Die Bedeutung guter Autobereifung dürfte eigentlich bekannt sein. Da lässt es aufhorchen, dass jüngst offensichtlich ausgerechnet die Autonation Deutschland bei den Pneus spart. Einschätzungen aus der Branche stützen ein Bild, wonach immer mehr Autofahrer hierzulande mit immer mieseren Reifen unterwegs sind. Droht der stolzen Autonation ein schleichender Profilverlust?
Genau das beobachtet Deutschlands Branchenprimus Continental. Nach einem eher schwachen Auftaktquartal 2013 klagte Finanzchef Wolfgang Schäfer, viele Autofahrer in Deutschland und ganz Europa schöben den Kauf neuer Reifen auf die lange Bank: "Wir haben es in den letzten Dekaden eigentlich nie erlebt, dass mehr als sechs Quartale in Folge sich eine solche Schwächeperiode im Reifenersatzgeschäft zeigt."
Damals, Anfang Mai, war Manager Schäfer noch zuversichtlich, dass der Nachholeffekt zügig zum Sommer sichtbar werde. Doch zur Halbzeit nach dem zweiten Quartal musste er berichten, dass das vorausgesagte Tempo so nicht eintrat. "Wir sehen schon, dass die Reifenersatzmärkte sich verbessern. Was wir aber etwas weniger sehen als vorher ist, dass wir einen sehr starken Anstieg im zweiten Halbjahr kriegen."
Jeder Fünfte lässt Räder eingelagert
In der Branche wird die Entwicklung mit Sorge beobachtet. "Zahlreiche Verbraucher fahren anders als vorher ihre Winterreifen auch im Sommer durch", sagt Peter Hülzer, Chef im Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). "Ganz offensichtlich, weil sie die Umrüstkosten scheuen." Hülzer beruft sich auf Meldungen, wonach eingelagerte Sommerräder öfter als früher nicht für das Umrüsten abgeholt werden.
Ein Sockel von zehn Prozent sei in den Vorjahren nicht ungewöhnlich gewesen. "Nun sind wir bei 20 Prozent, jeder Fünfte lässt sie also liegen", sagt Hülzer, dessen Fachverband nach eigenen Angaben rund 80 Prozent des bundesweiten Reifengewerbes vertritt. Perspektivisch ist der Verbandschef aber zuversichtlich und glaubt an einen Schub: "Es gibt eine Kaufzurückhaltung, aber ich habe den Eindruck, es bessert sich." (dpa)