Mehr Neuwagen, stabile Gebrauchtfahrzeuge, rückläufiger Service: Das Deutsche Kfz- Gewerbe (ZDK) hat eine durchwachsene Bilanz des Autojahres 2014 vorgelegt. In Bezug auf das Umsatzwachstum war das letzte Jahr zwar "insgesamt zufriedenstellend", so ZDK-Präsident Jürgen Karpinski Ende Februar in Berlin.
Die Kfz-Betriebe erlösten insgesamt 147,8 Milliarden Euro und damit 6,6 Prozent mehr als im Jahr davor. Bei der Rendite hapert es aber nach wie vor. Nach vorläufigen Angaben ist die durchschnittliche Rendite in der Branche mit 1,0 bis 1,2 Prozent sogar noch etwas niedriger ausgefallen als im Vorjahr (1,3). "Das ist absolut nicht ausreichend, um damit die steigenden Anforderungen an die Autohäuser und Werkstätten dauerhaft erfüllen zu können", unterstrich Karpinski.
2015 weniger Neuzulassungen
Für das laufende Jahr erwartet der Branchenverband eine relativ stabile Geschäftsentwicklung. Aufgrund der geringen Wachstumsprognosen der Wirtschaftsinstitute und der Krisen in Russland und der Ukraine rechnet der ZDK mit etwa 2,95 Mio. Neuzulassungen. Das wären etwas weniger als die 3,04 Mio. Einheiten 2014. Die Bereiche Gebrauchtwagen und Service sollen sich auf Vorjahresniveau bewegen. Marktimpulse gab es 2014 nur bei den gewerblichen Zulassungen. Fast 85.000 mehr verkaufte Neuwagen ließen den Umsatz in diesem Geschäftsfeld um sieben Prozent auf 55,7 Milliarden Euro steigen. Die Zahl der Privatkunden schrumpfte dagegen auf nur noch 36,2 Prozent. Karpinski: "Sie bedienen sich immer häufiger im Bereich der jungen Gebrauchtwagen."
Diese günstigeren, aber neuwertigen Fahrzeuge speisen sich aus den kurzen Händler- und Herstellerzulassungen. 2014 fasste der Pool über 900.000 Einheiten. Der Anteil an den Neuzulassungen übertraf mit 29,8 Prozent sogar leicht das hohe Niveau des Vorjahres (29,7 Prozent). Der Trend macht sich auch im GW-Geschäft bemerkbar: Obwohl die Besitzumschreibungen stagnierten, setzte das Kfz-Gewerbe im vergangenen Jahr 51,9 Milliarden Euro mit dem Handel von Gebrauchtwagen um - ein stattliches Plus von 12,5 Prozent gegenüber 2013.
Zahl der Betriebe konstant
Die Zahl der Betriebe blieb nach der Zählung des Verbandes konstant: Ende 2014 gab es demnach insgesamt 38.500 Autohäuser. Davon entfielen 17.500 auf fabrikatsgebundene und 21.000 auf freie Betriebe. Dort arbeiteten 462.000 Menschen in technischen und kaufmännischen Berufen, 2.000 mehr als im Jahr davor. Auch die Zahl der Auszubildenden stieg: Zum 30. September wurden fast 27.000 Lehrlingsstellen neu besetzt (plus vier Prozent). Insgesamt werden in der Kfz-Branche derzeit 90.700 junge Menschen ausgebildet (plus 3,7 Prozent).
Eine Milliarde weniger beim Service
Zu bröckeln beginnt aber die wichtige Umsatzsäule Service. Wegen steigender Fahrzeugqualität und verlängerter Serviceintervalle erwirtschafteten die Werkstätten mit 29,9 Milliarden Euro eine Milliarde weniger als 2013. Der ZDK machte für den Rückgang auch das milde Winterwetter zu Jahresbeginn verantwortlich. Das habe zu weniger Unfallschäden und damit reduzierten Umsätzen bei Reparatur und Instandsetzung geführt, berichtete Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk. Außerdem lasse die verlängerte Lebensdauer fast aller Verschleißteile im Fahrzeug die Zahl der Verschleißreparaturen kontinuierlich sinken. Lag die Zahl der Reparaturen pro Pkw laut DAT-Report im Jahr 2005 noch bei 0,79, ist sie 2014 auf ein Allzeittief von 0,55 gesunken. Auch die Kosten pro Wartung gingen im Jahr 2014 auf durchschnittlich 245 Euro zurück, das waren 6,1 Prozent weniger als im Jahr 2013 mit 261 Euro.
