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Fachkräftemangel: Testen, wer was draufhat

22.11.2018 11:00 Uhr
Fachkräftemangel: Testen, wer was draufhat

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Der Fachkräftemangel ist längst in der Kfz-Branche angekommen. Die Sorge um den qualifizierten Nachwuchs treibt mittlerweile fast jeden Werkstattinhaber um. Sie sind damit nicht alleine: "Die Fachkräfteknappheit ist mittlerweile die mit Abstand größte Sorge der Betriebe in Deutschland", bringt Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), die Ergebnisse der jüngsten DIHK-Umfrage auf den Punkt. Fast jede zweite Firma beklagt demnach, dass Arbeitskräfte fehlten. Gerade auch im Kfz-Bereich ist der Mangel an fähigen Mitarbeitern zu einem echten Problem geworden.

Wertvolle Praxiserfahrungen

Wenn man niemanden findet, der alles kann, muss man Menschen suchen, die zumindest etwas gut können - und sie weiterentwickeln. Dafür eröffnet der Myskills-Test einen neuen Weg. Das Testverfahren wurde von der Bertelsmann Stiftung entwickelt und zeigt, welches berufliche Handlungswissen sich Arbeitnehmer am Arbeitsplatz angeeignet haben, die keinen formalen oder in Deutschland anerkannten Berufsabschluss haben. Das können Flüchtlinge sein, aber auch viele Deutsche, die heute nicht mehr in ihrem ursprünglichen Ausbildungsberuf arbeiten.

In den letzten Jahren sind viele Menschen nach Deutschland gekommen, die in ihren Heimatländern Berufserfahrung im Kfz-Bereich gesammelt haben. Diese verfügen über wertvolle fachliche Kompetenzen. Der Test Kfz-Mechatroniker (PKW-Technik) wird bereits deutschlandweit in Arbeitsagenturen und Jobcentern angeboten. Insgesamt gibt es Myskills-Tests aktuell für acht Berufe. Für weitere 22 Berufe folgen die Tests innerhalb der nächsten Monate. "Beim Myskills-Test geht es darum, typische Arbeitsaufträge aus den Tätigkeitsbereichen abzubilden, die die Ausbildungsordnung beschreibt", sagt Norbert Büchel, Bildungsgangleiter Kfz-Technik am Berufskolleg Hilden des Kreises Mettmann und einer der Testentwickler. Zusammen mit Betriebsinhabern und Ausbildungsverantwortlichen wurden Fragen aus der betrieblichen Praxis entwickelt. "Der Test ist so aufgebaut, dass man nur mit realer Berufserfahrung gut abschneiden kann", sagt Büchel. "Er fokussiert nicht auf theoretisches Wissen, sondern darauf, ob jemand in einer konkreten Situation weiß, was zu tun ist. Von einfachen Standardaufgaben wie Reifenoder Ölwechsel bis hin zu komplizierten Diagnosen."

Kurzfassung

"Myskills" ist ein computergestützter, videobasierter Test, der von Arbeitsagenturen oder Jobcentern durchgeführt wird. Er dient dazu, die berufsfachlichen Kompetenzen eines Bewerbers ohne formalen Abschluss nach deutschen Standards einzuschätzen. Der vierstündige Test umfasst ca. 120 Fragen zu konkreten beruflichen Handlungssituationen und ist in sechs Sprachen verfügbar.

Interview

Norbert Büchel und Fabian Bald sind Lehrer in der Berufsschule für Kfz-Mechatroniker am Berufskolleg Hilden. Sie haben als Experten an der Entwicklung des Myskills-Tests für den Beruf "Kfz-Mechatroniker/-in" mitgewirkt.asp: Was ist Myskills?N. Büchel: Das Myskills-Testverfahren ist ein neues Instrument, um die beruflichen Kompetenzen von Menschen mit Berufserfahrung festzustellen, die kein formales Berufsabschlusszeugnis vorweisen können. Das kann jemand aus Deutschland sein, der in einem Beruf gearbeitet, aber keinen Abschluss gemacht hat. Genauso wie der syrische Flüchtling, dessen Qualifikation und Berufserfahrung hier in Deutschland nicht anerkannt werden kann. Myskills macht es möglich, die praktische Handlungsfähigkeit dieser Menschen sehr präzise einzuschätzen.asp: Wie ernst ist der Fachkräftemangel in der Kfz-Branche?F. Bald: Es gibt mehr als genug Arbeit - aber für Kfz-Betriebe wird es immer schwieriger, geeignete Mitarbeiter zu finden. Die Bewerbersituation auf dem Arbeitsmarkt hat sich für Arbeitgeber massiv verschlechtert. Gute Fachkräfte haben bereits gute Stellen. Gleichzeitig kommen viel zu wenig gute neue Kräfte aus der Ausbildung.N. Büchel: Für die Betriebe im Kfz-Bereich besteht Bedarf an möglichst umfassend qualifizierten Mitarbeitern. Aber gerade die sind immer schwerer zu finden. Einen auf dem neuesten Stand voll ausgebildeten Mitarbeiter zu finden, der selbständig die Vielfalt der anfallenden Aufträge abarbeiten kann, ist nicht einfach. Das bestätigen uns viele Betriebe.asp: Wie funktioniert der Test?N. Büchel: Es ging bei der Testentwicklung darum, reale Arbeitssituationen und Handlungssituationen abzubilden. Denn der Test zielt nicht darauf, theoretisches Wissen abzufragen, sondern praktisches Handlungswissen. Was ist zu tun und wie mache ich das? Was kommt als Nächstes und mit welchem Werkzeug kann man das tun? Getestet wird in fünf beruflichen Handlungsfeldern, die aufeinander aufbauen. Von einfachen Wartungsarbeiten über die Instandsetzung, Montage und Demontage von mechanischen, elektrischen und mechatronischen Systemen bis hin zu komplexen Diagnose-Fähigkeiten.F. Bald: Gleichzeitig haben wir bei der Entwicklung der Handlungsfelder - wie vorgegeben - die gesamte deutsche Ausbildungsordnung abgebildet. Wir haben dafür mit engagierten Innungsbetrieben zusammengearbeitet.asp: Wie können Arbeitgeber die Testergebnisse interpretieren?N. Büchel: Wir haben bei der Testentwicklung die Struktur der Ausbildungsordnung zu Grunde gelegt. Vier Punkte stehen für die umfassende Erfüllung des deutschen Ausbildungsstandards.F. Bald: Arbeitgeber sollten sich aber auch Kandidaten mit weniger Punkten anschauen. Wenn jemand z.B. bei standardisierten Service- und Wartungsarbeiten mit zwei Punkten kommt, dann ist er nach einer Einarbeitungsphase in der Lage, eine Inspektion eigenständig durchzuführen. Weitere Arbeiten wie Service, Wartung, Demontage und Montage, Umrüstung, oder kleinere Schäden sind dann Aufgaben, die zunehmend übernommen werden können.

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