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Werkstattkonzept: Neue Freiheit der Genossen

23.01.2023 08:11 Uhr | Lesezeit: 5 min
Genossenschaft
Die Genossenschaft hat gerade noch rechtzeitig die Markenrechte an Motoo von Hess gekauft. Die Signalisation kann bei den Betrieben der Genossenschaft unverändert bleiben.
© Foto: Dieter Väthröder

Seit 2006 ist Robert Pal Partner des Werkstattsystems Motoo, früher als Kunde, heute nach der Hess-Insolvenz als Genossenschaftsmitglied. Er sieht darin eine große Chance, seinen bereits erfolgreichen Betrieb sicher in die Zukunft zu führen.

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Kurzfassung

Robert Pal ist Genosse beim Werkstattkonzept Motoo. Äußerlich hat sich seit der Hess-Insolvenz nichts verändert. Doch intern freut er sich über die neu gewonnene Freiheit. In zukunftsträchtige Technik hat er bereits investiert.

Sein Entschluss stand frühzeitig fest: "Wenn Motoo nicht in der jetzigen Form weitergemacht hätte, wäre ich bei keinem neuen Werkstattsystem eingestiegen." Robert Pal, seit 2002 Inhaber einer freien Werkstatt, hat sich im Laufe der Jahre als Partner des Werkstattsystems Motoo, dem er 2006 mit dem Umzug in die neue 1.000-Quadratmeter-Werkstatt beitrat, eine eindeutige Meinung gebildet: "Über die Jahre habe ich erkannt, dass es sich bei Werkstattsystemen vor allem um Kundenbindungssysteme handelt. Natürlich gibt es bis zu einem bestimmten Punkt Hilfestellungen und Unterstützung, aber unterm Strich sind es Bindungssysteme." Von Anfang an war Pal dann auch Kunde bei Hess, der Beitritt zu Motoo lag nahe. Und er war eigentlich nicht unzufrieden. "Der Vorteil bei Hess war, dass sie viele Probleme erkannten und ein Optimierungsteam bildeten. Damit konnten wir die Firma Hess auch ein bisschen an uns anpassen, Dinge, die wir brauchten oder die nicht rundliefen konnten wir auf relativ kurzem Weg ausmerzen. Ich finde es schade, dass Hess vom Markt ist - vor allem wenn man sieht, wie optimiert er war in puncto Lieferung, Rückgaben, Werkstattbedarf. Vieles, was wir gefordert haben, wurde umgesetzt."

Optimierungsspielraum

Trotzdem ist Pal mit der neu gewonnenen Freiheit glücklicher. "Durch die neue Konstellation als Genossenschaft haben wir natürlich heute den Vorteil, das neue Motoo komplett so zu gestalten, wie wir es brauchen." Gestaltungsansätze gibt es aus Sicht von Pal genug, etwa bei der Prozessoptimierung in verschiedenen Bereichen, um Aufwand und Zeitbedarf zu reduzieren. Einiges davon hat Pal schon seit Längerem in seinem Betrieb aus Eigen­initiative umgesetzt. So arbeitet der Betrieb seit Langem mit Datev online und digitaler Belegerfassung. "Hier haben viele Kollegen noch Optimierungsspielraum. Die geben die Buchhaltung an den Steuerberater oder andere Externe ab, sind sich aber nicht bewusst, dass jeder Buchungssatz Geld und die Aufbereitung der Unterlagen Zeit kostet. Das ist zum Beispiel ein Ansatz von Motoo, Betriebe dahingehend zu beraten", schildert Pal. Auch an anderen Stellen ist die Digitalisierung in seinem Betrieb weit fortgeschritten. Der Terminplaner läuft auf fünf PCs und ist auch in der Werkstatt sichtbar, der Status des jeweiligen Fahrzeugs ist farblich gekennzeichnet und sofort ersichtlich. Die Zeiterfassung ist ebenso digitalisiert, Aufträge werden zu Beginn mit dem Namen des Monteurs eingescannt, somit ist die Abrechnung der Stunden nachvollziehbar.

