Gebrauchtwagen-Auktionen
Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten – Versteigerungen sind nicht erst seit Ebay ein interessanter Einkaufskanal. Auch Gebrauchtwagenhändler nutzen zunehmend Auktionen zum Fahrzeugerwerb. Wir haben nachgefragt, wo sich Fahrzeughändler mit attraktiven Modellen eindecken können.
Neben Auktionshäusern wie BCA, Auktion&Markt mit der Marke Autobid und Autorola bieten auch einzelne Fahrzeughersteller Gebrauchtfahrzeuge auf Auktionen an. Das Spektrum der Auktionsfahrzeuge reicht bei den von asp befragten Auktionshäusern von der preiswerten Inzahlungnahme für wenige Hundert Euro bis hin zum Supersportwagen für 180.000 Euro. Die Fahrzeuge stammen überwiegend von Herstellern, Importeuren, Niederlassungen, Vertragspartnern, Banken sowie Flotten- und Fuhrparkbetreibern, Miet- und Leasinggesellschaften, Behörden.
Themen-Auktionen
Damit die Bieter sich in der Flut der großen Fahrzeugauswahl nicht verlieren, werden durch die Auktionshäuser gezielte Themen-Auktionen angeboten. Sie sind thematisch auf einen bestimmten Bieterkreis zugeschnitten. Schwerpunkte können hier z. B. die Marke, das Preisniveau, das Alter des Fahrzeugs oder aber der Fahrzeugtyp – Cabrio, Nutzfahrzeug, Motorräder, Unfälle, o. Ä. sein oder aber nach Herkunft, d. h. die Fahrzeuge kommen aus dem Leasing, von Banken, Vermietungen, Inzahlungnahmen oder bestimmten Ländern.
Live oder via Internet bieten
Auch bezüglich der Art und Weise einer Auktion wird unterteilt. Neben sogenannten physischen Auktionen, sprich Auktionen an den entsprechenden Auktionszentren, wo die zu versteigernden Fahrzeuge direkt in Augenschein genommen werden können, sind Auktionen via Internet zunehmend gefragt. Auch Mischformen, wo Bieter in den Auktionszentren Gebote abgeben können und gleichzeitig via Internet andere Bieter zugeschaltet sind, sind nicht unüblich. Hier kann der potenzielle Käufer in Echtzeit, also zeitgleich zu den Geboten in der Halle, als gleichberechtigter Teilnehmer am PC mitbieten.
Nur für ausgesuchte Bietergruppen
Es wird zwischen geschlossenen und offenen Auktionen unterschieden. Bei geschlossenen Auktionen darf nur ein bestimmter Bieterkreis Gebote abgeben, beispielsweise Markenhändler.
Opel beispielsweise bietet seinen Händlern eine exklusive Einkaufsplattform für Remarketing-Fahrzeuge in eigenen geschlossenen e-Auktionen an. Auch Kia und BMW bieten nur den eigenen Handelspartnern Fahrzeuge über Auktionen an. Offene Auktionen sind für jeden Gewerbe treibenden Händler zugänglich. Mercedes-Benz bietet auch für freie Händler – über das Auktionshaus British Car Auctions Autoauktionen GmbH (BCA) – Fahrzeuge aus Leasingrückläufen und Inzahlungnahmen in physischen Auktionen an. Ford nutzt die Vertriebswege von ehemaligen Dienst- und Rental-Fahrzeugen für freie und eigene Händler über die Auktionshäuser BCA und Autorola.
Wer kann wie teilnehmen?
