Dass Tina Bieneck für ihren Job gute Augen benötigt, wird schnell deutlich, wenn man ihr bei der Begutachtung eines Fahrzeugs zusehen darf. Der Vorgang ist tausendmal schon geübt und folgt einem festen Ablauf: "Dann vergesse ich nichts, und es werden keine Schäden übersehen", erklärt Tina Bieneck, die seit eineinhalb Jahren bei TÜV SÜD Auto Plus als Fahrzeugmanagerin arbeitet.
Der Ablauf ist gut eingespielt
Beim Messen der Reifenprofiltiefe am Hinterrad entdeckt sie einen kleinen Nagel, der sich in die Lauffläche eingefahren hat. Mit einem Farbstift markiert sie die Stelle und vermerkt die Beschädigung im digitalen Protokoll ihres Tablets.
Schauen, herumgehen, tasten, niederbeugen, mit der Taschenlampe einen Blick in verborgene Winkel werfen - für ihre Aufgabe muss die TÜV SÜD-Mitarbeiterin mit allen Sinnen bei der Sache sein.
Heute nimmt sie Leasingrückläufer am Standort Marl unter die Lupe. Es handelt sich um Firmenfahrzeuge einer großen Discounterkette, die jetzt in den Gebrauchtwagenmarkt kommen und weiterverkauft werden sollen. "Ich begutachte das Fahrzeug zunächst von außen, und dann untersuche ich den Innenraum auf Beschädigungen. Wenn ich mir das Auto von außen anschaue, achte ich insbesondere auf Beschädigungen am Lack", erklärt Bieneck die Vorgehensweise. Auf dem überdachten Parkplatz des Gebrauchtwagenvermarkters waltet die 35-Jährige gelernte Kfz-Mechatronikerin ihres Amtes und holt immer neue Hilfsmittel aus ihrem schwarzen Koffer.
Auf Schäden am Lack prüfen
Jetzt benötigt Tina Bieneck das Dellensegel, spannt das Gewebe auf und hält das Segel über eine Stelle am Fahrzeugdach. Mit dem Streifenmuster, das sich im Lack spiegelt, entdeckt Bieneck selbst kleinste Dellen. Zusätzlich prüft sie, ob es Reparaturen am Lack gibt. Mit einem Lackdickenmesser nimmt sie dazu insgesamt drei Messpunkte an allen Teilen der Karosserie. Wenn irgendwo nachlackiert wurde, ist die Lackschicht an der Stelle dicker. Ein klarer Hinweis auf frühere Schäden, die registriert werden müssen und den Wert entsprechend mindern.
Zuvor hat sie schon die vier Winterreifen aus dem Kofferraum geholt und genau begutachtet. Art der Bereifung, Reifenprofil und Zustand der Felgen werden ebenfalls im Protokoll festgehalten. Bieneck schreibt die Daten in das Prüfprotokoll ihrer Software, die das kleine Tablet zum unverzichtbaren Begleiter macht. Das hat den Vorteil, dass alle Daten gleich digital vorliegen. Das Tablet dient auch als Kamera - eine gute Dokumentation der Abnahme ist wichtig. "Jeder Kunde hat andere Vorgaben, wie viele Fotos an welchen Stellen gemacht werden müssen." Die Fotos dienen zusammen mit dem Protokoll als Grundlage für das Minderwertgutachten, das Bieneck dann im Office verfassen wird. Dass die junge Frau so selbstverständlich mit der Software und den digitalen Prozessen umgehen kann, verbucht sie als einen großen Pluspunkt bei ihrer Arbeit. "Anfangs hatte ich Respekt vor den Herausforderungen der Aufgabe, aber ich habe hier immer Kollegen, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen", lobt Bieneck die Arbeitsatmosphäre bei ihrem Arbeitgeber TÜV SÜD. "Ich fühle mich sehr wohl, die Arbeit im Team hat fast familiären Charakter, wir stehen füreinander ein und helfen uns gegenseitig bei Problemen", berichtet sie. Dass es auch ganz anders sein kann, hat die junge Frau in früheren Stationen ihrer Karriere oft genug erfahren müssen. Heute hat Bieneck genügend Selbstbewusstsein, um in einem eher männlich dominierten Arbeitsfeld zu bestehen. Dass sie als Frau die Minderwertgutachten für TÜV SÜD macht, ruft bei vielen Kunden ein anerkennendes Nicken hervor. "Ich merke, dass die Leute auch die Marke TÜV SÜD schätzen und Respekt davor haben, das überträgt sich dann auch auf die Person dahinter." Dieses Selbstbewusstsein ist auch ein Grund, warum sie ihre blaue Arbeitskleidung mit dem Oktagon gerne trägt.
Berufliche Chancen genutzt
"Ich habe eher zufällig die Stellenausschreibung gesehen und mich beworben. Beim Vorstellungsgespräch konnte ich Pluspunkte sammeln, weil ich schon viel Erfahrung aus meiner Tätigkeit als Kfz-Mechatronikerin vorweisen konnte, aber auch einiges Wissen über Smart Repair hatte." Ihr Profil passte also sehr gut auf die Anforderungen, und so hat sie die Chance zum Wechsel in die TÜV SÜD-Welt genutzt - und bis heute nicht eine Sekunde lang bereut.
Kurzfassung
Die Prüforganisation TÜV SÜD bietet spannende und abwechslungsreiche Tätigkeitsfelder für unterschiedliche Qualifikationen an. In einer Serie stellen wir einige Mitarbeiter aus der Division Mobility vor.