-- Anzeige --

Einstieg zum Aufstieg

19.05.2008 12:02 Uhr
Einstieg zum Aufstieg

-- Anzeige --

Meisterausbildung/Serie Teil 3

Kfz-Meistern stehen viele Türen offen. Nicht nur in Werkstätten und Autohäusern, sondern auch bei der Weiterbildung.

Elf Monate Knochenarbeit – das erwartet einen Kfz-Meister laut Ingo Meyer an der Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kraftfahrzeuggewerbe (BFC). "An der BFC mit ihren Standorten in Calw und Northeim wird viel geboten, aber auch viel verlangt", so der ehemalige Geschäftsführer des ZDK, der seit Anfang des Jahres die Geschäfte der BFC führt. Wie die offizielle Bezeichnung der Bundesfachschule verdeutlicht, werden hier vor allem betriebswirtschaftliche Kenntnisse mit klarer Ausrichtung auf das Kfz-Gewerbe vermittelt. "Wer sich heute als junger Kfz-Meister mit einem Betrieb in einer tragfähigen Größenordnung selbständig machen will, braucht betriebswirtschaftliches Know-how, das über die Inhalte der Meisterprüfung hinausgeht", unterstreicht Meyer. "Eine Ausbildung an der BFC ist aber auch eine gute Grundlage für den Aufstieg innerhalb eines Autohauses." Zugegeben, allein der Weg zum Meisterbrief ist lang und verlangt finanzielle und zeitliche Opfer. Der Gedanke, danach nochmals die Schulbank zu drücken, um eine weitere Stufe auf der Bildungsleiter zu erklimmen, ist hart.

Startrampe für die Karriere

Doch mit dem Betriebswirt/-in im Kfz-Gewerbe als zusätzlicher beruflicher Qualifikation steigen auch für angestellte Meister die Chancen auf gute Positionen wie etwa Kundendienstleiter, Leiter der Gebrauchtwagenabteilung oder Assistent der Geschäftsleitung eines Autohauses. "Die Meisterausbildung ist der Einstieg zum Aufstieg, quasi die Startrampe. Mit dem Kfz-Betriebswirt zünden sie die erste Stufe einer mehrteiligen Karriererakete", verdeutlicht Meyer. Die BFC wurde gegründet, um die Söhne und Töchter der Besitzer von Autohäusern auf die Übernahme des elterlichen Betriebs vorzubereiten. Offenbar realisierte die Gründergeneration bereits Anfang der 1960er Jahre, dass betriebswirtschaftliche Kenntnisse zur Führung eines Autohauses immer wichtiger werden. Nach wie vor gilt die BFC als "Kaderschmiede" des Kfz-Gewerbes. Rund die Hälfte der Absolventen übernehmen später den Familienbetrieb. Ein Blick in die Stellenanzeigen in Fachzeitschriften und Jobportalen im Internet zeigt, dass BFC-Absolventen in der Branche äußerst gefragt sind. Das Gros der Teilnehmer an der BFC-Ausbildung sind Automobilkaufleute. Kfz-Meister stellen derzeit lediglich zehn Prozent der Schüler. Dennoch müssen sie keine Bedenken wegen etwaiger Wissensdefizite gegenüber ihren kaufmännisch ausgebildeten Mitschülern hegen: "Die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, die in der Meisterausbildung vermittelt wurden, sind für den Start in der BFC durchwegs ausreichend", so Meyer. Wer allerdings schon beim Gedanken an Rechnungs-wesen, Marketing, Personalführung, Kalkulation, Steuer-, Wirtschafts- und Arbeitsrecht Alpträume bekommt, sollte genau überlegen, ob diese Weiterbildung für ihn richtig ist: Denn um diese Themen kreist auch der Lehrplan der BFC, der auf deren Webseiten veröffentlicht ist (Adressen s. Kasten S. 42).