Volle Abdeckung

Als eine der ersten Werkstätten hat Pal in seinem Betrieb den Multi-Marken-Tester Euro DFT mit OE-Software eingesetzt. Damit ist der Zugriff auf die Marken Audi, BMW, Mercedes und Opel freigeschaltet, demnächst folgen Peugeot, Kia und Hyundai. "Das war auch eine Investition in die Zukunft, denn vor allem E-Fahrzeuge diagnostiziert man am besten mit der OE-Software. Außerdem gibt es immer wieder Fälle, wo man mit anderen Diagnosegeräten nicht mehr weiterkommt." Schon frühzeitig hat sich Pal auch die notwendigen Tools zur Kamera- und Radarkalibrierung zugelegt. Darüber hinaus bietet der Betrieb mit seinen elf Mitarbeitern Getriebereparaturen an, kümmert sich um Transporter und Camper, repariert ATV und Zweiräder. "Es gibt nichts, was wir nicht abdecken können", so Pal. Das Thema Zeit­ersparnis spielt auch in der Werkstatt eine wichtige Rolle. "Um lange Wege und zeitaufwendige Werkzeugsuche zu reduzieren, haben wir komplett auf neue Werkzeugwagen umgestellt, in denen alle Werkzeuge enthalten sind, die der Monteur an seinem Arbeitsplatz braucht. Jeder Monteur hat seinen eigenen Wagen und ist für die Bestückung verantwortlich", erklärt Pal. So gehört zu jedem Wagen auch ein Akkuschrauber, weil damit das Lösen von Verkleidungen wesentlich schneller geht.

Mitglied statt Kunde

Die Teileversorgung war auch in der Übergangszeit sichergestellt. "Wir hatten sowieso Zweitlieferanten, die Kontakte waren also da. Als die Insolvenz-Nachricht rundging, standen die schon vor der Tür", so Pal. Für die Zukunft verspricht sich Robert Pal weitere Optimierungen im Betriebsablauf durch die Möglichkeit, als Genossenschaft Motoo so zu gestalten, wie es die Partner brauchen. Mit Spannung erwartet er die Einführung des neuen Teilekatalogs, aus dem heraus die Teilesuche und Bestellung bei allen Anbietern möglich ist: "Ich muss also nicht mehr mit mehreren Katalogen wie bisher arbeiten, sondern kann die Teilesuche und -bestellung komplett über ein Instrument abwickeln. Das macht uns das Leben viel einfacher und bringt enorme Zeitersparnis. Gleiches gilt für die Zusammenarbeit mit Gettygo als Reifenlieferant. Die bieten eine Zentralfakturierung, also eine Rechnung für alle Bestellungen, auch hier spart man enorm viel Zeit und Aufwand in der Buchhaltung", beschreibt Pal und schließt ab: "Für viele freie Werkstätten war ja die Bindung an ein Werkstattsystem bislang keine Option, jetzt können sie einer Genossenschaft beitreten und sind Mitglied statt Kunde und können sogar mitbestimmen." Ein völlig neuer Aspekt.

Fragen an ...

Jan Knoll
Jan Knoll, Geschäftsführender Vorstand Motoo eG i. G.
© Foto: Motoo

asp: Wie ist der aktuelle Stand bezüglich der Genossenschaft? Sind alle rechtlichen Hürden genommen?

Jan Knoll: Inzwischen sind alle Schritte zur Rechts- und Geschäftsfähigkeit vollzogen und wir konnten mit dem operativen Geschäft beginnen.

asp: Wie ist das Interesse seitens der Werkstätten, dem neuen Verbund beizutreten? Gibt es hier Beschränkungen?

J. Knoll: Immer mehr freie Werkstätten werden auf uns aufmerksam und signalisieren ihr Interesse an einer Mitgliedschaft. Wegen der aktuellen Entwicklungen im Markt - Stichworte wie Netzbereinigung, Kündigung, Serviceverträge etc. - ist das auch nachvollziehbar.

asp: Welche Schritte sind für 2023 geplant?

J. Knoll: Ab sofort entwickeln wir uns weiter in Richtung Autowerkstatt 4.0. Gemeinsam mit der N4 Software Group bieten wir unseren Partnern eine voll integrierte Plattformlösung zur Digitalisierung von Werkstattprozessen, die "N4Automotive Suite for Motoo": Während das Dialogannahmetool N4DIA bei der Wartung unterstützt, beschleunigt N4Parts durch Reparaturanleitungen den Autoservice und dank grafischer Teilesuche die Teilebeschaffung im IAM- und OE-Markt. Mit N4WHheels als Shoplösung für Reifen, Felgen und Kompletträder ist die "digitale Werkzeugbox" komplett und bereit, Prozesse zu optimieren und Mitarbeiter zu entlasten. Optimiert wird das Gesamtpaket durch unsere Partnerschaft mit Gettygo.

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