Flache Autositze mit Stoffüberzug sind im Sommer Sportsitzen aus Leder überlegen. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftlern der Hohensteiner Institute, einem Forschungs- und Dienstleistungszentrum für die Textilbranche, nach eingehenden Studien zum "thermophysiologischen Sitzkomfort" gekommen. Laut Institut nutzen viele Zulieferer diesen Service bereits, um die Qualität ihrer Sitze zu verbessern. Denn die Leistungsfähigkeit des Autofahrers auf langen Strecken nimmt deutlich ab, wenn die Kfz-Sitze den Wärmehaushalt nicht ausreichend unterstützen. Die Regeln für klimatisch komfortable Sitze seien einfach: Gleich beim Hineinsetzen sollte sich der Sitzbezug nicht zu heiß oder zu kalt anfühlen. Dafür sorgen Materialien mit geringer Wärmeleitfähigkeit, besonders Textilien wie Velours. Lederbezüge dagegen seien in aller Regel beschichtet, um pflegeleichter zu sein, und stauen so Wärme und Feuchtigkeit. Verstärkt werde dieser Effekt bei Sportsitzen, die den Körper des Fahrers umschließen. Ideal seien spezielle "Klimasitze": Ihr Innenleben sorge für einen hohen Wärmefluss bei längeren Fahrten, der die Schwitzneigung vermindert. Im Unterbau des Sitzes werden dreidimensionale textile Abstandsgewirke – z.B. aus Rosshaar oder Wolle – als Ventilationsschicht verarbeitet, in der große Mengen Luft bewegt werden können. Durch die Vibration beim Fahren und die Bewegungen des Fahrers auf dem Sitz kommt es zu Pumpeffekten, durch die die Feuchtigkeit vom Körper weggeführt, im Sitz verteilt und von dort aus über seitliche Schlitze entweichen kann. Komplizierte Messapparaturen Zur Bestimmung des klimatischen Komforts von Autositzen verwenden die Hohensteiner Wissenschaftler zwei Messapparaturen. Um die Wärmeabgabe des menschlichen Körpers nachzustellen, wird das Polsterprüfgerät, ein beheizter Aluminiumstempel in Form eines menschlichen Gesäßes, auf den Sitz gedrückt. Atmungsaktivität und Wasserdampfpufferung der Sitze werden mit Hilfe eines Thermoregulationsmodells der menschlichen Haut ermittelt. Das ist eine beheizbare, poröse und in einen Klimaschrank integrierte Metallplatte, die kontrolliert Wasserdampf abgeben und so die Schweißbildung simulieren kann. Textilien für Sitze stellen einen wirtschaftlich bedeutenden Markt für die durchweg mittelständisch organisierte deutsche Textilindustrie dar. Die Menge der allein in Pkw verarbeiteten Textilien übersteigt die der Herrenkonfektion deutlich. (ng)
"Treibhauseffekt" im Autositz

Studie: Im Sommer sitzt der Fahrer in flachem Gestühl aus Stoff komfortabler als in Sportsitzen aus Leder