Zwar ist das Kfz-Gewerbe bei Berufsanfängern beliebt. Trotzdem suchen zahlreiche Betriebe vergeblich nach geeignetem Fachpersonal
Mit Expertenfrage von Walter Röhrl. Umblättern und ausfüllen!
„Der Meisterbrief ist der Zündschlüssel zur Karriere“, verspricht die Weiterbildungseinrichtung im hohen Norden
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Weiterbildung & Karriere
Qualifizierte Mitarbeiter sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Das ist an sich nichts Neues. Wie kommt es dann aber, dass derzeit allerorten das Schreckensszenario des Fachkräftemangels an die Wand gemalt wird? Hätten Politik und Wirtschaft nicht schon lange durch vereinte Aus- und Fortbildungsanstrengungen gegensteuern können?
Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Schließlich sollte der Fachkräftemangel oder das, was die meisten darunter verstehen, nicht auf wenige Ursachen reduziert werden. Tatsache ist, dass die deutsche Wirtschaft derzeit boomt. Als Begleiterscheinung des nach der Finanzkrise unerwartet raschen Aufschwungs können zahlreiche Unternehmen hierzulande in Ermangelung an qualifiziertem Personal nicht in gewünschtem Maße expandieren. Dies gilt sowohl für die Zugpferde Maschinenbau, Automobilindustrie, Energiewirtschaft und Chemie als auch für das bundesdeutsche Handwerk. Als Hauptgrund identifiziert das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) u.a. den demografischen Wandel. Berechnungen der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge fehlen bis 2025 durch das altersbedingte Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge über sechs Millionen Arbeitskräfte. Die Auswirkung ist bereits heute spürbar, im Prinzip aber kein neues Phänomen: wachsender Wettbewerb um die klügsten Köpfe. Dass diese Konkurrenz zugenommen hat, zeigt der Stellenindex BAX, den die BA monatlich herausgibt: Dieser umfasst die gemeldete Stellenanzeigen und ist ein Indikator für die Nachfrage nach Arbeitskräften. Im Dezember 2011 erreichte dieser mit 180 einen neuen Höchststand. Zwar war der Punktestand bis Februar 2012 auf 175 gesunken, doch ist er immer noch hoch. Zum Vergleich: Der Normwert 100 bezieht sich auf das Jahr 2004. Grundsätzlich kommt die niedrige Arbeitslosenquote qualifizierten Jobsuchenden zugute. Denn oft sind Unternehmen unter Zugzwang und im Gespräch passenden Bewerbern gegenüber zu Zugeständnissen bereit. Das gilt auch im Kraftfahrzeuggewerbe, wo personengebundenes Fach- und Erfahrungswissen – v.a. in Person des Werkstattleiters – dringend benötigt wird. Ein kommunikationsstarker Serviceprofi mit Meisterbrief in der Tasche und mehrjähriger Berufserfahrung in petto ist für Betriebe unentbehrlich. Vor allem dann, wenn sich Technikermeister im fortgeschrittenen Alter in den Ruhestand verabschieden. Letztere haben zwar zumeist bessere Kenntnisse bei Modell- bzw. baureihenspezifischen Mängeln und lassen sich kurzfristig nur schwer ersetzen. Doch haben junge Meister bewiesen, dass sie lernbegierig sind. So holen sie beim Know-how im Allgemeinen sehr schnell auf. Betriebsinhaber wissen das. Erfolgreiche Meisterabsolventen zählen demnach zu den Gewinnern des Fachkräftemangels.
Expertentipp von
Frank Musekamp
Die Kfz-Branche ist eine der aktivsten in Deutschland, wenn es um die Ausbildung von jungen Erwachsenen geht: Während im Schnitt aller Betriebe nur 6 von 100 Beschäftigten in Ausbildung sind, sind es im Kfz-Gewerbe um die 18. Zugleich nehmen die Betriebe einen bedeutenden Mangel an Fachkräften wahr. Seit 2011 führt das Institut Technik und Bildung der Universität Bremen zusammen mit asp einen Fachkräftemonitor für die Kfz-Branche durch. Dort äußerten weit mehr als ein Viertel der Betriebe, dass sie trotz Suche nach passenden Bewerbern offene Stellen in der Werkstatt unbesetzt ließen. Wie kann es dazu trotz hoher Ausbildungsleistungen kommen? Viele Kfz-Betriebe bilden aus, obwohl sie keinen Bedarf an Absolventen haben. Das rechnet sich, weil Auszubildende im Kfz-Handwerk schon früh produktive Arbeit leisten. Entlassungen nach der Ausbildung sind daher die Regel, obwohl Absolventen fachlich oft gut sind. Freigesetzte Absolventen werden aber in der Branche selten eingestellt, weil die Nicht-Übernahme von potenziellen Arbeitgebern mit „fachlicher Unfähigkeit“ assoziiert wird. Meistens zu unrecht! Daher der Tipp: Wer Schwierigkeiten hat, offene Stellen mit Fachkräften zu besetzen, sollte Ausbildungsabsolventen anderer Betriebe eine Chance geben! Noch besser ist natürlich, selbst auszubilden. Dann weiß man, was man hat. Das aber ist eine Binsenweisheit…
Dr. Frank Musekamp
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Technik und Bildung (ITB) in Bremen
Im gesamten Wettbewerb sind 335 Punkte zu erreichen. Der Teilnehmer mit der höchsten Gesamtpunktzahl gewinnt. Bei gleicher Punktzahl entscheidet das Ergebnis aus dem Stechen (Zusatzfrage online). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Ausführliche Teilnahmebedingungen unter: www.autoservicemeister.de/teilnahmebedingungen
- Ausgabe 3/2012 Seite 63 (927.8 KB, PDF)