Bluetooth-Kompatibilität
Autofahrer möchten ihr Mobiltelefon im Fahrzeug nutzen. Mittels Bluetooth gelingt die Vernetzung ohne Kabelsalat. Dennoch verstehen sich mobiles Endgerät und Infotainmentsysteme nicht immer.
Die Ansprüche in Bezug auf Infotainment im Auto und sichere bzw. legale Kommunikationsmöglichkeiten während der Fahrt steigen mit den dargebotenen Möglichkeiten. Und möglich erscheint vieles: Auf Automessen präsentieren die Hersteller Fahrzeuge als rollende Computersysteme, die mit sich und der Umwelt vernetzt sind und Top-Unterhaltungs- sowie Informationsangebote ermöglichen. In den Entwicklungsabteilungen wird das „Connected Car“ der Zukunft geplant. Damit sollen vollständig vernetzte Autowelten geschaffen werden, die über Server, die lokale Infrastruktur sowie untereinander Informationen erhalten bzw. austauschen, um sicheres Fahren zu ermöglichen.
Vernetzung im kleinen Maßstab
Im Vertrieb bzw. im Service stellt man diese zweifelsohne notwendige und vernünftige Zielstellung jedoch mitunter in Frage. Dann beispielsweise, wenn bei einem Werkstattkunden nicht einmal die Vernetzung im Kleinen klappt und dieser in der Dialogannahme Probleme bei der Bluetooth-Verknüpfung zwischen dem Mobiltelefon und der werksseitig verbauten Freisprecheinrichtung bemängelt. Teils misslingt auch die Synchronisation zwischen dem Telefonbuch und dem Multimediasystem. Das Problem ist in vielen Fällen, dass die Bluetooth-Profile zwar standardmäßig festgelegt sind, sich die einzelnen Akteure allerdings nicht immer sauber daran halten, heißt es aus Branchenkreisen. Eine Bestätigung gibt BMW auf Anfrage: Die Implementierung durch die einzelnen Endgeräte‐Hersteller mache mitunter Probleme. „Hier gibt es Interpretationsmöglichkeiten; Profil ist nicht gleich Profil“, erklärte eine Unternehmenssprecherin.
Die gleichen Erfahrungen macht auch der zweite bayerische Autobauer: Der Bluetooth-Standard berge zwar einige Variablen in seiner Spezifikation, wenn man sich aber daran halte, funktioniere es auch grundsätzlich, hieß es bei Audi. Im Falle einer Dysfunktion seien häufig auch die Hersteller der Geräte verantwortlich: Die Schwierigkeiten würden oftmals durch instabile Software auf der Geräteseite verursacht, die zu Unterbrechungen der Bluetooth-Verbindung führe, erklärte ein Pressesprecher.
Auch Hyundai identifiziert als Hauptproblem die Software der Mobiltelefone. Teils nimmt das Vertriebsnetz aber auch Bedienfehler wahr. Beispielsweise werden die Daten manchmal nur auf der SIM-Karte und nicht im Mobiltelefon abgespeichert.“ Die Bluetooth-Funktion ist bei den Koreanern serienmäßig in den Modellen i20 (ab der Ausstattungslinie Comfort mit Elektrikpaket), ix20 (ab Comfort), i40, Veloster (ab Style mit Technik-Paket), ix35 sowie Santa Fe (Premium) an Bord. Ein mögliches Kompatibilitätsproblem ergebe sich aus den unterschiedlichen Anforderungen innerhalb des Entwicklungsprozesses von mobilen Endgeräten und den Fahrzeugkomponenten. „Oftmals werden Software-Updates von Mobiltelefonen nur unzureichend getestet an den Kunden weitergegeben und innerhalb kürzester Zeit wieder durch andere Updates ersetzt“, hieß es bei der Deutschland-Tochter in Neckarsulm. Eine Hauptschuld scheint also die Gerätehersteller zu treffen, wenn man den Meinungen aus den Reihen der Autobauer folgt. Leider erhielt asp bis Redaktionsschluss keine Antworten bzw. Stellungnahmen seitens der Geräteproduzenten.
