Hella Gutmann Solutions: Kamerakalibrierung und Radarkopfjustage
Immer mehr Fahrzeugmodelle sind mit Kameras hinter den Windschutzscheiben ausgestattet, welche Daten für Assistenzsysteme liefern. Nach einem Austausch der Windschutzscheibe müssen diese Kameras neu kalibriert werden. Ähnliches gilt für die Radarköpfe des Abstandsradars. HGS hat eine überfabrikatliche Justiereinrichtung entwickelt.
Fahrerassistenzsysteme sind derzeit ein großer Trend in der Automobiltechnik. Und diese Systeme haben sich im Rekordtempo über alle Fahrzeugklassen verteilt. So können Kameras hinter der Windschutzscheibe Daten für vielfältige Assistenzsysteme vom Spurhaltesystem über den Bremsassistenten bis zur Verkehrszeichenerkennung liefern. Damit diese Kameras in die richtige Richtung sehen, müssen sie an der Fahrachse eines Fahrzeugs ausgerichtet werden, welche von der Hinterachse vorgegeben wird. Nach Beschädigungen des Fahrwerks oder dem Austausch der Windschutzscheibe müssen die Kameras daher per Bildabgleich neu kalibriert werden. Das Verfahren ist jedoch nicht einheitlich, sondern von Fahrzeughersteller zu Fahrzeughersteller unterschiedlich. Hella Gutmann Solutions (HGS) in Ihringen hat daher ein System entwickelt, welches überfabrikatlich einsetzbar ist. Außerdem ist das System modular aufgebaut und so jederzeit erweiter- und veränderbar. Zusätzlich zu einem mega macs Diagnosegerät benötigt die Werkstatt für die Kamerajustage eine Bildtafel und ein System zum Ausrichten dieser Wand. Für das Ausrichten der Bildtafel auf die Fahrachse setzt HGS ein von Koch Achsmessanlagen stammendes Laser-System ein, welches eigentlich für die Fahrwerksvermessung verwendet wird. Ein Grundgesetell kann die Bildtafel verschiedener Automarken aufnehmen. Ein Balken mit Skalen im unteren Bereich dient der exakten Ausrichtung der Wand. Diese muss zu Beginn einer Kalibrierung mittig, exakt parallel und im richtigen Abstand zum Fahrzeug positioniert werden. Das System wurde so einfach wie möglich gestaltet, um dem Anwender die Nachvollziehbarkeit aller Arbeitsschritte zu ermöglichen. Im ersten Schritt wird die Kamerakalibrierung für die Marken der Volkswagen-Gruppe und Mercedes-Benz-Fahrzeuge angeboten. Für die Marke BMW ist die Justage des Radarkopfes möglich. Die Ausweitung der Möglichkeiten erfolgt im Rahmen der üblichen Updates der mega-macs-Software. Weitere Marken sind in Vorbereitung.
Am Beispiel eines Volkswagen CC wird der Ablauf der SensorKalibrierung deutlich. Es genügt, das Fahrzeug auf einer ebenen Fläche abzustellen. Die Software führt den Anwender durch alle Punkte. Türen müssen geschlossen und die Zündung eingeschaltet und das Fahrwerk korrekt eingestellt sein. Zunächst wird mit Hilfe eines Maßbandes der Abstand zwischen Auto und Bildtafel eingestellt.
Bildtafel ausrichten
Dann erfolgt im zweiten Schritt die mittige Ausrichtung der Bildtafel vor dem Auto. Dazu werden auf den Hinterrädern Koch-Achsmess-Halter mit jeweils einem Laserstrahler angebracht, die richtige Ausrichtung an den Libellen überprüft und die Strahler auf die zwei Skalen an der Bildtafel gerichtet. Die Tafel wird so verschoben, dass auf beiden Skalen der gleiche Wert markiert wird, dann steht die Tafel mittig. Durch Umlenken der Laserstrahler auf die Spiegel wird die Parallelität der Tafel zum Fahrzeug geprüft und eventuell korrigiert sowie darauf geachtet, dass die Tafel im Lot steht. Auch dafür sind Libellen vorhanden. Damit ist die Ausrichtung der Tafel abgeschlossen. Jetzt fragt die Software die Radhöhenstände ab, welche manuell für jedes Rad zu messen und in den mega macs einzugeben sind. Danach wird die Kalibrierung gestartet. Hat alles funktioniert, so meldet das Diagnosegerät „Kalibrierung erfolgreich“. Im anderen Fall würde „Kalibrierung fehlgeschlagen“ angezeigt und der Anwender müsste nochmals die Voraussetzungen überprüfen.
Ganz ähnlich verläuft die Justage eines Radarsensors. Dazu wird die Bildtafel, an welcher auch der Träger für das Radarkopfjustagewerkzeug befestigt werden kann, im Prinzip wie beschrieben ausgerichtet. Die Software gibt vor, in welcher Höhe das Werkzeug zu befestigen ist. Das Radarkopfjustagewerkzeug wird per Magnet am Träger fixiert. Es besteht aus einem Laserstrahler und einer Fadenkreuz-Skala. Der Laser wird so positioniert, dass der Radarkopf den Strahl auf die Skala reflektiert. Wie ein Scheinwerfer wird der Laserkopf dann manuell so eingestellt, dass er exakt in die Mitte trifft. Dies wird in der Software bestätigt und die Justage mit der Protokollierung beendet.
Flexibel und leicht anzuwenden
Das System von HGS bietet sich vor allem für Werkstätten an, welche Justagearbeiten an Fahrzeugen unterschiedlicher Marken ausführen und nicht für jede Marke in ein eigenes System investieren wollen oder können. Bernd Reich