Neue Onlineplattformen für Vermarktung und Zukauf von Gebrauchtwagen sind in letzter Zeit auf dem Markt aufgetaucht und werben damit, das Gebrauchtwagengeschäft zu vereinfachen und einen umfangreichen Pool an Fahrzeugen zu bieten. Für Betriebe, die auch im Gebrauchtwagenverkauf aktiv sind und die Möglichkeiten des neuen Online-Marktes gewinnbringend für ihren Zukauf nutzen wollen, ist es wichtig, sich vorher gründlich zu informieren.
Dazu gehört auch, die Geschäftsmodelle der verschiedenen Anbieter in Augenschein zu nehmen. Tritt die Plattform als Händler auf oder ist sie als Vermittler aktiv? Fallen Gebühren oder Provisionen an? Da diese Modelle auf den ersten Blick oft nicht erkennbar sind, hat asp AUTO SERVICE PRAXIS recherchiert und stellt die vier bekanntesten Plattformen mit ihren Hauptmerkmalen vor.
Die Firma mit Sitz in Berlin versteht sich als Automobil-Großhändler, der jedes Fahrzeug selbst bewertet, ankauft und dann exklusiv an mittlerweile mehr als 25.000 registrierte Autohändler und Werkstätten verkauft. Werkstätten können sich registrieren, wenn im Gewerbenachweis ausdrücklich Kfz-Handel mit aufgeführt wird. Einmal registriert, bekommt man einen festen Ansprechpartner aus der Bestandskundenbetreuung, der rund um das Thema Zu- und Abverkauf betreut. Alle Fahrzeuge werden durch Kfz-Experten geprüft und eventuelle Schäden ausführlich und transparent dokumentiert.
#Die aktuell über 10.000 Gebrauchtwagen stammen zum einen aus der Ankaufsplattform für privat genutzte Fahrzeuge "Wirkaufendeinauto.de", zum anderen von Partnerhändlern, Leasinggesellschaften und Autobanken. Für 2016 hat sich das Unternehmen ein Jahresziel von 250.000 gehandelten Fahrzeugen gesetzt, das es nach eigenen Angaben wahrscheinlich übertreffen wird.
Das neueste Produkt von auto1.com heißt "Null-Risiko-Bestand". Registrierte Kfz-Händler können Gebrauchtwagen, die sie über die Online-Plattform europaweit zukaufen, bargeldlos und für die ersten 90 Tage zinsfrei in ihrem Bestand führen. Für diese neue Lösung arbeitet das Unternehmen mit dem langjährigen Kooperationspartner Bank11 zusammen. Die Finanzierungslinien beginnen bei 50.000 Euro und sind - je nach Bonität des Händlers - flexibel erweiterbar. Auto1.com übernimmt in den ersten 90 Tagen die Zinszahlungen. Bei Nichtverkauf des Fahrzeugs innerhalb dieser Frist hat der Händler ein Rückgaberecht.
Es gibt keine Anmelde-, Mitgliedsoder Gebotsgebühren sowie Provisionen und es werden auch keine Mindestabnahmemengen gefordert. Erworbene Fahrzeuge werden für einen einheitlichen Tarif von 150 Euro (netto) aus den Auto1.com-Logistikzentren zum Käufer gebracht.
Carebid
Carebid mit Zentrale in Tönisvorst vermittelt Gebrauchtwagen im Bieterverfahren an registrierte Händler. Das Unternehmen bezieht seine Angebote von circa 60 Autohäusern und Autohausketten, Flottenvermarktern und Fuhrparkbesitzern - und ist somit rein im B2B-Geschäft tätig. Carebid verfügt über einen permanenten Bestand von 100 bis 150 Fahrzeugen pro Woche. Zwei Mal pro Woche gibt es neue Angebote. Die Gebrauchtwagen unterzieht Carebid vor Ort einer Sichtprüfung und einem sorgfältigen Check. Mängel und Schäden werden beschrieben und auf Fotos dargestellt. Auf Wunsch wird ein Gutachten erstellt. Die Einlieferer sind national aufgestellt, die Käufer international vertreten.
Wenn die Registrierung mit den entsprechenden Dokumenten erfolgt ist, kann auf die Autos geboten werden. Kfz-Werkstätten können sich nach Angaben des Unternehmens ebenfalls problemlos registrieren. Durch ein Ampelsystem sieht der Käufer, ob er mit seinem Gebot im "grünen Bereich" ist. Nach erfolgreichem Zuschlag am Ende der Auktion kann der Händler mit einem Abholschein das Auto vor Ort abholen. In der Regel sind die Gebrauchten drei Tage eingestellt.
