Wie lässt sich der Energieverbrauch der Auto-Scheinwerfer verringern? Diese Frage will Valeo mit seinem Projekt namens „Just in Light“ (JiL) beantworten. Im 80 Meter langen Erprobungs-Tunnel unter der Forschungs- und Entwicklungs-Dependance in Bobigny bei Paris wird dazu typischer nächtlicher Innerorts-Verkehr simuliert. Der ist dadurch gekennzeichnet, dass allein die Straßenlaternen schon fast für gute Sicht aus dem Auto ausreichen würden. Doch deren Scheinwerfer strahlen, als wären sie in totaler Dunkelheit unterwegs.
Hier bringt Valeo Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel. Diverse Sensoren registrieren die gerade vorhandene Straßenausleuchtung und stellen das Tagfahr- und das Abblendlicht millisekundengenau darauf ein: Es wird nur das gerade benötigte Licht abgegeben, angepasst an Fahrsituation, Geschwindigkeit, Umgebungslicht und individuelles Fahrerprofil. Bei Letzterem spielen etwa das Alter oder die jeweiligen Ansprüche an den Augenkomfort eine Rolle.
Vorführung im Testtunnel
Die Vorführung im Testtunnel mit und ohne Straßenbeleuchtung zeigt, dass die KI die Schwankungen und die Unterschiede in Echtzeit vollständig ausgleichen kann: Man sieht in jeder Situation gleich gut und gleich weit. Den entscheidenden Unterschied kann man nur messen: Der Energieverbrauch der Auto-Beleuchtung lässt sich laut Valeo durch den Einsatz von „Just in Light“ um bis zu 22 Prozent reduzieren. Auf eine Flotte von zwei Millionen Fahrzeugen hochgerechnet entspreche dies rund 5,2 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr.
Lichtdesign am Auto (2025)

Aktuell ist das noch Zukunftsmusik. Aber die Entwicklung auf diesem Gebiet ist rasant, ein entscheidender Treiber ist China, wo das Lichtdesign einen extrem hohen Stellenwert hat. Das Ziel: Autos sollen sicherer, stylisher und nachhaltiger werden. Man sieht besser. Aber man wird auch besser gesehen und hat einen beeindruckenden Auftritt – auch im Dunkeln. Die Beispielliste der letzten Projekte, die Valeo im Schnelldurchlauf vorführt, beinhaltet Fahrzeugfronten und -heckpartien von so ziemlich allen namhaften Herstellern weltweit. Und eines wird speziell bei den chinesischen Fahrzeugen deutlich: Licht ist das neue Chrom, wer auffallen will, lässt es kräftig leuchten. Lynk & Co, Xpeng, Volvo, Audi, BMW, Mercedes, Renault und viele mehr setzen auf die Expertise der rund 500 Spezialisten aus Bobigny. Insgesamt umfasst die Kundenliste der Lichttechniker rund 100 Positionen.
Scheinwerfer mit Matrix-Technik, also mit punktgenauem Ausblenden von entgegenkommenden Autos, Menschen, Tieren oder Verkehrszeichen am Straßenrand trotz Fernlicht, haben sich mittlerweile bis in Kleinwagen-Segment vorgearbeitet. Bis zum Jahr 2025 rechnet man bei Valeo mit einer Ausstattungsrate von mehr als 30 Prozent. Immerhin gut zwölf Prozent, so die Prognose, wird mit High Definition-Beleuchtung unterwegs sein, die einen speziellen Lichtteppich vor dem Auto ausrollen kann. Und rund 17 Prozent sollen über die sogenannte Signaling Road Projection verfügen, mit deren Hilfe Warnhinweise etwa für Fußgänger oder Radfahrer auf die Fahrbahn projiziert werden können. Erste Systeme dieser Art kündigt Valeo schon für das zweite Quartal 2026 an. Der Optimismus in Sachen Autonomes Fahren ist dagegen perspektivisch eher überschaubar. Den Prognosen nach soll gerade mal eins von zehn Autos im Jahr 2035 fahrerlos unterwegs sein.
Scheinwerfer-Miniaturisierung
Bis dahin geht der jetzt schon erkennbare Trend zur Scheinwerfer-Miniaturisierung weiter. Schon jetzt lassen sich die kompletten Lichtfunktionen in gerade mal einen Zentimeter hohen Modulen unterbringen. Um Bauraum zu sparen, wandert die Steuerung der Beleuchtung in den Zentralrechner, der Scheinwerfer wird zum Video-Beamer, mit dem sich auch ein Film oder ein YouTube-Video an die Garagenwand projizieren lässt.
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Interessante Neuheiten können Autobesitzer auch bei der Beleuchtung ihres künftigen Kühlergrills erwarten. Valeo arbeitet beispielsweise an einer von hinten beleuchteten Spezialfolie. Deren Muster ist nach Lust und Laune wählbar. Für die Autohersteller ist diese Technik interessant, weil sie enorm wenig Bauraum benötigt. So ist ein ähnlich aussehender Kühlergrill beim aktuellen Volvo XC90 noch rund acht Zentimeter dick, das neue Valeo-System misst gerade mal einen Zentimeter – beim Autobau sind das Welten.