Polituren
Warum ist es überhaupt erforderlich, den Lack eines Fahrzeugs zu pflegen?
Lack unterliegt durch die Witterungseinflüsse einem gewissen Alterungsprozess. Das heißt die oberen Schichten des im Neuzustand glatten und gleichmäßigen Lacks wittern ab. Polieren trägt diese verwitterten Lackschichten ab und bringt die intakten Lackschichten wieder an die Oberfläche. Gleichzeitig wird so ein Schutzfilm aufgebracht, der das oberflächliche Abwittern verzögert. Ist der Lack noch in einem guten Zustand und nicht verwittert, dient das Polieren hauptsächlich der Glättung des Lackes und der Entfernung feiner Kratzer.
Gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Lackpflege alter und junger Fahrzeuge?
Bei einem älteren Lack empfehlen wir, mit einer Poliermaschine zu arbeiten. Dadurch erzielt man ein deutlich besseres Polier-ergebnis. Damit können auch tiefere Kratzer beseitigt werden. Man kann auf diesem Wege mehr verwitterte Lackschichten abtragen als von Hand.
Die Anzahl von Pflegeprodukten ist enorm. Welches Produkt benötigt man für welches Fahrzeug?
Die enorme Vielfalt an Pflegeprodukten ist für den Verbraucher verwirrend. Lackpflege ist ein sehr weiter Begriff. Man muss grundsätzlich unterscheiden zwischen Polieren und Wachsen. Wenn der Lack Kratzer hat, verwittert ist, oder an Tiefenglanz verliert, muss das Fahrzeug poliert werden. Dabei werden verwitterte Lackschichten abgetragen und die Oberfläche geglättet. Das gelingt nur mit einem Produkt, das Polierkörper enthält. Mit einem reinen Wachs würde man nur den Zustand überdecken. Wenn keine störenden Kratzer vorhanden sind, wenn der Tiefenglanz noch in Ordnung ist, dann empfehlen wir nur eine Wachsbehandlung. Bei regelmäßiger Pflege kann man den Alterungsprozess des Lackes deutlich herauszögern.
Sind aus Ihrer Sicht Farbpolituren sinnvoll?
Wir verfolgen die Philosophie: Eine Politur für alle Lackarten und Lackzustände, egal ob der Lack 15 Jahre oder erst ein Jahr alt ist. Farbpolituren erzielen oft nur einen Kurzzeiteffekt. Bei diesen Polituren legen sich die Farbpigmente in die Kratzer. Die Oberfläche sieht nach dem Auftrag sehr gut aus, aber effektiv bleibt nicht viel übrig, weil die Farbpigmente relativ schnell wieder verschwinden. Nach rund drei Fahrzeugwäschen kommt dann alles wieder zum Vorschein.
Welchen Einfluss haben wasserlösliche bzw. kratzfeste Lacke auf die Fahrzeugpflege?
Wir konnten im Laufe der Zeit den Eindruck gewinnen, dass diese Lacke weniger kratzfest und empfindlicher gegenüber Steinschlägen sind. Wir haben natürlich überprüft, inwieweit wir mit den bestehenden Systemen klarkommen und unsere Produkte auf die Anforderungen der wasserlöslichen Lacke angepasst. Die so genannten kratzfesten Lacke sind zwar kratzresistenter, aber einen absolut kratzfesten Lack gibt es unserer Einschätzung nach bisher noch nicht. Wir haben auch hier unsere Produkte dementsprechend abgestimmt, um kratzfeste Lacke bearbeiten zu können. Durch permanente Weiterentwicklung versuchen wir stets, die aktuellen Tendenzen des Marktes aufzugreifen und sofort in unsere Pflegemittel einfließen zu lassen.
Wie erkennt man ein hochwertiges Produkt?
Es ist schwierig, dies im Laden zu erkennen, denn die Aussagen sind oftmals weitestgehend gleich. Wir versuchen generell dem Kunden spezielle Vorteile zu vermitteln. Im Normalfall erkennt man die Vorteile erst während und nach der Anwendung. Hier ist in erster Linie der optische Eindruck, Kratzerentfernung, Glanz und Farbauffrischung wichtig. Zur Optik gehört auch die Gleichmäßigkeit. Wolken- und Streifenbildung an einem dunklen Fahrzeug kann einen zur Verzweiflung bringen. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist auch die bequeme Verwendung. Unsere Lackpflegemittel bestechen durch die sehr leichte Verarbeitung. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dauerhaftigkeit des Schutzes, vor allem bei Hartwachsen. Anwender, die sich mit dem Thema Lackpflege intensiv beschäftigen, achten darauf und bemerken die Qualitätsunterschiede. Langzeitschutz erkennt man am einfachsten am Abperlverhalten bzw. am Glanz. Wenn der Glanz lange erhalten bleibt und das Fahrzeug bei Regen lange abperlt, kann man davon ausgehen, dass der Lack über einen langen Zeitraum optimal geschützt ist.
Was sind die häufigsten Fehler, die bei der Lackpflege gemacht werden?
Zum einen die Verwendung falscher Hilfsmittel. Watte wird fälschlicherweise immer noch häufig für Lackpflege verwendet. Deshalb setzen wir bei unseren Produkten auf Komplettlösungen, d.h. unseren Pflegemitteln liegt ein entsprechender Schwamm und ein geeignetes Tuch bei. Vielfach lesen die Anwender die Anwendungshinweise gar nicht oder erst dann, wenn die Probleme bereits entstanden sind. Eine regelmäßig auftretende Problematik ist die Lackpflege in den Übergangszeiten (Frühjahr und Herbst). Der Schutzfilm, der sich auf der Lack-oberfläche ausbildet, muss sich am Lack dauerhaft verankern. Bei niedrigen Temperaturen oder hoher Luftfeuchtigkeit geschieht dies meist nur unzureichend. Dies führt einerseits möglicherweise zu Ungleichmäßigkeiten (Wolken und Streifen) oder zu deutlich eingeschränktem Langzeitschutz (nicht verankerter Wirkstoff wird beim Auspolieren entfernt). Darum empfehlen wir zum Beispiel Polieren oder Wachsen bei 20 Grad bis 25 Grad Celsius.
Das Gespräch führte Bernd Reich.
- Ausgabe 10/2008 Seite 30 (281.8 KB, PDF)