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Wohl oder Wehe?

22.06.2012 12:02 Uhr

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Werkstattportal AutoScout 24

Bedrohen Werkstattportale im Internet den Serviceertrag deutscher Werkstätten oder sind sie eine willkommene Ergänzung, um zusätzliche Auslastung und Geschäfte gerade bei älteren Fahrzeugen zu generieren?

Glaubt man dem ZDK, sind die Werkstattportale im Internet, über die der Kunde einen Serviceanbieter für eine Inspektion oder Reparatur suchen kann, Teufelswerk. Hier gehe es nur um den günstigsten Preis, Qualität spiele keine Rolle. Darum lehnt der ZDK, allen voran Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk diese Portale ab. Denn sie setzen eine Preisspirale in Gang, die zu Lasten der Arbeitsqualität geht und die Ertragssituation der Werkstätten insgesamt verschlechtern wird. André Stark, Geschäftsführer bei AutoScout 24, einem Pionier in Sachen Werkstattportale, beurteilt das freilich ganz anders. „Wir wollen nicht gegen das Kfz-Gewerbe arbeiten, wir sind Partner des Gewerbes und sehen auch unser Online-Angebot für Inspektionsleistungen als Dienstleistung für Kfz-Unternehmen.“ Wie diese Dienstleistung aussehen kann, macht Stark an einem Beispiel klar. „Nehmen Sie den klassischen Markenhändler. Der leidet zunehmend unter Auslastungsproblemen in der Werkstatt, weil der Service- und Reparaturaufwand an jungen Fahrzeugen tendenziell rückläufig ist. Ältere Fahr-zeuge verliert er an freie Betriebe oder Serviceketten und die Rückgewinnung über klassische Werbung ist teuer und nicht immer effektiv.

Gezielte Marktbearbeitung

Mit unserem Tool kann der Unternehmer markenspezifisch in seiner Region heruntergebrochen bis auf einen bestimmten Fahrzeugtyp eines bestimmten Baujahres und begrenzt auf einzelne Baugruppen Fahrer älterer Fahrzeuge ansprechen und sie beispielsweise über zeitlich befristete Aktionspreise für seinen Betrieb zurückgewinnen und gleichzeitig seine Auslastung verbessern.“ Eben vor solchen Aktionspreisen warnt der ZDK-Vize. Dadurch würden nur Schnäppchenjäger angelockt und von denen könne kein Servicebetrieb auf Dauer auskömmlich leben. Dem Argument, man stelle im Portal vor allem auf den günstigsten Preis ab, widerspricht André Stark vehement. „Natürlich kann der Kunde auch nach dem Preis suchen, das ist aber nur eines von vielen Kriterien.“ Viel wichtiger sei für viele Kunden beispielsweise die Erreichbarkeit oder eine möglichst geringe Entfernung zum Betrieb, die bei der Auswahl berücksichtigt wird. Auch der frühestmögliche freie Termin, der im Portal ebenfalls angezeigt wird, sei vielen Kunden wichtiger als der Preis. Dass die Qualitätskriterien allerdings noch ausbaubar sind, ist auch für Stark klar. In welcher Form das geschehen wird, steht noch nicht fest. Der Idealfall wäre zweifellos eine Bewertungsmöglichkeit des gewählten Servicepartners für den Kunden nach erfolgter Auftragsbearbeitung. „An dieser und anderen Ideen arbeiten wir derzeit, aber so etwas einfach und vor allem manipulationssicher in die Tat umzusetzen, ist hoch komplex“, beschreibt Stark. Trotz Kritik des ZDK will man bei der Weiterentwicklung des Werkstattportals eng mit dem Verband und der Branche kooperieren. „Wir haben das Portal vor dem Start der Projektphase beim ZDK vorgestellt und dort gegebene Anregungen für Veränderungen unmittelbar umgesetzt. Und auch künftig wollen wir den Input aus der Branche berücksichtigen, denn unser Portal ist ein Tool für, nicht gegen die Kfz-Branche“, bekräftigt Stark. Dass es dafür noch viel Überzeugungsarbeit leisten muss, ist ihm bewusst. „Wir haben den erforderlichen langen Atem, zumal wir bei der Umsetzung der Handelsplattform AutoScout 24 vor gut zehn Jahren anfangs ähnliche Erfahrungen gemacht haben.“

Ob und wann das buchbare Dienstleistungsangebot über Inspektionen hinaus erweitert wird, ist derzeit noch offen. „Vorstellbar ist hier vieles, allerdings sind komplexe Reparaturen sicher nicht für ein Werkstattportal geeignet, weil die nicht standardisierbar und damit für den Kunden nicht genau definierbar sind.“ Schon in der Testphase für die Inspektionsangebote musste man lernen, dass Kunden nicht bereit sind, beispielsweise im Serviceheft die erforderlichen Arbeitsumfänge nachzuschlagen.

Nicht alle Arbeiten Portal-tauglich

Aus diesem Grund hat man auf Basis unterschiedlicher Datenquellen Durchschnittskalkulationen erarbeitet, auf deren Grundlage dem Kunden ein Vorschlag unterbreitet wird, welche Arbeiten angesichts von Laufleistung und Alter des betreffenden Fahrzeugs empfehlenswert sind. „Diese Vorschläge basieren selbstverständlich immer auf den Herstellervorgaben“, betont Stark.

Was die Ausweitung des Portals auf andere Arbeiten als Inspektionen betrifft, ist er deswegen zurückhaltend. „Die Frage ist, was sind neue Dienstleistungen für diesen neuen Markt und wie „diagnosefähig“ ist der Kunde? Interessant ist sicher das Thema HU oder die Bremsenreparatur zum Festpreis. Alles, was darüber hinausgeht, ist für Kunden schwierig zu beherrschen.“

Nach den Test-Regionen Rhein-Ruhr und Hamburg ist das Portal seit einigen Wochen auch im Rhein-Saar-Gebiet, Stuttgart/Baden und München aktiv. Bis Ende des Jahres strebt AutoScout24 bundesweite Flächendeckung an und hat die Akquisitionsbemühungen entsprechend ver-stärkt. Die Kritik des ZDK hat die Vertriebs-arbeit dabei nicht gerade erleichtert, auch wenn viele Betriebsinhaber das Thema laut André Stark deutlich differenzierter beurteilen. Stand heute: mehr als 1.000 Werkstätten nutzen das Portal.

Kosten-Nutzen-Relation entscheidet

Ob das Portal auf Dauer erfolgreich ist, dürfte langfristig auch weniger von der Verbandskritik abhängen. Entscheidend für Unternehmer wird sein, ob Kosten und Nutzen des Portals in einer vernünftigen Relation stehen. Stichwort Kosten: Vorgesehen sind 145 Euro einmalige Einrichtungsgebühren. Für die monatliche Nutzung verlangt AutoScout24 weitere 49 Euro. Künftig sollen zudem fünf Prozent der Auftragssumme als Gebühr an den Plattformbetreiber abgeführt werden. Da verbieten sich die von Wilhelm Hülsdonk befürchteten Dumpingpreisangebote eigentlich von allein.

Zumindest in einem Punkt sind sich André Stark und ZDK-Vize Wilhelm Hülsdonk heute schon einig: Verhindern können wird man Werkstattportale wie das von AutoScout24 auf Dauer sicher nicht. fs

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