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Abgas-Skandal: Ermittlungen gegen Winterkorn

29.09.2015 08:59 Uhr
Abgas-Skandal: Ermittlungen gegen Winterkorn
Ex-VW-Chef Martin Winterkorn gerät ins Visier der Justiz.
© Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Noch immer ist unklar, welche Autos und Märkte in welchem Umfang betroffen sind. Nun gibt es Ermittlungen gegen Ex-VW-Chef Winterkorn, mehrere Manager wurden zudem suspendiert. Die Aktie rutscht weiter ab.

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Bei der Aufarbeitung des Abgas-Skandals gerät nun Ex-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn ins Visier der Justiz. Nach mehreren Strafanzeigen leitete die Braunschweiger Staatsanwaltschaft am Montag ein Ermittlungsverfahren gegen ihn ein. Der Fokus liege auf dem Vorwurf des Betrugs durch den Verkauf von Autos mit manipulierten Abgaswerten, teilte die Behörde mit. Während die Aktie an der Frankfurter Börse um fast acht Prozent einbrach, wurden weitere Beurlaubungen von Top-Managern bekannt. Am Mittwoch steht nach dpa-Informationen ein Krisentreffen des Aufsichtsrats-Präsidiums an.

Nach Angaben einer Justizsprecherin wird geprüft, ob gegen Winterkorn ein Anfangsverdacht bestehe. Derzeit werde er noch nicht als Beschuldigter in dem Verfahren geführt; allerdings sei sein Name der einzige eines VW-Managers, der in den Anzeigen auftauche. Vor allem wollen die Ermittler klären, wer für die Manipulationen die Verantwortung trägt und welches Ziel sie hatten. Bisher seien rund zehn Anzeigen eingegangen, mit weiteren werde gerechnet.

Das genaue Ausmaß des Skandals ist rund eine Woche nach Bekanntwerden der Affäre ebenso unklar wie alle konkret betroffenen Marken, Modelle und Märkte. Der neue Konzernchef Matthias Müller hatte nach seiner Ernennung "maximale Transparenz" angekündigt - er will kommende Woche nach Betriebsratsangaben die Belegschaft in Wolfsburg informieren.

Vertrauen zurückgewinnen

Der neue Konzernchef sieht VW vor der "größten Bewährungsprobe" der Unternehmensgeschichte. "Es geht darum, verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen", sagte Müller laut Mitteilung von Volkswagen am Montagabend vor Führungskräften des Konzerns. "Dazu braucht es eine schonungslose und konsequente Aufklärung." Müller sprach von einem "schweren Weg". Müller ist Nachfolger Winterkorns, der im Zuge des Skandals seinen Posten räumen musste.

Volkswagen hatte eingeräumt, dass es bei insgesamt rund 11 Millionen Fahrzeugen weltweit "Abweichungen" gebe. Die Motoren vom Typ EA 189 wurden mit einer Software ausgestattet, die die Messung des Ausstoßes von Stickoxiden manipulierte. Müller sagte, die Software sei nur in einem Teil der 11 Millionen Fahrzeuge aktiviert. "Wir rechnen deshalb damit, dass die Zahl der tatsächlich betroffenen Fahrzeuge letztlich geringer sein wird." VW werde in den nächsten Tagen die betroffenen Kunden informieren, dass das Abgasverhalten ihres Fahrzeugs in Kürze nachgebessert werden müsse.

Erneute Krisensitzung am Mittwoch

Dem Präsidium des VW-Aufsichtsrats soll nach dpa-Informationen am Mittwoch bei einer erneuten Krisensitzung nach internen Ermittlungen ein erster Zwischenbericht vorgelegt werden, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Konzernkreisen erfuhr. Demnach fiel die Entscheidung zum Einbau der Manipulations-Software in Diesel-Fahrzeugen bereits in den Jahren 2005 und 2006, und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale in Wolfsburg. Mit Hilfe der Software hatte VW Abgaswerte in US-Dieselfahrzeugen manipuliert.

Damals, zu Zeiten von Bernd Pischetsrieder als Konzernchef und Wolfgang Bernhard als VW-Markenchef, wollte Volkswagen angesichts von Problemen auf dem US-Markt mit Dieselfahrzeugen punkten. Die Vorgabe sei gewesen, die Autos trotz der schärferen Abgaswerte kostendeckend anzubieten, hieß es in den Konzernkreisen. Die Einhaltung der Grenzwerte, zumindest auf dem Prüfstand, sei aber nur mit Hilfe der Manipulations-Software möglich gewesen. VW habe darauf verzichtet, eine bestimmte Technologie zur Abgasreinigung in die Autos einzubauen, weil dies als zu teuer angesehen wurde, wie es hieß.

Strafanzeige angekündigt

Vorermittlungen hatte die für Wirtschaftsstrafsachen zuständige Staatsanwaltschaft in Braunschweig bereits in der vergangenen Woche eingeleitet - auch auf Grundlage mehrerer Strafanzeigen. Auch das Präsidium des VW-Aufsichtsrates hatte vergangenen Mittwoch eine Strafanzeige angekündigt und erklärt: "Es steht nach Ansicht des Präsidiums fest, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, die auch strafrechtlich relevant sein können." Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft würden vom Konzern in aller Form unterstützt.

VW-Markenchef Herbert Diess soll am Dienstag in Brüssel Gespräche mit der EU-Kommission über den Abgas-Skandal führen. Der Top-Manager werde Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska treffen und über die jüngsten Entwicklungen informieren, teilte die EU-Kommission am Montag mit. Die EU-Kommission hatte jüngst die vollständige Aufklärung des Skandals von den nationalen Behörden verlangt.

Top-Manager beurlaubt

Daneben wurden am Montag auch weitere personelle Konsequenzen des Diesel-Dramas bekannt. So wurden nach dpa-Informationen mehrere Top-Manager des Konzern beurlaubt, darunter Audi-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg. VW äußerte sich nicht dazu, auch Audi lehnte eine Stellungnahme ab. Den Informationen zufolge wehrt sich Hackenberg juristisch gegen seine Suspendierung. Bereits am vergangenen Donnerstag musste nach Angaben aus Unternehmenskreisen Porsche-Forschungsvorstand Wolfgang Hatz gehen.

Volkswagen hatte am vergangenen Freitag erklärt, erste Manager "beurlaubt" zu haben. Im Intranet wurde Volkmar Tanneberger als derjenige vorgestellt, der vorübergehend das Entwicklungsressort der Marke VW leiten wird. Angaben zum bisherigen Amtsinhaber Heinz-Jakob Neußer, der nach Informationen der "Autogazette" seinen Posten räumen musste, gab es allerdings offiziell nicht. (dpa)

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