Welche Krise?, fragten mich die Aftermarket-Manager eines großen Teileherstellers auf der IAA, als ich von ihnen wissen wollte, ob auch ihr Unternehmen krisengeschüttelt sei. Kein Einzelfall, wie sich bei weiteren Ge-sprächen herausstellte. Während einerseits die mit dem OE-Geschäft betrauten Abteilungen rasante Auftragseinbrüche zu verzeichnen haben, stöhnen auf den Reparaturmarkt spezialisierte Kollegen desselben Unternehmens unter der Auf-tragslast, die sie in Folge pauschal verordneter Kurzarbeit kaum abarbeiten kön-nen. Denn Teilehandel und Werkstätten haben, Finanzkrise und Abwrackprämie zum Trotz, gut zu tun und erfreuen sich einer vergleichsweise hohen Werkstatt-auslastung. Die Optimisten genießen den guten Auftragsbestand und nehmen mit, was sie kriegen können. Die Pessimisten fragen sich täglich aufs Neue, wie lange das wohl noch gut geht. Früher oder später wird sie den Servicebereich er-wischen, die Krise.
Richtig clever agieren die optimistischen Realisten. Denn sie stellen heute schon die Weichen für ihre Geschäfte von morgen, überlassen nichts dem Zufall, sprechen Kunden individuell und gezielt an und bieten ihnen Mobilitätsangebote mit Weitblick. Das muss nicht immer das Riesen-Serviceangebot mit kostenloser Fahrzeugwäsche, Hol- und Bringservice etc. sein. Oft genügt es schon, die Mobilitätsbedürfnisse des Kunden sauber zu identifizieren und ihm die für ihn passende Lösung zu bieten. Beispielsweise bei den bevorstehenden Winterreifenwechselaktionen.
Eine einfache Checkliste, die den Zustand von Radaufhängung, Bremsen, Schwingungsdämpfern oder Karosserie erfasst, kann jeder Auszubildende präzise ausfüllen. Diese Reportings sauber zu analysieren und, wo erforderlich, mit individuellen Reparaturangeboten zu versehen, bringt Ihnen für die nächsten Monate ein schönes Auftragspolster und hält die Krise weiter fern.
Frank Schlieben, asp-Chefredakteur
- Ausgabe 10/2009 Seite 3 (92.0 KB, PDF)