko von Leckagen erfordern Kontrollen." "
Marc Weinmann, Weinmann Werkstatt-Technik
Hydraulische Systeme punkten durch hohe Hubkraft und hohe Hubgeschwindigkeit. Zudem lassen sie sich in die verschiedensten Hebeanlagen-Bauformen leicht und platzsparend integrieren. Ihre Stärken können hydraulische Systeme vor allem jedoch in sogenannten 2-Stempel-Unterflurhebebühen mit Tragarmen ausspielen. "Da die Hydraulik zusammen mit dem Hebestempel im Boden versenkt ist und die Tragarme am Kopf des Stempels montiert sind, können am hochgehobenen Fahrzeug die Türen ungehindert geöffnet werden", erklärt Weinmann. "Das ist bei Diagnosearbeiten von großem Vorteil." Hinzu kommt, da die Stempel bei Nichtgebrauch im Boden versenkt sind, dass die Hebebühnen-Fläche auch als gewöhnlicher Arbeitsplatz genutzt werden kann. Doch auch wenn ein Fahrzeug angehoben ist, sind die Platzverhältnisse um die Stempel sehr viel großzügiger, als bei einer 2-Säulen-Hebeanlage.
Auch in Sachen Einsatz-Flexibilität stehen hydraulische Anlagen den mechanischen Systemen in nichts nach. Eine große Auswahl an Aufnahmen macht sie auch für das Anheben von E-Fahrzeugen verwendbar. Sogar die Montage von Radgreifern ist möglich. Ihr Nachteil liegt jedoch im Wartungsaufwand. "Ölwechsel, Dichtungsprüfung und das Risiko von Leckagen erfordern sorgfältige Kontrollen", so Weinmann. "Zudem sind bauliche Voraussetzungen, wie Fundamentaussparungen und flüssigkeitsdichte Wannen zu berücksichtigen." Auch regionale Umweltgesetzgebungen, beispielsweise zum Grundwasserschutz, sind zu beachten. So sind in der Regel öldichte Wannen vorgeschrieben.
Qual der Wahl
Die geeignete Antriebsart hängt wesentlich vom Werkstattschwerpunkt ab. Für klassische Pkw-Services ist eine Spindel-2-Säulen-Hebebühne oft die bessere Lösung - sie ermöglicht präzises Arbeiten bei geringer Bauhöhe. Bei häufigen Hubs, größeren Fahrzeugen oder Transportern empfiehlt sich hingegen eine hydraulische 2-Säulen-Variante (Stempel- oder Säulenprinzip), da sie schneller und kraftvoller arbeitet. Hinsichtlich Energieeffizienz unterscheiden sich die Antriebssysteme je nach Einsatz: Hydraulische Bühnen verbrauchen lediglich beim Heben Energie, halten jedoch die Position drucklos. Spindelantriebe benötigen Energie für jede Bewegung, profitieren aber von ihrer Selbsthemmung im Stillstand. Geräuschentwicklung und Vibrationen sind bei Spindelanlagen zudem meist höher.
"4-Säulen-Hebebühnen mit Fahrbahn finden bis heute ihren Einsatz vor allem bei Achsvermessung und der Fahrwerksdiagnose", so Weinmann. "Hier finden sich beide Antriebsarten, wobei hydraulische Lösungen bei langen Fahrbahnen und hohen Traglasten Vorteile bieten." Hingegen arbeiten Spindelantriebe beispielsweise beim Aggregatetausch sehr viel präziser.
"Ein pauschales ,besser' oder ,schlechter' gibt es bei beiden Antriebssystemen nicht. Entscheidungskriterien sind viel eher der Fahrzeugtyp, Raumverhältnisse, Nutzungsfrequenz, Wartungskapazität und Umweltanforderungen", sagt Weinmann. Eine kleine Spezialwerkstatt mit präzisionsorientiertem Arbeiten profitiert meist von einem Spindelantrieb. Dieser ist erste Wahl bei mittleren Traglasten, präziser Höhenverstellung und minimalem Wartungsaufwand - ideal für Pkw-Werkstätten und Wartungs- und Servicearbeiten am Fahrwerk. Großbetriebe mit hoher Auslastung und gelegentlich schweren Fahrzeugen fahren mit hydraulischen Systemen besser. Gerade bei hoher Nutzungshäufigkeit sind schnelle Hubzyklen von Vorteil.
Die Wahl des richtigen Antriebssystems ist damit keine reine Preisfrage, sondern eine Abwägung von Präzision, Kraft, Wartungsaufwand und Umweltbewusstsein - um so langfristig Effizienz und Sicherheit im Werkstattalltag zu gewährleisten.