Betriebswirt des Handwerks

Auf rund 1.200 Unterrichtsstunden kommen die BFC-Schüler während ihrer Ausbildung. Mit 400 bis 500 Einheiten fällt der Zeitaufwand für den "Betriebswirt (HWK)" deutlich geringer aus. Diese Weiterbildung steht allen Handwerksmeistern, sowie unter gewissen Voraussetzungen auch Führungskräften in Handwerksbetrieben oder mitarbeitenden Unternehmerfrauen offen. "Der gemeinsame Ansatz für die Qualifizierungen zum Betriebswirt im Kraftfahrzeuggewerbe und den Betriebswirt im Handwerk ist die Erkenntnis, dass das BWL-Wissen, das für den Teil 3 der Meisterprüfung vermittelt wird, nicht zur Führung eines Handwerksbetriebs ausreicht", erklärt Ingo Meyer. Beim Betriebswirt des Handwerks bilden die Themen Organisation und Planung, Finanz- und Rechnungswesen, Marketing, Volkswirtschaft und Recht das Gerüst des Rahmenlehrplans. Das Thema Handel, das ja selbst für kleinere Kfz-Betriebe mit Gebrauchtwagenhandel äußerst wichtig ist, klammert diese Ausbildung jedoch komplett aus. Außerdem sind die Inhalte breiter angelegt und konzentrieren sich nicht allein auf das Wissen, das zur Führung eines Kfz-Betriebs wichtig ist. Positiv ist allerdings, dass diese Fortbildung nicht nur in Vollzeit, sondern auch in Teilzeit sowie berufsbegleitend absolviert werden kann und dass sie von den verschiedensten Weiterbildungsträgern nahezu flächendeckend angeboten wird.

Absolventen der BFC, die nach höheren akademischen Weihen streben, haben ab September dieses Jahres die Möglichkeit, sich im Anschluss an ihren Betriebswirt im Kfz-Gewerbe an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach binnen 15 Monaten zum "Bachelor of Arts in Business Administration" mit Schwerpunkt Automotive zu qualifizieren. "Normalerweise dauert dieses Studium drei Jahre. Erfolgreiche Absolventen der BFC müssen nur noch 15 Monate an der FHDW studieren, um den Abschluss zu erreichen", erklärt Meyer. Alternativ dazu können sie dank eines Kooperationsabkommens auch an der US-amerikanischen Northwood University mit Standorten in Michigan, Florida und Texas binnen eines Jahres den "Bachelor of Business Administration" erwerben, ebenfalls unter weit- gehender Anrechnung des in Calw oder Northeim erworbenen Wissens.

Hochschulstudium möglich

Zwischen 20 und 25 BFC-Absolventen eines Ausbildungsjahrgangs nehmen dieses Angebot wahr. Ein weiterführendes Studium zum "Master of Business Administration" ist an der Nortwood University ebenfalls möglich. Voraussetzung für das USA-Studium ist neben dem Abschluss der BFC das Bestehen des TOEFL "Test of English as a Foreign Language" – und natürlich genügend Geld, um die Studiengebühren und die Kosten während des Aufenthalts bestreiten zu können. "Leider gibt es noch keine öffentlichen Förderkredite für dieses Auslandsstudium", bedauert Ingo Meyer. "Aber wir arbeiten daran, diese Situation zu verbessern." Ebenfalls in Arbeit ist eine Kooperation der BFC mit der Fachhochschule Südwestfalen, die ein berufsbegleitendes Fernstudium mit dem begehrten Bachelor-Abschluss anbietet – nicht zuletzt um eine Alternative zum Vollzeitstudium zu ermöglichen.

Studium finanzieren

Selbstverständlich werden auch für die Ausbildung an der BFC Studiengebühren fällig und für Unterbringung und den Lebensunterhalt muss ebenfalls gesorgt sein. Gut dran sind alle, die bislang noch kein Meister-BaföG in Anspruch genommen haben. Denn auch der Besuch der BFC kann dadurch finanziell unterstützt werden. Wer diese Fördermöglichkeit jedoch bereits für seine Meisterausbildung nutzte, hat grundsätzlich schlechte Chancen auf Meister-BAföG für Northeim oder Calw. Dennoch kann sich ein Gespräch mit dem zuständigen Amt für Ausbildungsförderung lohnen. Es gibt zahlreiche Ausnahmeregelungen und auch einen gewissen Ermessensspielraum des Bearbeiters. Für ein Studium an der FHDW kann der Studierende das "klassische" BAföG beantragen, und zwar unabhängig davon ob er bereits Meister-BAföG erhalten hat. "Mit einem akademischen Abschluss eröffnen sich attraktive Karrierechancen bei der Automobil-industrie und den Importeuren", weiß Meyer aus Erfahrung. "Hier hat sich in den letzten Jahren ein gewisses Kastendenken etabliert, so dass es heute ohne Hochschulabschluss schwer ist, in diesen Unternehmen Fuß zu fassen. Doch Bewerber, die mit praktischer Ausbildung, Meisterprüfung und Hochschulausbildung aufwarten können, sind hoch begehrt."

