Zukunft im Service/Serie Teil 6
Die Eurominute
Effektivität ist nicht nur eine Frage großer strategischer Lösungen. Oft sind es Kleinigkeiten, die zum Erfolg führen. Warum Sie sich auch um den „Mist“ kümmern sollten, den „Kleinvieh“ macht, beschreibt Teil 6 unserer Serie zur Zukunft im Service.
Kennen Sie eines der wichtigsten Werkzeuge eines Beraters im Autohaus? Viele werden jetzt an einen Laptop oder einen Beamer, einen Moderationskoffer oder ähnlich Modernes denken. Falsch, alles falsch. Es ist und bleibt eine simple Dreimeter-Kabeltrommel mit einem Viererstecker! Warum? Weil man sowas schwer im Autohaus findet! Quatsch, höre ich Sie schon im Geiste sagen. Ein Seminarteilnehmer hat es genau wissen wollen und nahm mich nach dem Seminar mit zu sich in die Werkstatt und gab dem ersten Monteur, der des Weges kam den Auftrag, eine Kabeltrommel zu besorgen. Wir stoppten die Zeit: Es vergingen vier Minuten bis wir eine Kabeltrommel zur Verfügung hatten. Das ging doch noch schnell, werden jetzt wieder einige sagen. Und was soll eigentlich der Zirkus? Das kann ich Ihnen ziemlich genau erklären.
Die Eurominute
Haben Sie eine ungefähre Meinung darüber, was diese vier Minuten gekostet haben? Ich meine nicht den Stundenlohn, den der Mechaniker kostet. Nein. Ich meine den Umsatz, den der Monteur in diesen vier simplen Minuten hätte machen können? Nun – bei 60 Euro Stundenverrechnungssatz wären das vier Euro! Nochmals, um es auf der Zunge zergehen zu lassen: Jede Minute, die ein Monteur steht oder sucht oder wartet oder sonst was macht, außer produktiv zu sein, kostet einen Euro! Und wissen Sie auch, was mich in den Autohäusern, die ich berate nervös macht? Dass es keinen nervös macht, wenn ein Monteur da seelenruhig zehn Minuten auf eine Entscheidung wartet, einen Fahrzeugschlüssel oder ein Fahrzeug sucht, weil die Kundenparkplätze mal wieder von eigenen Fahrzeugen, vornehmlich Gebrauchtfahrzeugen belegt sind und die Kunden irgendwo hinter dem Haus parken mussten.
Warten heißt verlorene Zeit
Ja, wären wir beim Fußball. Dann würde der Schiedsrichter während der Spielverzögerungen einfach die Uhr anhalten und die verlorene Zeit nachspielen lassen. Bei Geschäftsjahren geht das aber nicht. Da kommt keiner und sagt: „Deine Monteure haben im Jahr 50 Stunden gestanden – wir lassen das Geschäftsjahr mal zwei Wochen später enden.“ Darum ist jede Minute, die ein Monteur steht, nicht nur für den Moment oder den Tag verloren, sondern unmittelbar für das Jahr! Diese Erkenntnis ist enorm wichtig, wenn es um die folgenden Gedanken geht. Fügt man nämlich diese zwei Komponenten, die Eurominute und die endliche Jahresarbeitszeit zusammen, dann bedeutet jede Minute, die ein Monteur steht oder sucht einen Euro weniger – und zwar unmittelbar am Jahres-Unternehmensgewinn! Nicht mehr einholbar, da die Zeit verflossen ist.
Zeit weg, Gewinn weg
In Unternehmen, die ich berate, mache ich gerne eine Prognose der Unternehmensgewinne, indem ich mir anschaue, wie viel Monteurzeit, inkl. Urlaub schon verflossen ist und wie viel Umsatz mit dieser Zeit generiert wurde. Dann schaue ich mir an, wie viel Zeit der Monteur noch im Restjahr da sein wird, Resturlaub mit eingerechnet. Wenn ich dann ganz großzügig bin und diese Stunden mit dem Stundenverrechnungssatz berechne, bekomme ich zusammen mit dem bereits generierten Umsatz einen prognostizierten Jahresumsatz. Dies dann mit dem Plan-Jahresumsatz ver-glichen zeigt mir, um wie viel sich voraussichtlich mein Gewinn schmälern wird.
Diese Rechnung im Juni durchgeführt, kann ich dann schon prognostizieren, wie groß der Verlust sein wird. Leider hat sich herausgestellt, dass es genau so, meistens noch schlimmer kommt. Im Download stellen wir Ihnen ein Web-basiertes Con-trolling-Tool vor, welches Ihnen tagaktuell zeigt, wo Sie stehen. Einfach anmelden und zwei Monate kostenlos testen.
Resturlaub ist Gift
Was sich darüber hinaus auch als Gift für das Ergebnis herausstellt, ist die immer noch übliche Praxis, dass Urlaub bis zum 31.03. genommen werden kann. Da kommen Sie nicht mehr runter, ohne richtig zu bluten! Gut, man muss Rückstellungen bilden etc. Aber so richtig habe ich noch keinen gesehen, der da vollkommen ruhig bleibt, wenn wir feststellen, was der genommene Resturlaub unter dem Aspekt der Eurominute gekostet hat. Vor allem, wenn man das ändern will, hat man die Monteure im betreffenden Jahr ja noch weniger zur Verfügung, was das Ergebnis noch gnadenloser in den Keller treibt. Von daher rate ich dazu, einmal in den sauren Apfel zu beißen und danach den Urlaub konsequent bis zum 31.12. des Jahres auf Null zu fahren.
Fassen wir zusammen: Um ein besseres Ergebnis im zeitlich gnadenlos festgeschnürten Rahmen des Geschäftsjahres zu erzielen, müssen Sie zusehen, dass Ihre Monteure nicht stehen und nicht suchen. Wann immer Sie einen Monteur sehen, der wartet, auf was auch immer, fragen Sie ihn warum das so ist und räumen Sie das Hindernis aus der Bahn! Jede Minute weniger stehen ist ein Euro mehr für Sie. Und immer, wenn ein Monteur etwas sucht, dann fragen Sie die Monteure, wie oft das vorkommt und besorgen Sie die entsprechenden Sachen.
Richtig investieren
Bei einem Euro pro Minute rechnet sich in dem vorgenannten Beispiel eine gute Kabeltrommel nach 40 Minuten, sprich nach zwei Wochen! Eine Wasserkanne einfachster Ausführung nach Minuten.Urplötzlich lassen sich Energieampeln an jedem Arbeitsplatz und Schlagschrauber für jeden, oder Mini-Akkuschrauber statt Schraubenzieher usw. ganz anders rechnen. Nicht „Was kostet das?“ sondern „Was bringt das?“ ist die richtige Frage. Ich verspreche Ihnen: Da geht so einiges! Georg Hensch
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- Ausgabe 11/2009 Seite 52 (276.3 KB, PDF)