Trends im Reifenservice
Ebenso vielseitig wie anspruchsvoll gestaltet sich der Reifenservice in Autohäusern und Werkstätten. Mit moderner Technik lassen sich die Herausforderungen meistern und das Reifengeschäft weiter verbessern.
Viele Mitarbeiter in den Betrieben des Autombil-Gewerbes können sich noch daran erinnern, dass der Reifenservice in Autohäusern und Werkstätten vor Jahren nur eine unbedeutende Nebenrolle spielte. Das ist heute anders, denn es gehört zum guten Ton, dass den Kunden die Einlagerung ihrer gerade nicht benötigten Radsätze angeboten wird. Alleine die Logistik zu Zeiten der Radwechselsaison ist eine Herausforderung, denn schließlich soll jeder Kunde beim nächsten Wechsel genau seine Räder zurückerhalten. Doch auch technisch ergeben sich rund um den Reifenservice Herausforderungen, die es zu lösen gilt.
Eine dieser Herausforderungen ist die Profiltiefenmessung. Wenn ein Betrieb während der Radwechselsaison mehrere Hundert Radsätze austauscht, so ist es fast illusorisch anzunehmen, dass die Profiltiefen aller vier Reifen manuell korrekt erfasst und in einer Datenbank gespeichert werden. Dabei bietet sich gerade an diesem Punkt die Möglichkeit den Kunden auf einen verschlissenen Reifen hinzuweisen und ihm oder ihr neue Reifen zu verkaufen. Schon seit geraumer Zeit werden Profiltiefenmess-Systeme im Markt angeboten. MAHA hat nun mit dem MTD 2000 ein solches Mess-System auf den Markt gebracht, welches sich in die Fahrbahnbühne einer Annahme integrieren lässt. Beim Auffahren auf die Bühne wird die Profiltiefe aller vier Reifen elektronisch erfasst und an ein EDV-System übergeben. So liegen automatisch präzise Messwerte vor.
Reifendruckkontrollsysteme
Bereits seit November 2012 müssen alle neu homologierten Fahrzeuge und ab 2014 alle Neuwagen mit einem Reifendrucksystem ab Werk ausgestattet sein. Wenn es sich dabei um ein direkt messendes System handelt, also eines mit in den Rädern verbauten Sensoren, muss die Werkstatt in der Lage sein diese Sensoren auslesen und programmieren zu können. Viele Diagnosegeräte unterstützen diese Funktion. Für den Ablauf in der Werkstatt günstiger ist es allerdings in ein spezielles Programmiergerät zu investieren, welches zum Beispiel an der Reifenmontiermaschine stationiert wird.
Um Montageschäden an RFT- und UHP-Reifen (Reifen mit Notlaufeigenschaften sowie Hochleistungsreifen) zu verhindern, werden seit einigen Jahren wdk-zertifizierte Reifenmontiermaschinen und Schulungen für die Reifenmonteure angeboten. Inzwischen sind selbst auf Kompaktwagen oft schon UHP-Reifen montiert. Komplexe Reifenmontagearbeiten sind in der Werkstatt daher gar nicht mehr so selten. Die Maschinenhersteller haben darauf reagiert und bieten zunehmend halbautomatische Reifenmontiermaschinen an, welche den Monteuren die kniffeligsten Arbeitsschritte abnehmen. So vermeiden diese Maschinen gleichzeitig Material-Beschädigungen und sparen Montagezeit. Die so genannten Tisch-Maschinen mit Montageteller haben sich übrigens auch im wdk-Zeitalter behauptet, obwohl sie von manchen Experten schon abgeschrieben wurden. Bei den Radauswuchtmaschinen haben Käufer traditionell eine Auswahl zwischen vielen Modellen, welche sich letztlich nur in feinen Ausstattungsdetails unterscheiden. Eine automatische Raddatenerkennung, Auswuchtprogramme für die gängigen Radtypen sowie Hilfen für die Gewichtsplatzierung sind sicher kein Luxus. Und angesichts der hohen Radgewichte sind auch Radlifte sehr zu empfehlen. Sowohl für Reifenmontiermaschinen wie für Radauswuchtmaschinen. Die Königsklasse der Radauswuchtmaschinen bietet heute zusätzlich ausführliche Diagnosemöglichkeiten, mit welchen Unregelmäßigkeiten im Profil, an den Seitenwänden sowie im Felgensitz präzise ermittelt werden können. Damit lassen sich sowohl Fertigungsfehler als auch Beschädigungen aufdecken. Auf Knopfdruck liefern diese Maschinen auch einen Vorschlag, wie sich durch den Wechsel von Reifen und Felgen eines Radsatzes untereinander die beste Laufruhe erzielen lässt.
Laufruhe optimieren
Die Laufruhenoptimierung gewinnt an Bedeutung, da von den Automobilherstellern immer größere und schwerere Räder verbaut werden. In Kombination mit komplexeren Fahrwerken fallen den Fahrern der Fahrzeuge minimale Ungleichmäßigkeiten an Rädern und Felgen leichter auf. Die Investition in eine solche Radauswuchtmaschine mit Diagnosefunktion wird daher für immer mehr Werkstätten und Autohäuser überlegenswert.
Wenn ein Autohaus oder eine Werkstatt die Einlagerung von Radsätzen anbietet, so kommt sie um die Reinigung der einzulagernden Räder kaum herum. Weil die manuelle Reinigung viel zu zeitaufwändig wäre, empfehlen sich hier Radwaschmaschinen. Diese Maschinen unterscheiden sich zunächst nach der Art des eingesetzten Reinigungsverfahrens und nach dem Grad der Automatisierung bzw. der Anzahl der aufzunehmenden Räder. Welche Maschine für welchen Betrieb geeignet ist, hängt stark von der Anzahl der zu waschenden Radsätze und dem Anspruch an das Reinigungsergebnis ab.
Aber auch der individuelle Prozess zeigt an, welcher Maschinentyp optimal ist. So gibt es Maschinen, welche einen kompletten Radsatz in einem Durchgang waschen und solche, welche quasi automatisch ein Rad nach dem anderen waschen, solange ein weiteres Rad zugeführt wird. Reinigungstechnisch besonders anspruchsvoll sind die Maschinen, welche mit Ultraschall reinigen. Dabei muss zwar jedes Rad einzeln nacheinander zugeführt werden, aber das Reinigungsergebnis ist optimal. Und wenn man bedenkt, dass der Radsatz eines exquisiten Sportwagens leicht 10.000,- Euro kosten kann, relativiert sich der Aufwand.
Bernd Reich