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Anhängerprüfung: Anschluss an schweres Gerät

17.10.2022 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Truck-Trailer-Interface
Mit dem Truck-Trailer-Interface wird die HU im Nutzfahrzeugbereich erheblich erleichert.
© Foto: TÜV SÜD

Mit dem neu entwickelten Truck-Trailer-Interface (TTI) kann der HU-Adapter auch bei der Prüfung von Anhängern über 3,5 Tonnen eingesetzt werden. Das erleichtert den Prüfern die Arbeit, und erhöht die Qualität der Untersuchung.

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Kurzfassung

Die Untersuchung von Anhängern mit elektronischen Bremssystemen ist durch die Kombination von Truck-Trailer-Interface und HU-Adapter möglich - das erleichtert Prüfern die Arbeit und erhöht die Qualität der Untersuchung.

Der HU-Adapter wurde im Rahmen der wiederkehrenden amtlichen Prüfung von Kraftfahrzeugen (HU/SP) ab dem Jahr 2009 entwickelt. Mit ihm kann die Kommunikation an der OBD-II-Schnittstelle erfolgen. Ab 2015 wurde der HU-Adapter dann erfolgreich durch die Überwachungsorganisationen eingeführt und ist seitdem integraler Bestandteil fast jeder Hauptuntersuchung (HU) in Deutschland.

Von Anfang an war die elektronische Prüfung bereits auch für die Anhänger vorgesehen, unabhängig von ihrer Gesamtmasse. Da bei Anhängern keine OBD- Schnittstelle vorhanden ist, ist eine Adaption des HU-Adapters nicht ohne weitere Hilfsmittel möglich. Daher hat schon ab 2010 in der FSD - Zentrale Stelle eine kleine Projektgruppe mit der Entwicklung eines universalen Adapters für die Schnittstellenprüfung an Anhängern ihre Arbeit aufgenommen. Im Rahmen dieses Projektes sollte ein Gerät entwickelt werden, welches die elektronische Schnittstellenprüfung auch für Anhängerfahrzeuge mit ISO-7638-Schnittstelle ermöglicht, also der siebenpoligen runden Steckdose.

Ziel der Entwicklung war es, dem Prüfer mit dem Truck-Trailer-Interface (TTI) ein einfaches und intuitiv verwendbares Gerät zur Verfügung zu stellen, welches unter den besonderen Anforderungen des Prüfereinsatzes in Lkw- und Anhänger-Prüfstellen robust und lange einsetzbar ist.

Bei Anhängern der Fahrzeugklassen O3/O4, also den "großen" Anhängern wurde seit Ende der 80er-Jahre die ISO 7638 als standardisiertes System für die Übertragung von Signalen des Antiblockiersystems (ABS) zwischen Zugmaschine und Anhänger etabliert. 1997 wurde die Norm überarbeitet und in zwei Teile gesplittet, wobei der erste Teil (ISO 7638-1) für Systeme mit 24 Volt und der zweite Teil (ISO 7638-2) für Systeme mit 12 Volt bis heute Anwendung findet. Diese standardisierte Schnittstelle in Form einer siebenpoligen runden Steckdose findet sich damit an jedem aktuellen Anhänger und kann bei der Hauptuntersuchung genutzt werden.

Die siebenpolige runde Steckdose bot gleichzeitig die beste Grundlage, um ein Truck-Trailer-Interface für die HU zu entwickeln. Ein weiteres komplettes eigenes Scan-Tool für die Prüfung der Anhänger war daher nicht notwendig. Der Adapter sollte zudem die Technologie des HU-Adapters nutzen und sich perfekt in die Prozesse bei der Hauptuntersuchung integrieren lassen. Durch das Truck-Trailer-Interface kann der HU-Adapter jetzt direkt mit der ISO-7638-Steckdose verbunden werden.

