Waeco-Klimaservice-Neuheiten
Beim Klimaservice beschäftigen sich aktuell alle mit einem Thema, das eigentlich keins ist, weil der Stoff, um den es geht, so gut wie nicht verfügbar ist. Die Rede ist vom neuen Kältemittel R1234yf.
Waeco aus Emsdetten ist als Spezialist für Klimaservice bekannt. Wer Experte für etwas ist, der muss sich mit allen Feinheiten eines Themas auskennen und sollte auch für künftige Entwicklungen gewappnet sein. Technisch sind das die Experten von Waeco auch. Aber auf die Frage, wann denn nun mit dem flächendeckenden Einsatz des neuen Kältemittels R1234yf zu rechnen sei, zucken Guido Sasse, Verkaufsdirektor, Michael Beer, Produktmanager, und Franz-Josef Esch, Entwicklungschef, ratlos mit den Schultern. „Wir wissen es nicht und wir können Ihnen auch niemanden nennen, der aktuell dazu verlässliche Aussagen machen könnte“, geben die drei unumwunden zu. Damit sind sie in bester Gesellschaft, denn weder von der Automobilindustrie noch von den Kältemittel-Herstellern DuPont und Honeywell sind aktuell Aussagen auf diese Frage zu bekommen. Ganz zu schweigen vom Gesetzgeber in Brüssel, wo man sich aktuell damit herumplagt, die eigenen Vorgaben für die offizielle Einführung des neuen Kältemittels neu zu terminieren, sprich zu verschieben.
Hysterische Diskussion
R1234yf ist vor allem in Deutschland zu einem Politikum geworden. Seit die Deutsche Umwelthilfe das Thema durch die Medien treibt, wo man sich über die angeblich lebensbedrohliche Entwicklung von Flusssäure, die leichte Entflammbarkeit, Brennbarkeit und die „unkontrollierbaren Explosionsgefahren“ verbreitet, die von dem neuen Mittel ausgehen sollen, findet man kaum noch sachorientierte Beiträge zum Thema. Das Klima ums Klimakältemittel ist vergiftet und als neutraler Beobachter fragt man sich: Qui bono? Wem gereicht der losgetretene Medien-hype um die angeblich unkontrollierbare Gefährlichkeit des neuen Kältemittels zum Vorteil? Die Verantwortlichen bei Waeco haben dazu eine Meinung, behalten die aber für sich und orientieren sich ansonsten an den Fakten.
„Wir müssen Klimaservicegeräte für die Verwendung des neuen Mittels entwickeln, und das haben wir auch getan“, sagt Beer. Dabei hat man technisch dem Umstand Rechnung getragen, dass die mehr oder minder sachlich geführten Diskussionen um das neue Kältemittel zumindest eines geschafft haben: „Die Verunsicherung zum Umgang mit dem Stoff in den Werkstätten ist nach unseren Erfahrungen enorm“, sagt Guido Sasse. Waeco versucht der Verunsicherung des Werkstattpersonals beim Umgang mit dem neuen Kältemittel mit seinem neuen Klimaservicegerät entgegenzutreten.
Umfangreiches Sicherheitskonzept
Dank umfangreichem Sicherheitskonzept soll die neue Gerätegeneration ASC 5000 alle Möglichkeiten von Fehlbedienungen ausschließen, weil in das Klimaservicegerät integrierte Prüfroutinen Leckagen, Fehlbefüllungen, Vermischungen unterschiedlicher Klimagase erkennen etc. und in diesen Fällen erst gar keinen Systemstart zulassen. „Nur gegen mutwillige Fehlbedienung oder Zerstörung sind wir machtlos“, erklärt Guido Sasse.