Das gilt in besonderem Maße für die Absolventen technischer Studiengänge. Junge Ingenieure, die eine Ausbildung im Kfz-Gewerbe absolviert haben, dürften zu den von den Unternehmen am intensivs-ten umworbenen Bewerbergruppen gehören. Für ehrgeizige Kfz-Meister, die der Betriebswirtschaft wenig abgewinnen können, ist diese Karriere-Alternative interessant. Um ein technisches Studium aufzunehmen, braucht man nämlich nicht unbedingt Abitur. Grundsätzlich gilt auch der Meisterbrief als Qualifikation für ein Studium. Da Bildung Ländersache ist, gibt es allerdings für jedes Bundesland eigene Bestimmungen zu Aufnahmeprüfungen, Vorbereitungskursen und sonstigen Zugangsvoraussetzungen. Anders als bei den betriebswirtschaftlich orientierten Weiterbildungen sind für ein Ingenieurstudium wirklich solide Mathematikkenntnisse und eine gewisse Begabung dafür erforderlich.

Zwar müssen auch bei den betriebswirtschaftlichen Studiengängen zum Teil durchaus anspruchsvolle Mathematik- und Statistikklausuren bestanden werden. Doch bei einem Ingenieurstudium taucht man noch viel tiefer in die Sphären der höheren Mathematik ein. Dies bestätigt Professor Norbert Schreier, Leiter der Studienrichtung Fahrzeugtechnik-Service an der Hochschule Esslingen. "Die Fächer Mathematik, Festigkeitslehre und der technischen Mechanik sind für Praktiker ohne Abitur eine besonders große Herausforderung", berichtet Schreier. "Abgesehen davon, dass es für alle Studenten, die vor dem Studium bereits längere Zeit berufstätig waren, unheimlich hart ist, fünf Tage die Woche mit der Aneignung von größtenteils theoretischem Wissen zu verbringen."

Grundsätzlich steht die Hochschule Esslingen auch Meistern ohne Abitur offen und bietet einige Zusatzkurse, um eventuell vorhandene Wissenslücken bereits vor dem Studienbeginn zu schließen. Studienbegleitende Aufbaukurse sind laut Schreier in Planung.

www.hs-esslingen.de

Bei Bewerbern mit Meisterbrief führt Dekan Professor Christof Wolfmaier stets ein persönliches Beratungsgespräch, um die Chancen und Risiken zu besprechen. "Wir wollen schließlich nicht, dass ein Bewerber blindlings in das Studium hineinstolpert. Er muss sich dessen bewusst sein, was auf ihn zukommt." Derzeit studiert ein Kfz-Meister an der Hochschule, mit dem Dekan Wolfmaier persönlich im Dialog steht: "Für diesen Studenten ist das Pensum hier hart, aber er schlägt sich wirklich wacker – und bildet damit den besten Beweis dafür, dass gute Leute immer eine Chance haben."

Eva Elisabeth Ernst

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


asp AUTO SERVICE PRAXIS Online ist der Internetdienst für den Werkstattprofi. Neben tagesaktuellen Nachrichten mit besonderem Fokus auf die Bereiche Werkstatttechnik und Aftersales enthält die Seite eine Datenbank zum Thema RÜCKRUFE. Im neuen Bereich AUTOMOBILE bekommt der Werkstatt-Profi einen Überblick über die wichtigsten Automarken und Automodelle mit allen Nachrichten, Bildergalerien, Videos sowie Rückruf- und Serviceaktionen. Unter #HASHTAG sind alle wichtigen Artikel, Bilder und Videos zu einem Themenspecial zusammengefasst. Außerdem gibt es im asp-Onlineportal alle Heftartikel gratis abrufbar inklusive E-PAPER. Ergänzt wird das Online-Angebot um Techniktipps, Rechtsthemen und Betriebspraxis für die Werkstattentscheider. Ein kostenloser NEWSLETTER fasst werktäglich die aktuellen Branchen-Geschehnisse zusammen. Das richtige Fachpersonal finden Entscheider auf autojob.de, dem Jobportal von AUTOHAUS, asp AUTO SERVICE PRAXIS und Autoflotte.