Bei den Auktionen von BCA und Autobid dürfen ausschließlich gewerbliche Wiederverkäufer mitbieten. Bei den von Autorola veranstalteten offenen Auktionen dürfen auch Privatkunden Fahrzeuge kaufen; der Anteil dieser beträgt aber nur zwei Prozent. Wer bei einer Auktion mitbieten möchte, muss sich zuerst registrieren – entweder vor Ort am Auktionstag in einem Auktionszentrum oder online. Abhängig vom Veranstalter müssen diverse Dokumente wie Gewerbenachweis, Handelsregisterauszug, Personalausweis vorgelegt sowie einige Unterschriften geleistet werden. Nach Prüfung erfolgt die Zulassung. Diese Registrierung und auch die Teilnahme an den Auktionen ist in der Regel kostenfrei. Gebühren werden erst im Fall eines erfolgreichen Höchstgebots erhoben. Bei Autobid liegt die im Skontobereich. BCA verlangt eine Ersteigerungsgebühr für deutsche Auktionen von derzeit 2,5 Prozent vom Bruttobeitrag des Zuschlagpreises, jedoch mindestens 200 Euro pro Fahrzeug unter 3,5 Tonnen, inklusive der gesetzlichen Mehrwertsteuer. Bei Autorola sind die Gebühren gestaffelt und richten sich nach den Mindestpreisen. Bei einem Fahrzeug bis zu 999 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer bedeutet dies eine Gebühr von 190 Euro. Bei einem Fahrzeug von mehr als 29.999 Euro werden 750 Euro fällig.
Auktionen – wo, wann, wie?
Wie häufig Auktionen stattfinden, hängt vom jeweiligen Auktionshaus ab. Bei BCA mehrmals wöchentlich, bei Autorola täglich und bei Autobid wöchentlich von Montag bis Samstag ab 10:00 Uhr. Informationen und Fahrzeugsortimente sind auf der BCA-Homepage www.bca-europe.de zugänglich, inklusive bequemer Suchoptionen. Die registrierten Kunden erhalten Newsletter mit aktuellen Auktionsterminen, zusätzlich werden Termininformationen über Branchenfachmedien online veröffentlicht. Bei Autorola finden täglich Auktionen statt. Registrierte Händler werden per Katalog, Mail und Telefon benachrichtigt, sofern es gewünscht ist. Außerdem findet man alle laufenden Auktionen unter www.autorola.de. Auch das Auktionshaus Auktion & Markt AG veröffentlicht unter ihrer Marke Autobid alle Termine – inklusive Fahrzeuge – auf ihrer Homepage www.autobid.de.
Vorabbesichtigung und Probefahrt
Wer auf ein Fahrzeug bietet, gerade in höheren Preisklassen, möchte über das Objekt seiner Begierde natürlich informiert sein. Für die Fahrzeuge, die physisch versteigert werden, ist die Besichtigung möglich. Probefahrten sind generell nicht möglich. Begründet wird dies mit der großen Zahl der jährlich verkauften Fahrzeuge. Probefahrten seien logistischschlicht nicht zu bewerkstelligen. Alle sich an unserer Umfrage beteiligten Auktionshäuser verweisen auf die ausführliche Begutachtung und in exakten Zustandsberichten festgehaltenen Fahrzeugbeschreibungen sowie die zahlreichen Detailfotografien, die im Vorfeld eingesehen werden können. BCA bietet zudem auf Wunsch Sachverständigengutachten durch Prüfgesellschaften an. Wer trotzdem mit dem ersteigerten Fahrzeug nicht zufrieden ist, sollte sich unverzüglich an die Kundenzufriedenheitsabteilung (Autobid) bzw. die Service- und Reklamationsabteilung (BCA) oder das Kundencenter (Autorola) wenden. Jedoch sind Reklamationen bei Auktionen grundsätzlich ausgeschlossen, denn es wird bei „gebrauchten Dingen“ gekauft wie gesehen. Es empfiehlt sich, den Nachweis über Abweichungen von der Fahrzeugbeschreibung durch ein Sachverständigengutachten belegen zu lassen.
Wie wird der Kauf bezahlt?
