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Was die Räder verraten

18.03.2009 12:02 Uhr
Was die Räder verraten

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Prüfstände

Mit Prüfständen unterschiedlicher Bauart lässt sich in kurzer Zeit viel über den technischen Zustand eines Fahrzeugs herausfinden, dabei bleibt es anspruchsvoll für moderne Fahrzeugtechnik die passende Prüftechnik zu entwickeln.

Es sind die Räder eines Autos, über die sämtliche Antriebs-, Brems- und Seitenführungskräfte auf die Straße übertragen werden. Von vier Kontaktflächen mit der Gesamtfläche einer Zeitschriftenseite hängt die Sicherheit eines Fahrzeugs ab. Mit modernen Prüfständen lässt sich eine Fülle an Informationen sammeln, wie es aktuell um diese Sicherheit bestellt ist. In der Hauptuntersuchung wird allerdings bisher nur die Leistungsfähigkeit der Bremsanlage geprüft. Dabei geht es vor allem darum, dass ein Fahrzeug die erforderliche Abbremsung erreicht, keine gefährlichen Differenzen zwischen den beiden Fahrzeugseiten auftreten und die Feststell-bremse einwandfrei funktioniert. Seit bald 40 Jahren wird die Aufnahme der Fahrwerksprüfung in die HU diskutiert, doch noch ist auf diesem Gebiet keine Einigung erreicht worden. Anders dagegen in der Prüfstraße einer Werkstatt. Hier werden Fahrwerksprüfer schon seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt. Das Ziel der Prüfung ist es nach einer kurzen Messung eine Aussage darüber zu erhalten, ob ein Fahrwerk ein Fahrzeug noch sicher auf der Straße halten kann oder nicht.

Vielfältige Verfahren im Einsatz

Ein gutes halbes Dutzend unterschiedlicher Verfahren für die Fahrwerksprüfung wird von den Werkstattausrüstern angeboten. Im Prinzip regen alle Prüfstände ein Rad zum Schwingen an und werten dann aus, wie es diese Schwingungen dämpft. Diese Prüfverfahren zeigen nicht an, ob ein Stoßdämpfer defekt ist, doch sie zeigen auf, wenn das Dämpfungsvermögen stark nachgelassen hat und Gefahr droht. Eine ähnliche Typenvielfalt ist bei den Bremsprüfständen nicht zu beobachten. Hier gibt es neben den Rollenbremsprüfständen die Plattenbremsprüfstände. Doch letztere stoßen bei der Prüfung moderner Bremsanlagen zunehmend an ihre Grenzen. So ist es bei manchen Fahrzeugmodellen nicht möglich die Wirkung der Feststellbremse mit einem Plattenbremsprüfstand zu prüfen. Auch die elektrohydraulische Bremse lässt sich mit den Platten nicht einwandfrei prüfen. Gerade bei kleineren Werkstätten mit beengten Raumverhältnissen erfreut sich der Plattenbremsprüfstand, welcher einfach auf dem Werkstattboden befestigt wird, großer Beliebtheit. Schließlich ist dieser Prüfstandstyp kostengünstig. Auch in der Annahme geben viele Werkstätten diesem Prüfstandstyp den Vorzug, weil er keine Stolperfalle im Kunden zugänglichen Bereich einer Werkstatt ist und die Prüfung für einen anwesenden Fahrzeugbesitzer schonender wirkt als die auf der Rolle.

Deutschland mag die Rolle

Die weiteste Verbreitung hat in Deutschland allerdings der Rollenbremsprüfstand gefunden. Dessen Anwendung ist vertraut und er lässt sich im Prinzip für alle Fahrzeugmodelle einsetzen. Mit Ausnahme einer wachsenden Anzahl von Fahrzeugen mit Allradantrieb. Mancher Allradler lässt sich problemlos auf einem Einachsprüfstand prüfen, bei einigen Fahrzeugen muss mit Tricks nachgeholfen werden, andere Modelle blockieren den Prüfstand, sobald dieser anläuft. Weil es inzwischen eine große Anzahl unterschiedlicher Allrad-antriebssysteme in den Fahrzeugen gibt, muss eine Werkstatt auf Nummer sicher gehen. Die Werkstattausrüster haben daher Allradbremsprüfstände entwickelt. Die einfachste Version ist dabei, dass beide Rollenpaare eines Prüfstandes exakt gegenläufig gesteuert werden. Gemessen wird nur das in Fahrtrichtung drehende Rad. Die Prüfung erfolgt also in zwei Schritten pro Achse. Eine wesentlich verbesserte Variante dieser Bauform bietet MAHA mit dem geregelten Gegenlauf an. Dabei werden die Drehzahlen der gegenläufig drehenden Räder so feinfühlig geregelt, dass es keine unerwünschte Übertragung der Bremskräfte zwischen rechtem und linkem Rad gibt. Die Haldenwanger bieten außerdem einen Prüfstand mit reduzierter Prüfgeschwindigkeit an, mit welchem die Ansprechschwelle der Differentialsperren unterschritten wird.