Das Sicherheitskonzept des neuen Gerätes geht laut Chefentwickler Franz-Josef Esch in einigen Punkten über die von Gesetzgeber und Automobilindustrie geforderten Standards hinaus. So verfügt das ASC 5000 beispielsweise über eine integrierte Kältemittelanalyse. Die prüft grundsätzlich auch frisches Kältemittel. „Wir erleben auch bei R134a, dass neu befüllte Flaschen Gasgemische enthalten, die aus dubiosen Quellen stammen. Bei dem neuen Kältemittel R1234yf mit einem Kilopreis von derzeit ca. 250 Euro, dürfte die Verlockung, mit gepanschtem Kältemittel den schnellen Gewinn zu machen, noch einmal deutlich steigen“, mahnt Beer. Das System ASC 5000 startet den Klimaservice erst gar nicht, wenn das integrierte Analysetool nicht einen Reinheitsgrad von mindestens 98,5 Prozent des Kältemittels ergeben hat.
Vor allem aus Umwelt-, aber auch aus Kostengründen hat man bei dem Gerät außerdem großen Wert darauf gelegt, Kältemittel aus der Vakuumpumpe und dem Klimaöl nahezu vollständig zurück- zugewinnen. Laut Beer sind Kältemittelverluste in der Größenordnung von 100 Gramm pro Klimaservice über den Ölablass normal. Beim ASC 5000 habe man diesen Verlust nahezu auf Null reduziert. Weitere Bestandteile des Sicherheitskonzepts: das Gerät verfügt über eine Einschaltverzögerung von 35 Sekunden, in denen ein drehzahlüberwachter Lüfter das Gerät durchflutet, um eventuell durch Leckagen entwichenes entflammbares Klimagas aus dem Gehäuse zu spülen. Stichwort Leckagen: Zur Eigenüberwachungsroutine des Geräts gehört auch ein regelmäßig durchgeführter Dichtigkeitstest. Bestandteil des Sicherheitskonzepts ist außerdem, dass alle zu wechselnden Betriebsmittel wie Filter, Flaschen für PAG-Öl und Tracer-Additiv, schnell, einfach und sicher ohne Klimamittelverlust ausgetauscht werden können.
„Wir haben bei unserem System ASC 5000 auf größtmögliche Anwendungssicherheit und -komfort für die Werkstatt geachtet. Damit werden wir sicher nicht der billigste Anbieter für R1234 yf-Klimaservciegeräte sein, was die Anschaffung anbetrifft. Was den Klimaservice in der Werkstatt anbetrifft, dürften sich der Mehrpreis angesichts der hohen Kältemittelpreise jedoch schnell amortisiert haben“, ist Guido Sasse überzeugt.
Allerdings wüsste er gerne, wann er in Europa die Gelegenheit dazu bekommt, das zu beweisen. Während man in Europa aufs go wartet, treibt Sasse als Verantwortlicher für die internationalen Märkte das Thema Klimaservice auch weltweit voran. Dabei folgt Waeco den Automobilherstellern, für die man heute bereits im Bereich Klimaservice entwickelt, in Boommärkte wie Nord- und Südamerika und vor allem Asien. Seit Neuestem gibt es zudem eine Waeco Russland-Tochter. In all diese Märkte wird man auch das Thema R1234yf tragen. „Wir gehen davon aus, dass die Automobilhersteller langfristig nur noch ein Klimakältemittel einsetzen werden“, so Sasse. Werkstätten in Deutschland und Europa können sich allmählich allerdings darauf einstellen, dass Sie die nächsten 20 Jahre zwei Klimaservicegeräte und zwei unterschiedliche Kältemittel, die nicht gemischt werden dürfen, in ihrem Betrieb handhaben können müssen. Denn so lange dürfte es mindestens dauern, bis die Autos mit R 134a-Klimaanlagen im Straßenverkehr deutlich in der Minderheit sind.
Bis dann hat sich hoffentlich auch das Klima um den Klimaservice entgiftet. fs
▶ Ein Kilogramm R1234yf kostet 250 Euro. Kältemittelverluste sind nicht nur der Umwelt wegen zu vermeiden
- Ausgabe 3/2012 Seite 44 (239.0 KB, PDF)