Doch würden diese vermutlich die Verantwortung von sich weisen. Als Begründung führten SonyEricsson, Samsung, Apple und Co. eventuell die unterschiedlichen Entwicklungszyklen der beiden Branchen ins Feld. Dadurch, dass Autos auf Jahre angelegt und ebenso lange geplant werden, diese Zeitspanne in der Telekommunikationsindustrie jedoch gleichbedeutend mit Lichtjahren ist, unterscheiden sich Hard- und Software in der Tat deutlich voneinander. Kurzum: Wenn Kunden modernste mobile Endgeräte nutzen, dann kann es zu Schwierigkeiten kommen, da diese auf dem aktuellsten Standard basieren, den die Multimediaeinheit des Fahrzeugs gegebenenfalls aber nicht lesen kann. Das bestätigt eine Nachfrage bei Toyota und Lexus: Dem Importeur zufolge kann es problematisch sein, wenn Geräte ganz neu auf den Markt kommen, weil die entsprechenden Profile nicht unterstützt werden. Ford befindet im Gegensatz dazu, dass neuere Mobiltelefone sehr viel besser funktionierten. Zumindest deutlich besser, als es noch in der Vergangenheit der Fall war. „Die Bluetooth-Protokoll-Installationen sind sehr viel robuster geworden“, hieß es aus Köln.
Teilweise kann es auch auf den Gerätehersteller ankommen, wie das Beispiel Apple zeigt. Der Computerkonzern aus Cupertino verfolgt gern eine Strategie der Abgrenzung und ist immer ein Quäntchen mehr auf die eigene Alleinstellung bedacht als der Wettbewerb. Da verwundert es nicht, dass die Strategie auch im Bereich Bluetooth verfolgt wird. Hintergrund: Viele Autohersteller bauen beim Thema Internetanbindung des Fahrzeugs auf das vom Fahrer mitgeführte Smartphone und verwenden nicht, wie das beispielsweise BMW tut, eine Fahrzeug-eigene SIM-Card. Mercedes-Benz bietet Bluetooth für alle aktuellen Baureihen in den jeweiligen Audio20- und Comand-Headunits serienmäßig an – mit Ausnahme der A-Klasse. Die Schwaben nutzen zum kabellosen Aufbau der Internetverbindung das Bluetooth-Profil DUN (Dial-up-Network – siehe Kasten oben). Apple verwendet für die Internetanbindung aber den PAN-Standard. PAN (Personal Area Networking Profile) hat Daimler aber derzeit noch nicht integriert. Das dürfte auch auf die meisten anderen Hersteller zutreffen.
Hilfe im Netz
Für Werkstätten und Kunden bieten die Fahrzeughersteller Informationen im Internet an. Serviceorientierte Betriebe dürften hier sicherlich punkten. In den speziellen Bereichen der Hersteller-Webseiten können sich Serviceprofis mit den Autobesitzern vor dem Kauf eines Mobiltelefons erkundigen, ob es Probleme bei der Vernetzung geben kann (siehe Kasten links). Zudem bieten einige Unternehmen Updatefunktionen auf den Homepages an. Damit können auch freie Werkstätten helfen, die Infotainmenteinheiten und Mobiltelefone ihrer Kunden auf eine Wellenlänge zu bringen. Denn Software-Aktualisierungen sind eine komfortable und elegante Variante, um die unterschiedlichen Lebens- und Entwicklungszyklen der beiden Branchen kundenfreundlich zu entschärfen. Martin Schachtner
▶ Bluetooth: Die Profile sind standardisiert, dennoch verwenden Hersteller mitunter nicht kompatible Protokolle
Kompatabilitätscheck im Internet
Infoseiten der Hersteller (Auswahl)
Auf folgenden Serviceseiten geben Fahrzeughersteller Bluetooth-Kompatibilitätschecks für Autohäuser und Endkunden an. Teilweise sind auch Updates möglich.
Audi: www.audi.de – Stichwort: Handyvorbereitung
BMW: www.bmw.de/bluetooth bzw. www.bmw.de/update
Fiat: www.fiat.de – Bereich Blue&Me
Ford: www.ford-mobile-connectivity.com
Honda: www.hondahandsfree.com
Lexus: http://www.lexus.de/lexus-service – Stichwort: Kompatibilitäts-Check
Mercedes-Benz: www.mercedes-benz.com/connect
Bluetooth
Profile
Folgende Bluetooth-Profile sind im automobilen Bereich gängig. Definition: Die Bluetooth-Technologie ist ein globaler Standard zur kabellosen Verbindung von vielfältigen elektronischen Geräten über eine kurze Distanz.
HFP (Hands Free Protokoll) – kabellose Telefonie im Auto
A2DP – Übermittlung von Audiodaten
AVRCP – Fernbedienungsprofil
PBAP (Phonebook Access-Profile) – Synchronisation des Telefonbuchs
DUN (Dial-up-Network) – Internetanschluss
PAN – alternative Internetverbindung
▶ Verschiedene Lebenszyklen: Moderne Hightech-Geräte sind nicht ohne weiteres ins Fahrzeug integrierbar
▶ Beratung: Werkstätten sollten mit Kunden vor dem Kauf eines Mobiltelefons die Kompatibilität prüfen
- Ausgabe 2/2012 Seite 58 (150.7 KB, PDF)