Alternative mit zwei Radsätzen

Sowohl AHS Prüftechnik als auch MAHA haben Rollenbremsprüfstände mit zwei zueinander verfahrbaren Rollensätzen im Programm. Beim Einsatz dieser Prüfstände wird die Gefahr ein Allradsystem zu beschädigen umgangen. Für ganz besonders kniffelige Systeme lassen sich zusätzlich die Radsätze gegenläufig regeln. AHS hat diese Idee für den praktischen Einsatz in Prüfstellen und Werkstätten weiter entwickelt und setzt statt eines hinteren verfahrbaren Rollensatzes auf einen Rollenteppich. Der Vorteil hier ist, dass der Prüfstand nicht extra für jedes Fahrzeug neu eingerichtet werden muss. Nicht für jede Werkstatt ist ein solcher Allradprüfstand erforderlich, doch angesichts der wachsenden Anzahl allradgetriebener Pkw macht es auf alle Fälle Sinn bei der nächsten Investition in einen Rollenbremsprüfstand über einen Prüfstand mit optional gegenläufig drehenden Rollenpaaren nachzudenken. Bei den Bremsprüfständen hat sich in den vergangenen Jahren übrigens ein technischer Wandel vollzogen. Dank der Miniaturisierung der Elektronik sitzt die Steuerungstechnik inzwischen fast immer zwischen den Antriebsmotoren mit im Radsatz statt große Bedienterminals zu füllen. Immer noch beliebt, aber technisch nicht mehr in allen Fällen erforderlich ist die Prüfrolle, welche vom Rad eines Fahrzeugs beim Einfahren in den Rollensatz zwischen die beiden Rollen gedrückt wird. Hofmann und Cartec haben inzwischen Prüfstände, welche ohne diese mechanische Hilfe auskommen und über Sensoren zusätzlich erkennen können, ob ein Rad nicht zu nah am Rand des Prüfstandes läuft. Bei den Anzeigen hat sich die klare Analoganzeige deutlich durchgesetzt. Das schließt nicht aus die Messwerte zusätzlich bei Bedarf elektronisch auszuwerten, zu speichern oder zu drucken. Vor allem Bremsprüfstände, welche in Prüfstraßen integriert sind, verfügen fast ausnahmslos über einen Netzwerkanschluss, so dass sich alle Messresultate, welcher auf der Prüfstraße gewonnen werden, anschließend zu einem Protokoll zusammenfassen lassen. Seit kurzer Zeit lassen sich Prüfstraßen durch völlig neue Module ergänzen. So hat Ventech eine Prüfplatte zur Serienreife entwickelt, die den Fülldruck eines Reifens messen kann, während das Rad langsam darüberrollt. Und die Westfalen haben als Zubehör dazu bereits ein Modul vorgestellt, welches die Profiltiefe von Reifen messen kann.

Praktischer Nutzen

So können diese wichtigen Messwerte zur Verfügung stehen, sobald der Durchlauf auf der Prüfstraße beendet ist und ohne dass der Annehmer jedes Rad einzeln vermessen muss. Das spart bei der Annahme wertvolle Zeit und gibt ein noch besseres Bild vom Fahrzeugzustand. In der Summe kann eine Werkstatt durch das Befahren einer kompletten Prüfstraße innerhalb von wenigen Minuten bereits die für die Fahrzeugsicherheit wesentlichen Punkte rund um das Fahrwerk abklären. In Zukunft wird es sicher Verfahren geben, welche neben den mechanischen auch die elektronischen Komponenten im Fahrwerk überprüfen können. Schließlich bleiben ABS und ESP, aber auch automatische Fahrwerksregelungen oder mitlenkende Achsen bisher ungeprüft und werden nur von der Eigendiagnose dieser Systeme überwacht. Somit bleibt es im Bereich Prüfstände weiterhin spannend, welche Möglichkeiten die Technik in Zukunft bieten wird. Bernd Reich

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