Interview
Der Werkstattausrüster Blitz gehört seit 2003 zu Rotary, einem der größten Hebetechnik-Hersteller der Welt. Carsten Rohde, BlitzRotary-Geschäftsführer, sprach mit AUTO SERVICE PRAXIS darüber, wie sein Unternehmen die Zwei-Säulen-Hydraulik-Bühne in Deutschland populär machte und warum Grubenheber so beliebt sind.
Mit einer Jahreskapazität von gut 40.000 Stück gilt Rotary als einer der größten Hebetechnik-Hersteller weltweit. Im Vorfeld der Automechanika sprach Auto Service Praxis mit BlitzRotary-Geschäftsführer Carsten Rohde.
Was sind Ihre Produktmeilensteine?
Carsten Rohde: Das Thema, das uns am meisten beschäftigt, ist sicherlich der Blitz-Grubenheber als unser Premiumprodukt. Wir sind in den letzten Jahren auch im Unterflurbereich recht schön gewachsen mit der Duplex, der mehrfach teleskopierbaren Lkw-Unterflurbühne. Es ist ein sehr begrenzter, schmaler Markt. Was sich in den letzten Jahren ebenso gut entwickelt hat, sind die Sonderwerkzeuge. Hubtische zum Beispiel für die Volkswagengruppe und für die Daimler AG. Wir haben im letzten Jahr ein großes Projekt mit McLaren durchgeführt und haben auch für den Porsche Panamera Sonderwerkzeuge gefertigt.
Einen Hubtisch kennt man noch nicht so lange?
Carsten Rohde: Überhaupt nicht und das kommt auch jetzt erst. War es früher noch möglich den Motor samt Aggregate nach oben hin auszubauen, da hat man mit diesen typischen Abstützbrücken gearbeitet, ist das ja heutzutage nicht mehr wirklich in der Verwendung. Und das Zweite ist das Thema neue Antriebskonzepte, Stichwort Hubtisch bzgl. Akku-Ein- und Ausbau. Das bietet sich geradezu an. Aber um nochmal darauf zu kommen: Wenn ich heute unser Heavy-Duty-Geschäft ansehe, da ist sicherlich der Grubenheber weiterhin der Umsatztreiber mit 60 Prozent vom Gesamtumsatz der Lkw-Hebetechnik. Wo wir auch zur Zeit, gerade in Hinblick auf die Automechanika, an einer Programmmodifizierung arbeiten. Wir werden eine doppelte Bedienung bringen, uns damit sicherlich vom Wettbewerber differenzieren können. Und wir werden damit auch hoffentlich den Werkstätten, so wie es aussieht, eine verbesserte Produktivität bringen.
Es gibt die verstärkten Säulen nach der neuen EN 1493, aber viele Mitarbeiter in den Werkstätten haben Beklemmungen einen Transporter mit einer Zwei-Säulen-Bühne zu heben?
Carsten Rohde: Ja, gut, das sind die Wettbewerber, die da zum Teil etwas Bedenken haben. Das haben wir lange im Arbeitskreis diskutiert. Ich sehe eigentlich mit den Zwei-Säulen-Bühnen, die Rotary anbietet, gerade mit der 5,4 und mit 6,5-Tonnen, die wir insbesondere für den Bereich anbieten, kein großes Problem. Rotary macht das seit Jahren. Die Aufnahmepunkte müssen vernünftig definiert sein, vollkommen klar.
Als Rotary in Deutschland auf den Markt kam, waren die angebotenen Produkte für den deutschen Markt schon eher ein bisschen exotisch.
Carsten Rohde: Sicher, es war total exotisch. Sehen Sie sich den deutschen Markt zum damaligen Zeitpunkt an. Er wurde bestimmt vom Zwei-Säulen-Bereich mit elektromechanischen Bühnen. Der Markt war damals im Prinzip zu 100 Prozent ein elektromechanischer Markt Und was wir in der Zwischenzeit geschafft haben, hat sich eigentlich entwickelt seit die Rotary Blitz-Schneider gekauft hat, seit diesem Zeitpunkt sind wir im deutschen Markt sehr stark gewachsen. Ich sehe uns heute an dritter Stelle im deutschen Markt.
Klassische Spindel-Bühnen-Hersteller und junge asiatische Anbieter beschäftigen sich heute mit Hydrauliktechnik im Überflurbereich.
Carsten Rohde: Ja, woher kommt das? Weil die Asiaten im ersten Schritt natürlich den nordamerikanischen Markt bearbeitet haben. Dieser ist ein hundertprozentig hydraulischer Markt. Und so wird die dort verwendete Technik letztendlich übernommen. Wenn man es mal genau nimmt, haben wir vielleicht sogar auch jenen Wettbewerbern den Markteintritt in Europa erst ermöglicht. Ich meine, wir haben die hydraulischen Bühnen hoffähig gemacht am europäischen Markt. Und insbesondere auch am deutschen Markt.