ATU-Dumpingangebot in der Kritik
Kritik übte Karpinski an der zu Jahresbeginn lancierten ATU-Werbekampagne, in der Kunden "Werkstattleistungen inklusive Material um 30 Prozent günstiger als in der Vertragswerkstatt" angeboten werden. Zwar sei diese Art der Werbung rein rechtlich nicht zu beanstanden, es bleibe aber ein fader Beigeschmack. "Ein Unternehmen, das wirtschaftlich offenbar auf wackligen Beinen steht und auch durch den Forderungsverzicht kommunaler Gläubiger in dreistelliger Millionenhöhe am Leben gehalten wurde, sollte sich dem fairen Wettbewerb im Servicemarkt stellen und nicht durch Dumpingangebote zum Verramschen von hochwertigen technischen Dienstleistungen beitragen", forderte der ZDK-Chef. Dumping bringe nur "kurzfristigen Erfolg, aber dauerhafte Pleite".
Mehr Druck gegen Rabattschleuderei
Fabrikatsbetrieben will ZDK-Vizepräsident Ulrich Fromme im Kampf gegen Internetvermittler Munition liefern. Nach Verbandsschätzung werden über diesen Kanal bis zu 80.000 Autos im Jahr verkauft. Die Auswirkungen auf die Preise in der ganzen Branche sind aber viel größer. Der ZDK äußerte nun Zweifel, dass die Geschäfte mit geltenden Händlerverträgen vereinbar sind.
Riskante Zusammenarbeit
Basis dafür ist die Argumentation des Branchenanwalts Uwe Brossette von der Kölner Kanzlei Osborne Clarke, der in Vermittlungsgeschäften einen Angriff auf die quantitative Selektion sieht. Fromme erläuterte dies am Beispiel von Autohaus24.de: In dem zugrundeliegenden Vermittlungsvertrag würden zunächst Rabatte und Provisionen zwischen der Plattform und dem Händler vereinbart. Erst danach gehe Autohaus24 mit diesen Nachlässen auf Kundensuche. Das Portal stehe damit eindeutig im Lager des Händlers und sei insofern dessen ständiger Vermittler. "Wir werden uns die Regelungen zum Einsatz ständiger Vermittler in den Händlerverträgen der einzelnen Fabrikate sehr genau ansehen", so Fromme. In den meisten Händlerverträgen sei die ständige Vermittlung nämlich entweder ganz ausgeschlossen oder bedarf der vorherigen Zustimmung des Herstellers.
"Sofern eine solche Zustimmung nicht vorliegt oder die ständige Vermittlung vertraglich ausgeschlossen ist, verstößt ein Händler gegen seinen Händlervertrag, wenn er mit Autohaus24.de zusammenarbeitet", so Fromme. Entsprechend sei der Hersteller verpflichtet, den Händler zur Unterlassung aufzufordern und das vertragswidrige Verhalten zu unterbinden.
Gefahr von Kontrollverlust
Ansonsten könnten Schadenersatzpflichten entstehen. Zugleich hätten dann die vertragstreuen Händler ebenfalls Anspruch auf den Einsatz ständiger Vermittler. "Damit könnte der Hersteller die Kontrolle über sein Vertriebsnetz verlieren, was ganz und gar nicht in seinem Interesse liegen dürfte", sagte der Verbandsvertreter. Händlerverbänden, die dies wünschen, will der ZDK auf Basis dieser Überlegungen konkrete Handlungsoptionen aufzeigen.