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20.01.2012 12:02 Uhr

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Autohaus Müller

30 Jahre Autoservice-Tradition verbinden Kunden mit dem Namen Autohaus Hiller. Nach der erfolgreichen Übernahme durch den bisherigen Serviceleiter Michael Müller, muss der Nachfolger nun die eigene Marke aufbauen.

Die symbolische Schlüsselübergabe erfolgte auf dem Postweg: Im vergangenen November erreichte die Kunden eines Autohauses aus dem schwäbischen Nürtingen sowohl ein Lebewohl als auch eine herzliche Begrüßung: Der bisherige Geschäftsführer Alfred Hiller verabschiedete sich mit dem Anschreiben in den Ruhestand und sein bisheriger Serviceleiter Michael Müller übernahm als neuer Geschäftsführer. Grafisch war die Betriebsnachfolge aussagekräftigerweise durch einen Schraubenschlüssel dargestellt, den der erste an den neuen Inhaber weitergab. Das Versprechen lautete: „Ihr neuer Partner mit altem Team“, so bewarb man sich für eine Fortführung des Vertrauens. Zu diesem Zeitpunkt hatte Michael Müller anstrengende Wochen der Vorbereitung hinter sich.

Bürokratische Hürden

Für den Bankkredit und die An- bzw. Ummeldung bei Berufsgenossenschaft, Gewerbeamt und ZDK benötigte der Kfz-Meister eine Vielzahl an Dokumenten und Beglaubigungen. Die Behörden und Verbände verlangten z.B. eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, eine Risikolebensversicherung oder das polizeiliche Führungszeugnis. Letzteres darf nicht älter als zwei Wochen sein. Die einzelnen Anträge ließen sich allerdings nicht innerhalb dieser kurz bemessenen Frist durchführen. Der Kfz-Profi besitzt folglich vier Zeugnisse, wie er bei der Betriebsbesichtigung schmunzelnd erklärte. Im Nachhinein sieht er die bürokratischen Auflagen offensichtlich sportlich.

Auch der Beitritt zur Handwerkskammer war für den eingetragenen Kaufmann (e.K.), so die Rechtsform des Unternehmens „Team Müller Kfz-Service“, verpflichtend. Den Eintritt möchte Müller aber ganz sicherlich nicht missen, wie er im Gespräch verdeutlichte: Die Berater der HWK waren Müller in starkem Maße bei der Wertermittlung des Betriebsgebäudes bzw. des Grundstücks sowie bei der Schätzung des Anlagevermögens (also Fahrzeuge, Werkstattequipment und Ersatzteillager) behilflich. Das sei entscheidend gewesen, so Müller. „Ich hätte es nie alleine geschafft, herauszufinden, ob der vom Vorbesitzer angegebene Preis gerechtfertigt war. Da hilft es auch nicht weiter, wenn man sich zur Orientierung bei bekannten Kfz-Unternehmern erkundigt, wie hoch deren Pacht ist.“ Aufgrund der unterschiedlichen Betriebsgrößen, Lagerbestände und Standorte sei das nicht vergleichbar. Bei der Preisfindung von Gebäude und Inventar hätte ihn jeweils ein Experte mit Argumentationshilfen ausgestattet sowie in den direkten Verhandlungen mit Alfred Hiller den Rücken gestärkt.

Zwar hat es sich bei der Betriebsnachfolge nicht um eine „feindliche Übernahme“, also gegen den Willen des ehemaligen Geschäftsführers, gehandelt. Trotzdem war, wie in Verkaufsverhandlungen allgemein üblich, die eine Seite an einer hohen und die andere an einer möglichst geringen Pacht interessiert. Mit Hilfe der „Mediatoren“ sei man sich aber schnell einig geworden, so Müller.

Neue Möglichkeiten

Inhaber in spe müssen berücksichtigen, dass sie sowohl in der Vorbereitungsphase als auch in ihrer Funktion als Geschäftsführer nicht mehr hundertprozentig im Betrieb mitarbeiten können. Die neuen Verantwortungsbereiche Administration, Organisation und Geschäftsstrategie sind zu groß; ganz gleich, ob man zuvor im Verkauf oder in der Werkstatt gearbeitet hat. Einen Vorgeschmack der Verantwortung gab es für Michael Müller bereits in den Wochen vor der Übernahme. Da sein Stellvertreter im Servicegeschäft krankheitsbedingt für zwei Wochen ausfiel, musste Müller sowohl den Endspurt zur Betriebsnachfolge als auch die hohe Werkstattauslastung schultern. Doch die Selbständigkeit hat auch ihr Gutes: Müller genießt den mit der Übernahme verbundenen Gestaltungsspielraum. Um für frischen Wind zu sorgen und dem Betrieb in gewisser Weise einen eigenen Stempel aufzudrücken, hat er neue Geschäftsfelder, Marketingaktionen und Partnerschaften gestartet bzw. geplant. So haben die Nürtinger seit neuestem einen Bosch Car Service-Vertrag – neben den bereits bestehenden Volvo- und Fiat-Partnerschaften. Zudem bietet er Werkstattersatzfahrzeuge an, hat die Marketingausgaben erhöht, sowie den eigenen Internetauftritt grundlegend überarbeitet. In naher Zukunft will Müller in den Vertrieb und Service von Elektrorädern einsteigen. Mit den auf diese Weise gesammelten Erfahrungen im Bereich Elektromobilität, so hofft er, kann sich der Betrieb womöglich einen Erfahrungsvorsprung für die ferne Zukunft erarbeiten. Martin Schachtner

▶ Eigene Marke aufbauen: Als frischgebackener Geschäftsführer kann Michael Müller neue Ideen realisieren

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