Worin sehen Sie die besonderen Stärken Ihrer Unternehmens-Gruppe?
Wir sind ein etabliertes Unternehmen, nicht nur Blitz ist 140 Jahre alt. Auch Rotary ist bereits 90 Jahre alt und die Dover Gruppe kann bereits auf 60 Jahre zurückblicken. Rotary gehört zu den Gründerunternehmen von Dover. Das heißt von Dover ist erst einmal eine sehr hohe Finanzkraft da. Dover zahlt solide Dividenden, es ist ein sehr solides Unternehmen. Und dafür bin ich dankbar, weil diese Solidität es erlaubt, finanziell mit BlitzRotary sicherlich genauso gut, wenn nicht besser als viele Wettbewerber dazustehen. Wenn Sie heute Geschäfte mit großen Automobil-Konzernen machen wollen, wird doch erwartet, dass Sie in fünf oder zehn Jahren noch da sind. Es wird erwartet, dass Sie auch einen Ersatzteil-Service vornehmen können und dass Sie im Prinzip langfristig aktiv sind. Und da bieten wir natürlich unseren Kunden einen echten Mehrwert.
Was hat sich für BlitzRotary seit der Übernahme im Jahr 2003 verändert?
Carsten Rohde: Ja, mittlerweile sind es neun Jahre. Mit der Akquisition durch Dover hat sich natürlich eine ganz andere Situation ergeben. Wir waren vorher ein solider baden-württembergischer Mittelständler. Tätig in der Hebetechnik und im Bereich von Kompressoren und Sonderwerkzeugen. Der Verkauf war auf Deutschland, Österreich und die Schweiz konzentriert. Wenn ich heute die Internationalität unseres Geschäftes betrachte, dann ist das schon eine Erfolgsgeschichte der letzten Jahre. Und insofern ist das nicht nur die BlitzRotary GmbH, Rotary hatte sich vor zwei Jahren umbenannt in Vehicle Service Group. Die Marke Chief haben wir zusammengeführt mit Rotary und daraus die Vehicle Service Group gemacht. Mit unverändertem Sitz in Madison im Bundesstaat Indiana. Und diese Vehicle Service Group hat im Prinzip zwei weitere Auslandsstützpunkte. Einer davon sind wir, der andere liegt in der Nähe von Shanghai, China, in Haimen, wo die Kapazität gerade nachhaltig erhöht wird.
Bei Investitionsgütern steht im konservativen Werkstattmilieu „Made in China“ aber nicht oben auf der Wunschliste?
Carsten Rohde: Wir haben einen weltweiten Fertigungsverbund, aus dem wir auch Teile nach Deutschland liefern. Teile kommen wirklich aus der ganzen Welt, inklusive Europa, nur mal als Beispiel: Die Hydraulikzylinder – quasi das Herz einer hydraulischen Zwei-Säulen-Hebebühne – stammen von einem deutschen Unternehmen, den Hydraulikmotor beziehen wir von einem italienischen Premium-Hersteller. Qualität ist in unserem Hause eine nicht verhandelbare Größe.
Welche Ziele verfolgen Sie in Europa mit Ihrer Marke Chief im Segment der Karosseriereparatur?
Carsten Rohde: Die europäischen Märkte sind recht saturiert. In Deutschland alleine sind fast 40.000 oder 45.000 Richtsysteme am Markt. Der Richtbankmarkt selber ist ein schrumpfender Markt über Jahre hinweg gewesen. Weitestgehend ein Minusgeschäft. Wovon wir uns in der Zukunft natürlich sehr viel versprechen sind Mess-Systeme. Und bei den Mess-Systemen wiederum, würde ich sagen, ist Chief sehr stark. Das wird auch ein recht intensives Wachstum, erwartet über die nächsten Jahre. Aufgrund geänderter Versicherungsbedingungen usw. werden die Versicherungen und auch die Automobilhersteller sehr stark in diese Richtung drängen. Und von diesem Markt versprechen wir uns etwas. Was Chief natürlich fehlte, war trotz der starken Marktposition in Amerika der Zugang zu den europäischen OEMs. Ich hoffe, dass sich in den nächsten zwei Jahren etwas in dieser Richtung tun wird und wir die eine oder andere Freigabe von den europäischen Automobilherstellern erhalten.
Herr Rohde, Danke für das Gespräch.
Das Gespräch führte Bernd Reich