Interview
Snap-on hat seine Organisationsstruktur neu geordnet, um die Bedürfnisse der Kunden noch besser zu erfüllen. AUTO SERVICE PRAXIS sprach darüber mit Klaus Kirstätter, Vice President Sales Europe.
Snap-on hat sich neu aufgestellt. Was steckt dahinter?
Wir haben uns realigned, wie es im Neudeutschen so schön heißt. Und das bedeutet, dass wir die interne Organisation nach unseren Kundenbedürfnissen und Kundengruppen weiter optimieren. Dafür haben wir eine neue Gruppe gebildet, die RSI heißt. Das ist die Abkürzung für Repair Systems and Information-Group. Unter diesem Kürzel verbergen sich drei Firmeneinheiten. Das ist einmal Equipment, es ist das SBS Snap-on Business Solution und Snap-on Diagnostics.
Damit sind jetzt in Europa einige Standort-Entscheidungen verbunden?
Standort würde ich nicht sagen. Die Standortveränderung, die wir zuletzt hatten, war mehr auf die Division Equipment bezogen, für welche ich tätig bin. Wir haben den Betrieb von Pfungstadt, mit allen Tätigkeiten vollständig nach Unterneukirchen verlagert. Aktuell sind die Aktivitäten in Deutschland nun in einer Gesellschaft und an einem Standort angesiedelt: Dazu zählen Verkauf und Service sowie die europäische Hotline und das Trainingscenter. Wobei Europa in unserer internen Definition Europa, Middle East und Afrika umfasst, das ist so gewachsen. Und das alles haben wir nach Unterneukirchen, nahe der österreichischen Grenze, und der Kleinstadt Altötting verlagert in – so glaube ich – sehr großzügige Räume und haben hier ein sehr modernes, umfangreiches neues Trainingscenter gestaltet. In der Division Equipment gab es dieser Verlagerung aus Pfungstadt vorausgehend eine weitere Veränderung. Wir hatten nicht beliebig viel Platz in Unterneukirchen und haben im weiteren Zuge der Optimierung der Tätigkeiten in Europa alle Endmontagen in unserem Fertigungsstandort und Hauptwerk in Correggio (Italien) gebündelt. Das bedeutet, die Montage, Endtests und der Versand, die komplette Logistik für Prüfstände, Prüftechnik wurde von Unterneukirchen nach Correggio verlagert. Das Werk in Correggio fertigt bereits seit langem unsere Reifenservicemaschinen und Fahrwerksvermessungssysteme.
Wie wird die Zusammenarbeit der Snap-on Divisionen zukünftig auswirken?
Ich würde diese engere Zusammenarbeit der Divisions so beschreiben, dass diese schon von den Aufgaben her immer weiter zusammenwächst. Ein Fahrzeug ist heute ein komplexes Gebilde. Im Prinzip spielt die On-Board-Elektronik immer mit, damit ist man automatisch bei unseren Kollegen von Diagnostics. Die Technik wächst viel enger zusammen. Das heißt, Funktionen, die man von einem Fahrzeug auslesen muss, wo eine Werkstatt aktiv eingreifen muss, vielleicht Einstellungen zurücksetzen muss, das ist heute Standard. Und damit macht es nur Sinn, enger zusammenzuarbeiten und bessere integrierte Lösungen für den Service zu bieten.
Bei der Fahrwerksvermessung gibt es schon eine konkrete Anwendung?
Ja, bei der Fahrwerksvermessung ist es inzwischen schon so, als klassisches Beispiel, der Reset des Lenkwinkelsensors. Das ist eine der Applikationen, die heute schon gängig ist.
Was sehen Sie als die besonderen Stärken von Snap-on an?
Snap-on ist ein Betrieb mit weltweit ca. 11.000 Mitarbeitern (Stand Januar 2010). Das bedeutet, wir sind wirklich weltweit präsent, nicht nur mit dem Verkauf, mit dem Service, mit unserer technischen Kompetenz, sondern auch mit der Produktion. Wir produzieren, montieren immer sehr nahe zu unseren Kunden und Snap-on hat eine Kultur, die wir auch in unserer Mission wiederfinden. Innovation und ständige Verbesserung. Das heißt, wir arbeiten stetig, ständig, kontinuierlich an unseren Prozessen, an den Prozessverbesserungen. Kein Stillstand. Wir bewegen uns da stetig nach vorne. Jedes Werk bei uns hat mehrmals im Jahr ein sogenanntes RCI-Event. RCI steht für Rapid Continuous Improvement, was schnelle, kontinuierliche Verbesserung bedeutet. Da nehmen wir uns eine ganz bestimmte Sektion vor, eine Fertigungslinie, einen Prozess, Lager, was auch immer es ist. Wir ziehen von der ganzen Welt Mitarbeiter zusammen, sowohl aus den kaufmännischen wie technischen Bereichen und laden auch Schlüssellieferanten ein. In einer Woche optimieren wir gemeinsam diesen Bereich oder Prozess.
Der Prozess der ständigen Verbesserung bezieht sich auch auf Produkte, die Sie an Ihre Kunden liefern?
