Fahrbericht Hyundai Nexo: Gegen jede Chance

12.11.2025 10:40 Uhr | Lesezeit: 4 min
Hyundai legt den Nexo neu auf.
© Foto: Hyundai

Hyundai versucht es noch einmal. Die zweite Generation des Nexo kommt erneut mit Brennstoffzelle. Einem Antrieb, der bei uns ohne staatliche Unterstützung ein Leben in der Bedeutungslosigkeit führt.

In einer perfekten Welt wären Wasserstoff-Autos gefeierte Helden der Mobilitätswende. Der saubere Antrieb weist zu batterieelektrischen Fahrzeugen zwar einen vergleichsweisen geringen Wirkungsgrad auf, aber am Ende tropft trinkbares Wasser aus dem Auspuff. Doch die Welt für Pkw mit Brennstoffzelle ist nicht perfekt. Zumindest nicht in Deutschland. Die Realität hat längst die großen Hoffnungen in die grüne Technologie aufgefressen. Wasserstoff, energieintensiv hergestellt, ist teuer und muss nach Prognose der Bundesregierung zu 50-70 Prozent importiert werden, um den steigenden Bedarf, vor allem für die Industrie, zu decken. Das macht den Betrieb im Pkw unwirtschaftlich. Durchschnittlich etwa 18,30 Euro kostet das Kilogramm aktuell an den nur noch rund 100 öffentlichen Wasserstoff-Tankstellen, von denen gerade weitere 20 gerade dicht machen. Subventionen gibt es keine.  

Wasserstoff wird stark subventioniert

Anders sieht es in Südkorea aus. Auf einem Drittel der Fläche von Deutschland gibt es immerhin rund 200 Tankstellen, Wasserstoff wird stark subventioniert und kostet pro Kilogramm umgerechnet etwa fünf Euro. Zur Förderung und Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft unterstützt der Staat den Kauf von Brennstoffzellen-Pkw mit bis zu 23.500 Euro. 

Treibende Kraft im Lande ist der übermächtige Multi-Konzern Hyundai, dessen Autosparte in diesen Tagen den neuen Nexo auf die Straße bringt. Im nächsten Frühjahr kommt der Wasserstoff-SUV für rund 68.000 Euro auch zu uns. Er wird neben dem Toyota Mirai einparken, dem in Deutschland aktuell einzigen Serien-Pkw mit Brennstoffzelle. 2024 wurde die Limousine hier gerade mal 148-mal verkauft. Auch den Nexo erwartet bei uns ein Leben als Exot. Doch Hyundai leistet sich diesen exklusiven Luxus und stellt die zweite Nexo-Generation sogar auf eine eigene Plattform.

Die Koreaner sehen den 4,75 Meter langen Wasserträger eher als rollendes Forschungsprojekt um die Brennstoffzelle allgemein zukunftsfähig zu machen und um zu zeigen, dass man das Thema beherrscht. Der Nexo ist Teil einer lang angelegten Wasserstoff-Strategie, die sich auf Sicht vor allem auf den Nutzfahrzeugbereich, Züge und dem stationären Betrieb in Großanlagen wie Häfen oder Industriekomplexen konzentrieren wird. 


Fahrbericht: Hyundai Nexo

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Bereits seit 27 Jahren forschen die Koreaner an der Brennstoffzelle im Auto und schöpfen aus einem Erfahrungsschatz von 2,2 Milliarden Kilometern auf der Straße. Entsprechend ausgereift zeigt sich der verfeinerte Antrieb. Extrem vibrationsarm, leise und perfekt eingespielt. Das aktive Geräuschdämmungs-System ANC-R sowie Doppelverglasung rundum verstärken den Eindruck, in einer abgeschotteten Komfort-Kapsel zu reisen, die Wind- und Straßenlärm größtenteils aussperrt.  

Die Systemleistung steigt auf 190 kW / 258 PS, der Frontmotor liefert 150 kW / 204 PS und treibt die Vorderräder an. Völlig ausreichend für den etwa 2,1 Tonnen schweren SUV, dessen Beschleunigung entspannend linear und für die Leistung überraschend kraftvoll erfolgt. Die Batteriekapazität verdoppelt sich von 40 auf 80 kW, das Motormanagement arbeitet nun schneller und effizienter.  

7,8 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h

Auf dem Datenblatt des neuen Nexo stehen 7,8 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und eine Spitze von 179 km/h. Das europäische Modell darf erstmals 1.000 Kilo Anhängelast ziehen. Auch die vehicle-to load-Funktion (V2L), mit der sich externe Geräte wie Lautsprecher oder E-Fahrräder extern laden lassen, ist jetzt serienmäßig verfügbar. Als Alternative zu batterieelektrischen Stromern – aber auch zu Dieseln - bietet sich der Nexo vor allem wegen seiner Reichweite von bis zu 826 Kilometer (WLTP) und dem schnellen Nachtanken an. Schon nach fünf Minuten fährt der Nexo wieder vollständig aufgefüllt weiter. Möglich machen es unter anderem die drei Tanks aus neuem Material, die jetzt mehr Wasserstoff schneller speichern können. Die Kostenbilanz bei den aktuellen Wasserstoff-Preisen fällt im Vergleich zu reinen E-Fahrzeugen allerdings signifikant schlechter aus. Mit einem Kilo Wasserstoff kommt der Nexo gerade rund 100 Kilometer weit.  

Optisch verkneift sich Hyundai die Peinlichkeit, den Nexo als technischen Sonderling zu brandmarken. Dabei folgt der Nexo Hyundais aktuellem „Art of Steel“-Design. Skulptural und klar. Die Front eher kantig, das Heck kuppelartig. Bei der Länge hat der Neue zum ersten Nexo sieben Zentimeter zugelegt und bietet reichlich Platz. Der Kofferraum (510 – 1630 Liter) profitiert vom großen Radstand (2,79 m), ebenso die Passagiere, die vorne und hinten luftig verstaut sind.

Innenraum: Hell, modern und wohnlich eingerichtet

Der Innenraum ist sympathisch hell, modern und wohnlich eingerichtet, die zumeist geschäumten Oberflächen wirken qualitativ hochwertig, die Bedienung folgt bewährten und logischen Strukturen. Zwei 12,3 -Zoll-Displays verschmelzen zu einem breiten Curved-Screen, flankiert von digitalen Außenspiegeln, die das, was sie sehen auf kleinen Extra-Monitoren abbilden. Die Sprachsteuerung lernt per KI ständig dazu, Updates fliegen Over-the-Air ins Auto, Handys lassen sich nicht nur im Doppelpack induktiv aufladen, sondern auch als Digital Key nutzen. Bei der Serienausstattung gibt sich Hyundai spendabel, kaum eine Handvoll Extras lassen sich noch gegen Aufpreis ordern. Auch das Aufgebot an Sicherheits-Assistenten ist komplett.  

Beim ersten Gleiten über tempolimitierte koreanische Autobahnen mit maximal 120 km/h parierte das Fahrwerk nicht jeden Frostaufbruch trittsicher. Überwiegend erwies sich der Nexo aber als höflicher und gut erzogener Reisebegleiter, dessen Stärken sicherlich mehr auf der Komfortseite liegen. Ein Chefdynamiker ist der Wasserstoff-SUV nicht, dafür aber ein insgesamt gut gemachtes und technisch raffiniertes Auto, das mehr verdient als ein Leben unter Ausschluss der Öffentlichkeit. 


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