Spezielle Öle für Start-Stopp-Motoren, Öle für Hybridfahrzeuge oder Öle mit Farbzusatz - der Einfallsreichtum der Mineralölproduzenten ist scheinbar grenzenlos, wenn es um die Vermarktung der Produkte geht. Die Grenze zwischen technischem Anspruch und Marketing-Gag sind dabei manchmal fließend. Fakt ist, dass die Ansprüche der Fahrzeugindustrie an die Schmierstoffe für ihre Motoren gestiegen sind. Neue Motoren verbrauchen weniger Kraft- und Schmierstoff und stoßen weniger Abgase aus. Der Trend zum Downsizing bedeutet mehr Leistung bei weniger Hubraum mit höherer thermischer Belastung des Motors und damit auch des Öls. Auch die heute übliche Start-Stopp-Technologie bedeutet deutlich höheren Verschleiß und Haftreibung während der Startvorgänge.
Trend zur Spezialisierung
Ganz oben auf der Anforderungsliste der OEM stehen ein zuverlässiges Leistungsvermögen, ausgeprägter Verschleißschutz sowie hervorragende Oxidationsstabilität.
Die Ölhersteller liefern entsprechend den Vorgaben Produkte mit noch niedrigeren Viskositäten. Immer mehr Fahrzeughersteller favorisieren heute schon ein 0W-20-Öl für ihre Motoren. Der Trend geht zu spezifischen Ölen, die für bestimmte Fahrzeuge eines Herstellers freigegeben sind. Die Formulierung von Motorenölen muss nicht nur allgemein definierte Grenzwerte für Schadstoffausstoß und Kraftstoff- sowie Ölverbrauch erreichen, sondern muss darüber hinaus ganz spezifische Kennwerte erfüllen.
Spezielle Öle für Start-Stopp-Systeme hält David Kaiser, Entwicklungschef bei Liqui Moly, für überflüssig. Zwar bringe der Start-Stopp-Mechanismus größere Belastung für das Motorenöl mit sich, weil während des Startvorgangs die Haftreibung überwunden werden müsse. Dies sei in den Öl-Freigaben der Hersteller aber schon berücksichtigt.