Selbstverständlich, das ist ein ganz großer Bereich, der hat höchste Wichtigkeit für uns. Unsere Kunden sind das, worum sich alles dreht. Das fängt an mit der Gestaltung unserer Geräte. Bedürfnisse unserer Kunden, Kundenservice, unsere Hotline, unser Trainingscenter. Wo auch immer möglich, versuchen wir unsere Kunden zu unterstützen und ständig besser zu bedienen. Das ist natürlich auch im Interesse unserer Kunden, denn wenn wir stetig unsere Prozesse verbessern, bleiben wir alle gemeinsam wettbewerbsfähig. Denn wir von der Equipment-Seite liefern fast ausschließlich an Distributoren und OEMs.
Sie erwähnten das neue Trainingscenter hier in Unterneukirchen. Wer wird hier geschult?
Wir haben auf einer Fläche von 1.000 m2 wirklich alle Geräte zur Verfügung, die wir in unserem Produktprogramm haben: Achsvermessung, Wuchten, Montieren, Prüfen und Hebetechnik. Wir können an Fahrzeugen messen, mit Fahrzeugen ein Training abhalten bis hin zu Nutzfahrzeugen im Prüfbereich. Wir haben eine bestens ausgebildete Trainertruppe. Und wir sind wdk-zertifiziertes Trainingscentrum. Die Kunden, die wir hier schulen, sind Distributoren und OEMs. Das ist genau unsere direkte Kundengruppe. Es sind die Verkaufsabteilungen unserer Kunden, die Vertriebsteams, die wir schulen können an der Hardware mit den vielfältigen Argumentationen der Vorteile unserer Maschinen. Und wir bilden hier auch die Servicekräfte der Händler aus sowie Werkstattmitarbeiter.
Und das Trainingscentrum wurde für Europa und Middle-East und Afrika eingerichtet?
Unser Europa-Begriff ist ein sehr umfassender. Als kleine Exoten gehören zu meinem Bereich Japan, Australien und Neuseeland, die kommen aber nicht hierher zur Schulung.
Sie betreiben in Unterneukirchen auch eine Hotline für Ihre Kunden?
Ja, für alle Fragen, bei denen Handel und Kunden nicht weiterkommen, bieten wir eine Hotlineunterstützung, da haben wir unsere Experten und Spezialisten, die immer Rat wissen.
Was erwartet den Besucher der Automechanika in diesem Jahr auf Ihrem Stand?
Snap-on wird sich wieder als Snap-on mit den einzelnen starken Marken und Devisions präsentieren – unter einem Dach. Unter dem Dach Snap-on haben wir dann Snap-on Tools, Snap-on Diagnostic, Snap-on Equipment, unsere Kollegen von der Devision Blackhawk, die bei uns mit dazu gehören. Wir rücken näher zusammen, die Mitglieder der RSI-Gruppe, d. h. Diagnostic und Equipment und SBS werden sich mehr als es bisher der Fall war, als eine Einheit präsentieren. So wie wir es im wirklichen Leben dann auch spielen werden. Wir werden auch einige Neuheiten aus den verschiedenen Bereichen präsentieren. Das wird die Überraschung zur Automechanika.
Herr Kirstätter, vielen Dank
für das Gespräch!
Das Gespräch führte Bernd Reich
Snap-on Equipment
Lernen in Bayern
Der richtige Umgang mit Werkstattausrüstung will gelernt sein. Deshalb unterhält Snap-on Equipment bereits seit vielen Jahren ein europäisches Schulungszentrum. Nun hat der Konzern am Standort Unterneukirchen in Bayern sein neues International Training & Competence Center eröffnet. Die Schulungsteilnehmer erwarten hier ideale Lernbedingungen. So stehen sämtliche aktuellen Produkte der Marken Hofmann und John Bean zum Einsatz bereit. Eine Schulungshalle ist nur mit Reifenservicemaschinen von Hofmann bestückt. In einer weiteren Halle wurde die komplette Produktpalette von John Bean aufgebaut. Hebebühnen und Arbeitsplätze für die Fahrwerksvermessung stehen für Anwendertrainings zur Verfügung. Die große Prüfhalle wurde außerdem mit sämtlichen Bremsprüfständen von Snap-on Equipment ausgestattet. Fahrwerkstester und eine Lkw-Grube wurden hier ebenfalls installiert. Zwei Theorieschulungsräume, welche über moderne Präsentationstechnik verfügen, bieten optimale Schulungsbedingungen. In naher Zukunft will Snap-on Equipment auch Schulungsmöglichkeiten für die Marke Blackhawk im International Training & Competence Center schaffen. Eine Cafeteria bietet in den Pausen Möglichkeiten zur Erfrischung und Stärkung. Insgesamt hat Snap-on Equipment in Unterneukirchen fernab hektischer Städte ein umfangreiches Schulungsangebot aufgebaut. Sowohl die Servicetechniker aus der Snap-on Equipment Vertriebsorganisation als auch Mitarbeiter aus Werkstätten können in Unterneukirchen trainiert werden, das auch zertifizierter wdk-Schulungsstützpunkt ist. Das Einzugsgebiet umfasst Europa, den nahen Osten, Afrika und Teile Asiens. Für den Transfer der Teilnehmer vom Flughafen München nach Unterneukirchen wurde ein Shuttle-Service eingerichtet und für die Unterbringung während der meist mehrtägigen Schulungen stehen im nahem Umfeld Hotels zur Verfügung. Bernd Reich