Die Zielstellung der technologischen Umsetzung war damit klar definiert:

  • Möglichkeit der teilautomatisierten Prüfung
  • Einstieg in die Prüfung des Anhängers mit Nutzung der elektronischen Fahrzeugschnittstelle
  • effizientere Untersuchung der Anhängerbremse
  • Manometer für die Untersuchung der Anhängerbremse soll entfallen
  • effektivere Untersuchung der Anhängerbremse

Das Truck-Trailer-Interface wird direkt mit den Standard-Anschlüssen von Pneumatik, der lichttechnischen Einrichtung und dem elektronischen Bremssystem (EBS) des Zugfahrzeuges und Anhängers verbunden. Die vollständige Bedienung erfolgt bei TÜV SÜD über ein mobiles Endgerät, einem Tablet der neuesten Generation, während bestimmte Prüffunktionen auch direkt am Gerät angesteuert werden können. Die Energieversorgung (pneumatisch und elektrisch) erfolgt über das Zugfahrzeug. Zur Prüfung eines Anhängers ohne Zugfahrzeug kann das TTI das fehlende Zugfahrzeug simulieren. Die nötige Energie dazu muss dann in diesem Fall separat eingespeist werden.

Damit der HU-Adapter mit den ISO-CAN-Botschaften des jeweils angeschlossen Anhängers kommunizieren kann, muss nach dem Anstecken das TTI die Belegung der Pole an der ISO-Schnittstelle vom Fahrzeug und vom Anhänger selbständig erkennen, um die auf dem Diagnose-CAN gesendeten Nachrichten an die Seite des TTI mit dem Anhänger zu senden. Diese Fahrzeugerkennung erfolgt vereinfacht beschrieben über die Belegung der Pole in der Steckdose. Die Pole 6 und 7 der siebenpoligen Norm werden für Datenleitungen nach ISO 11992 genutzt. Da eine CAN-Bus-Verbindung für die Funktionalität des ABS-Systems nicht nötig ist, gibt es auch eine fünfpolige Variante des Steckverbinders, die ohne die Pole 6 und 7 auskommt. Wichtig allerdings sind die CAN-Botschaften nach ISO 11992, die für die Weiterverarbeitung im HU-Adapter und in der Bedienersoftware der FSD genutzt werden. Das TTI wird beide Varianten unterstützen.

Sprung bei Qualität und Effizienz

Zum Start der Einführung des TTI noch in diesem Jahr stehen daher mehrere Prüfvorgaben für Anhänger mit entsprechender Ausstattung zur Verfügung. Das betrifft die Erkennung von Auffälligkeiten über die Statusanzeigen, die Anzeige von Drücken, die Zuordnungen der ABS-Sensoren und wie bei einem Pkw der Status des ABV-Systems. Weitere Prüfverfahren sind der Nachweis des Druckaufbauverhaltens, die Bremswertvollaussteuerung, die Prüfung der elektrischen Versorgung und als wesentliches Prüfverfahren die Ausführungsprüfung durch den Nachweis der Zulässigkeit und der Darstellung der Parametrierung der Bremsanlage.

Die Nutzung der elektronischen Schnittstelle am Anhänger bei der Hauptuntersuchung bedeutet einen Sprung bei Qualität und Effizienz der Prüfung. Zur Darstellung der Prüfvorgaben für den Nutzer wird die gewohnte Bedienersoftware der FSD genutzt, allerdings kommen einige neue Symbole und Darstellungen für den Prüfer hinzu.

Bisher waren die Daten zu den Systemen und zu den Bremsanlagen im Anhänger dem Prüfer verborgen. Durch die Kombination HU-Adapter und TTI werden diese Daten jetzt übersichtlich dargestellt und mit den entsprechenden Herstellerdaten verglichen. Abweichungen werden als Auffälligkeit grafisch angezeigt und können durch den Prüfer bewertet werden.

In den letzten beiden Jahren wurde anhand einer Felderprobung die Eignung des neuen Gerätes getestet. TÜV SÜD war mit ausgewiesenen Experten am Feldtest beteiligt. Die ersten Truck-Trailer-Interfaces werden ab Ende des Jahres verfügbar sein. Unabhängig davon, ob die Nutzung des neuen Adapters durch den Gesetzgeber verpflichtend wird, unterstützt TÜV SÜD dessen Einführung als nächsten konsequenten technologischen Schritt zur Steigerung der Qualität und Effizienz bei der HU. TÜV SÜD plant daher seine Prüfstellen und Prüfer mit dem neuen TTI im Laufe der Jahre 2023 bis 2024 auszustatten.

Der Autor

Philip Puls
Philip Puls ist Leiter Technische Prüfstelle für den Kfz-Verkehr in Bayern bei TÜV SÜD Auto Service GmbH.
© Foto: TÜV SÜD
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