Wie der Käufer das ersteigerte Fahrzeug zu bezahlen hat, ist abhängig von den Modalitäten des entsprechenden Auktionshauses. Bei Autobid können die ersteigerten Fahrzeuge ausschließlich per Überweisung bezahlt werden. BCA stehen verschiedene Wege zur Auswahl. So die bankbestätigte Überweisung, Bareinzahlung in einer Filiale der Deutschen Bank AG, allerdings nur bis 999,99 Euro pro Transaktion/Tag, bankbestätigten Scheck, EC-Cash (Karte und PIN) oder aber über eine Finanzierung. Die durch Autorola verkauften Fahrzeuge werden brutto fakturiert. Der Kaufpreis ist vor Abholung in voller Höhe per Überweisung an die Autorola GmbH zu bezahlen. Die Bezahlung muss per Überweisung innerhalb von drei Werktagen nach Erhalt des Zuschlages erfolgen. Ist der Verkäufer des durch Autorola versteigerten Fahrzeugs nicht die Autorola GmbH selbst, muss die Kaufsumme vom Käufer bei Lieferung gegen die gleichzeitige Übergabe des Fahrzeugs, der Zulassungsbescheinigung und etwaigen anderen Papieren, die zum Fahrzeug gehören, bezahlt werden.
Zusatzservices für Käufer
Wer sein Fahrzeug nicht selbst abholen möchte, kann meist auch auf Transportdienstleistungen etc. durch das Auktionshaus zurückgreifen. BCA bietet Käufern Transport & Logistik sowie Finanzierungen über Partnerbanken. Auch Autorola bietet in Zusammenarbeit mit Partnern zahlreiche Dienstleistungen wie Logistik und Einkaufsfinanzierung an. Bei Autobid ist der Fahrzeugtransport ein Bestandteil ihres „Rund-um-sorglos-Paketes“, das auf Wunsch erworben werden kann. Seit kurzem haben Händler zudem die Möglichkeit, ihren Transportauftrag bei Autobid zu versteigern und sichern sich somit das günstigste Angebot. Möglich wird dies durch die neue Kooperation mit uShip.de, wo mit wenigen Klicks ersteigerte Fahrzeuge in die Transport-auktion eingestellt werden können. Die wichtigsten Daten werden automatisch übertragen. Über 8.000 Spediteure können Gebote abgeben – und: dieser Service ist für die Autobid-Kunden kostenlos und unverbindlich.
Aussichten für Kfz-Händler
Ein Plus von 1,1 Prozent im Vergleich zu 2011 konnte der Gebrauchtwagenhandel laut DAT-Report 2013 im letzten Jahr verbuchen. Dabei konnte der freie Handel seinen Marktanteil im Gebrauchtwagengeschäft von 21 auf 24 Prozent steigern. Laut DAT-Report ist davon auszugehen, dass die Bedeutung des Gebrauchtwagenmarktes in Zukunft weiter zunehmen wird. Gerade mit Blick auf das bei Gebrauchtwagenkäufern am häufigsten angeführte Kriterium Anschaffungspreis macht es für freie Händler durchaus Sinn, regelmäßig die Auktionen zu sichten, um den eigenen Fahrzeugpool gezielt aufzustocken. Denn nicht nur die Termine, sondern auch die Fahrzeuginformationen sind via Internet leicht einzusehen.
Dass Fahrzeugauktionen bereits ein beliebtes Mittel für Wiederverkäufer sind, machen die Zahlen deutlich: BCA verkaufte 2012 in Deutschland 120.000 Fahrzeuge.
Über die Marke Autobid wurden im vergangenen Jahr europaweit 82.000 Fahrzeuge erfolgreich vermarktet. 250.000 Fahrzeuge werden europaweit pro Jahr nach eigenen Angaben über die Online Remarketing Company Autorola gehandelt. Claudia Kreller
Umfrageergebnisse
Unter www.autoservicepraxis.de/auktionen haben wird für Sie die Ergebnisse unsere Befragung der großen Auktionshäuser zusamengefasst. Hier finden Sie auch deren Kontaktadressen.