Kosten entstehen auf Käuferseite keine. Für Verkäufer gibt es eine Eingabe- und Auflösungsgebühr, die von den eingelieferten Stückzahlen abhängig ist und mit durchschnittlich 130 Euro pro GW zu Buche schlägt.
Dealerdirect
Die Dealerdirect-Gruppe, vertreten in den Niederlanden, Belgien und Deutschland, ist ein reiner C2B-Vermittler an gewerblich tätige Händler nach dem Bieterprinzip. Freie Kfz-Werkstätten können sich genauso registrieren. Stimmt der Verkäufer dem Gebot zu oder ist sein gewünschter Verkaufspreis erzielt, bekommt der entsprechende Händler den Zuschlag. Der Kaufvertrag wird zwischen privatem Verkäufer und Autohändler geschlossen. Über die Plattform werden die Kontaktdaten zwischen beiden Vertragsparteien ausgetauscht, Händler können angeben, ob sie die Autos abholen oder vom Verkäufer geliefert bekommen wollen. Die Bezahlung des Fahrzeugs erfolgt meist in bar vor Ort bei Übergabe.
Sein Angebot bezieht Dealerdirect über länderspezifische C2B-Ankaufsplattformen, in Deutschland über "ichwillmeinautoloswerden.de". Derzeit sind in den drei Ländern etwa 11.000 Autohändler registriert und haben Zugang zu über 2.000 Fahrzeugangeboten täglich. In Deutschland haben bis Ende Juni 2016 cirka 2.500 Händler über das Dealerdirect-Portal Gebrauchtwagen angekauft.
Dealerdirect informiert detailliert über eventuelle Mängel am Fahrzeug, die die Verkäufer online dokumentieren oder im Telefongespräch mit den Autospezialisten benennen. Es gibt keine Werkstatt-Überprüfung. Sollten bei der Übergabe des Fahrzeugs Mängel auftreten, die der Verkäufer nicht angegeben hat, hat der Händler das Recht, einen anderen Kaufpreis vorzuschlagen oder vom Kauf zurückzutreten.
Das Bieten ist kostenfrei, für die Kaufvertrags-Vermittlung zahlt der Händler einen prozentualen Anteil am Kaufpreis.
Easyautosale
Easyautosale ist eine Vermittlungsbörse für Gebrauchtwagen ausschließlich an Autohändler. Seit 2015 gehört die Plattform zu AutoScout24 und ist voll in das Unternehmen integriert. Sowohl über die Website von easyautosale als auch über den "Expressverkauf" bei Autoscout24 können private und gewerbliche Verkäufer kostenlos ihre Fahrzeuge inserieren. Registrierte Händler finden hier einen schnell wechselnden Pool von durchschnittlich 300 bis 500 Gebrauchtwagen. Durch konfigurierbare Suchaufträge werden die Händler in Echtzeit über Neuerscheinungen auf dem Laufenden gehalten. Jedes Fahrzeugangebot wird manuell auf Plausibilität und Qualität überprüft, bevor es in die Vermarktung gelangt. Die Angaben der Verkäufer sind dabei beim Verkauf verbindlich.
Um die Qualität des Händlernetzwerks sicherzustellen, verlangt Easyautosale von Kfz-Händlern und -Werkstätten, die sich für den Zukauf registrieren, die Erfüllung bestimmter Kriterien. Dazu gehört der Nachweis des Gebrauchtwagenhandels als Haupterwerb sowie ein durchgängig wechselnder Bestand von etwa 20 Fahrzeugen. Im Registrierungsprozess werden außerdem stichpunktartige Leumundsprüfungen und ein Check von Kundenbewertungen des Händlers im Netz vorgenommen. Die Registrierung ist kostenlos. Aktuell sind ca. 1.400 Händler für den Zukauf angemeldet.
Im Verkaufsprozess gibt der Händler verdeckt sein Maximalgebot ab. Für die Verkaufsentscheidung spielt neben der Gebotshöhe auch die Bewertung eines Händlers eine wichtige Rolle. Die Fahrzeuge sind im Schnitt ein bis fünf Tage online. Kosten fallen für den Käufer lediglich bei erfolgreichem Kauf eines Fahrzeugs an. Diese sind nach der Höhe des Fahrzeugpreises gestaffelt und reichen von 159 bis 599 Euro. Ab einem Kaufpreis von 30.000 Euro werden 2 Prozent davon als Provision berechnet.
Kurzfassung
Aktiver Zukauf von Gebrauchtwagen belebt das Geschäft. Am Markt tummeln sich neue C2B- und B2B-Plattformen, die einfaches Handling und attraktive Angebote versprechen. Die vier bekanntesten Anbieter im Vergleich.