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Autotest Maxus Mifa 9: Elektrischer Raumgleiter mit Tendenz zur Übergriffigkeit

18.08.2023 06:00 Uhr | Lesezeit: 3 min
Maxus Mifa 9
Der batterieelektrische Maxus MIFA 9 kommt zu Preisen von knapp 70.000 Euro jetzt nach Deutschland.
© Foto: Maxus

Vans waren out. Als Elektrofahrzeug scheinen sie jetzt aber wieder ein wenig Fuß zu fassen. Zum überschaubaren Angebot in der räumlichen Oberklasse gesellt sich jetzt mit dem MIFA 9 von Maxus ein weiteres Fahrzeug. Mit einigen Vorzügen, aber auch klaren Schwächen.

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Dass die Chinesen hierzulande sehr selbstbewusst auftreten, weiß man nicht nur in der Politik, sondern auch in der Autobranche. Trotzdem waren wohl selbst Kenner einigermaßen überrascht, als die in Deutschland bisher ausschließlich als Nutzfahrzeug-Hersteller bekannte Marke Maxus auf der letzten Nfz-IAA im September 2022 einen großen, rein elektrisch angetriebenen Van zeigte. Jetzt kommt der Siebensitzer nach Deutschland und zum Selbstbewusstsein passt die Preispolitik: Rund 69.000 Euro werden mindestens fällig. Wer beide Ausstattungspakete ordert und dazu noch eine Metallic-Lackierung, landet bei fast 84.000 Euro. MIFA steht übrigens für "Maximum, Intelligent, Friendly, Artistic", da mag sich jeder selbst seinen Reim drauf machen, zumal wir für die angehängte Ziffer 9 gar keine Erklärung gefunden haben.

Optik: Sehr auffälliger Van

Immerhin erhält man für sein Geld einen schon mal optisch sehr auffälligen Van, wie ein erster Rundgang ums Auto offenbart. Die Seitenlinie wirkt gestreckt, was nicht nur an der Gesamtlänge von üppigen 5,27 Meter liegt, sondern auch an den der hohen Gürtellinie, den breit gestreckten Fenstern und der dezent nach hinten abfallenden Dachlinie. Die Heckansicht wirkt konservativer, hier fällt vor allem das durchgehende Leuchtenband unterhalb des Fensters auf. Am meisten dürfte die Front polarisieren. Mit seinen äußerst schmalen LED-Hauptscheinwerfern, ergänzt von vertikalen Tagfahrlichtstreifen, wirkt der MIFA 9 in Kombination mit dem mächtigen Bug fast schon ein wenig überzeichnet, als wäre er direkt aus einem Manga-Comic auf die Straße gesprungen.

Innen geht es weitaus weniger futuristisch zu. Das Cockpit wirkt zwar modern, aber doch auch so, wie es heute üblich ist. Der Fahrer schaut durchs Lenkrad auf ein 7-Zoll-Display, mittig ist ein 12,3 Zoll großer, aufgesetzter Touchscreen angebracht. Alles wirkt hochwertig und gut verarbeitet.

Die besten Plätze im Mifa finden sich in der zweiten Reihe, wo zwei luxuriöse Einzelsitze auf die Passagiere warten, in Reihe drei gibt’s eine Sitzbank für drei nicht allzu große Menschen. Für den Zugang gibt es zwei normale Türen vorne sowie zwei Schiebetüren für den Einstieg in Reihe zwei und drei. Trotz seiner Länge und des üppigen Platzangebots kann der chinesische Van aber genauso wenig zaubern wie seine Wettbewerbsmodelle: Hat man sieben Menschen mit Gepäck an Bord, sind die 466 Liter Kofferraumvolumen schnell belegt. Nur wer die Sitze umklappt, gewinnt viel Stauraum dazu, den sich dann auch nur vier Personen teilen müssen. Wer zu zweit unterwegs in den Urlaub fährt, kann sogar über 2.000 Liter Gepäck einladen - oder vor Ort auf eine großzügige Shopping-Tour gehen.

Als Fahrzeug bietet der Mifa 9 dagegen eher Hausmannskost. Der mit 245 PS nicht gerade überdimensionierte E-Antrieb beschleunigt den Van zügig, aber ohne den von anderen Elektrofahrzeugen gewohnten Wumms – was wir aber andererseits auch als ganz angenehm empfanden. Weniger angenehm: Die ständigen, lauten und langanhaltenden akustischen Warnungen der Assistenzsysteme, die in dieser Form ein uns bisher unbekanntes Level an Übergriffigkeit offenbarten.

Maxus Mifa 9: Chauffeurs-Fahrzeug

Der Mifa ist als Chauffeurs-Fahrzeug ausgelegt und will entsprechend distinguiert gefahren werden. Nur dann hat man übrigens auch eine Chance, die je nach Ausstattung zwischen 430 und 440 Kilometer Reichweite zu erreichen. Schnelle Kurven sind sein Ding nicht und das Fahrwerk ist einerseits eher sänftenartig ausgelegt, poltert an der Hinterachse aber andererseits auch recht hilflos in die Schlaglöcher. Angesichts seiner Länge und des üppigen Radstands von 3,20 Metern ist es kein Wunder, dass auch das Rangieren mit dem Fünftürer keinen Spaß macht, 12,70 Meter Wendekreis sollen hier als Hinweis genügen.

Maxus gehört zum größten chinesischen Automobilhersteller SAIC und kann von daher immer mal wieder auf Fahrzeuge zurückgreifen, die in China unter einer anderen der vielen SAIC-Marken laufen. Der Mifa wird bei uns eher keine Karriere machen, was aber wohl auch gar nicht einkalkuliert ist. Er dürfte auch ein Test sein, wie solche Autos auf den europäischen und speziell dem deutschen Markt ankommen. Mehr als wenige hundert Exemplare jährlich sieht auch der deutsche Importeur nicht und selbst das wird nicht einfach werden. Denn so viele Shuttle-Fahrzeuge, elektrifizierte noch dazu, werden in Deutschland nicht gebraucht. Und mit dem Mercedes EQV sowie diversen Modellen aus dem Stellantis-Konzern gibt es für den MIFA 9 durchaus potente Wettbewerber.

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