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Glühkerzen: Ohne Vorglühen geht es nicht

28.02.2023 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Bosch Glühkerze
Beim Einbau einer neuen Glühkerze sollte das empfohlene Drehmoment beachtet werden.
© Foto: Bosch

Gerade in der kalten Jahreszeit ist die korrekte Funktion der Glühkerzen bei Dieselmotoren wichtig. Wir zeigen, was für Ausfallursachen es gibt und wie sich Fehler diagnostizieren sowie defekte Glühkerzen austauschen lassen.

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Kurzfassung

Ohne Glühkerzen funktioniert kein Dieselmotor im Winter. Aber auch für eine saubere Verbrennung sind sie wichtig. Sie sollten deshalb regelmäßig überprüft werden. Defekte lassen sich schnell erkennen und beheben.

Dieselmotoren benötigen zwar keine Zündkerze wie ein Ottomotor, dafür aber eine Glühkerze als elektrisches Heizelement im Brennraum. Sie sorgt dafür, dass der Motor auch bei niedrigen Temperaturen sicher anspringt und geräusch- und emissionsarm läuft. Musste bei älteren Autos früher über einen längeren Zeitraum vorgeglüht werden, bis der Motor ansprang, geschieht dies inzwischen in Sekundenbruchteilen. Denn moderne Keramik-Glühkerzen erreichen Temperaturen von bis zu 1.350 Grad in weniger als zwei Sekunden. Darüber hinaus glühen Glühkerzen heute nicht nur vor, sondern je nach Außentemperatur auch, während der Motor läuft. Das sorgt einerseits für weniger "Nageln" des Dieselmotors, andererseits aber auch für weniger Schadstoffausstoß.

Kurzstrecken schaden

Glühkerzen sollten regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden, spätestens jedoch nach 80.000 bis 100.000 Kilometern. Denn ein Defekt kann neben Startschwierigkeiten und erhöhtem Schadstoffausstoß auch Folgeschäden verursachen. Je nach Nutzung kann sich die Lebensdauer von Glühkerzen stark unterscheiden. Da sie besonders für den Startvorgang und die Aufwärmphase des Motors benötigt werden, sind Glühkerzen in Kurzstrecken-Fahrzeugen oft schneller defekt als in Autos, die für Langstrecken genutzt werden. Glühkerzen-Defekte nimmt der Fahrer nicht unbedingt sofort wahr, denn bei warmen und trockenen Witterungsbedingungen startet ein Dieselmotor auch dann, wenn eine Glühkerze defekt ist. Ganz anders bei kalten Temperaturen: Der Motor startet bei einer defekten Glühkerze im besten Fall nur schwer und rußt stark. Spätestens jetzt ist die Fahrt in die Werkstatt unumgänglich.

Fehlerbilder deuten

Die meisten Glühkerzen-Defekte lassen sich schnell erkennen und beheben. Zunächst sollte eine Spannungsprüfung durchgeführt werden. Die ist beispielsweise mit dem Digital-Multimeter MMD 302 von Bosch möglich. Um den Glühkerzen-Widerstand zu ermitteln, sollten die Elektroden des Messgeräts an den Anschlusstecker der Glühkerze und das Motorgehäuse angelegt werden. Der Widerstand sollte bei korrekt funktionierender Glühkerze 0,2 bis 5 Ohm betragen. Ist der Wert außerhalb dieses Bereichs, ist die Glühkerze defekt.

Auch die äußerliche Beschaffenheit der Glühkerze offenbart einen Defekt. Zeigt beispielsweise der Heizstab Falten oder Dellen, so ist die Wendel defekt. Das passiert unter anderem, wenn die Glühkerze einer zu hohen Spannung, beispielsweise bei einer Starthilfe, ausgesetzt wurde. Auch eine zu lange Stromzufuhr oder ein Nachglühen bei laufendem Motor könnten verantwortlich sein. Ist der Heizstab an- oder abgebrochen, deutet dies auf eine Überhitzung der Glühkerzen hin.

Abreißmoment beachten

Muss eine Glühkerze ausgetauscht werden, sollten immer auch alle anderen gewechselt werden. Für das Lösen ist ein hohes Drehmoment nötig, da sich das Gewinde bei hohen Laufleistungen mit dem Zylinderkopf verbinden kann. Auch kommt es vor, dass Glühkerzen korrodieren. Beim Lösen sollte das Abreißmoment nicht überschritten werden, damit die Glühkerze nicht abbricht und einen teuren Ausbau des Zylinderkopfes notwendig macht. Bei Glühkerzen mit einem M8-Gewinde empfehlen die Hersteller ein maximales Drehmoment von 20 Newtonmeter, bei einem M12-Gewinde kann das Dreh­­moment bis zu 50 Newtonmeter betragen.

Lässt sich die Glühkerze bis zum zulässigen Abreißmoment nicht lösen, gibt es verschiedene Maßnahmen, um sie zu lockern. Ein probates Mittel ist es, reichlich Synthetiköl am Gewindeansatz der Glühkerzen aufzubringen, das über Nacht oder mehrere Tage lang einwirkt. Ebenfalls eine gute Option ist das Erhitzen der Glühkerzen. Dafür sollte der Motor warmlaufen oder man bestromt die Glühkerzen mit einem separaten Kabel für vier bis fünf Minuten. Dadurch werden sie aufgeheizt und freigebrannt. Das Verfahren funktioniert jedoch nur mit Glühkerzen mit 11 oder 12 Volt Spannung, nicht aber mit pulsweitenmoduliert angesteuerten Glühkerzen in modernen Fahrzeugen.

Nach dem Ölen und Aufheizen kann ein erneuter Ausschraubversuch mit einem geeigneten Werkzeug unternommen werden. War das Lösen erfolgreich, sollte nach dem Ausschrauben der alten Glühkerzen immer das Gewinde, der Kegeldichtsitz und der Glühkerzenkanal im Zylinderkopf mit einer Reibahle gereinigt werden. Im Bereich der Schneide sollte sie mit Fett bestrichen und in den Zylinderkopf eingeschraubt werden. Beim Ausschrauben der Reibahle bleiben die Verbrennungsrückstände dann im Fett haften.

Ist die Reinigung beendet, können die neuen Glühkerzen montiert werden. Beim Einschrauben der neuen Glühkerzen gelten deutlich niedrigere Newtonmeter-Werte als beim Ausschrauben. Auch hier sollten die Vorgaben des Herstellers beachtet werden. Bei M8-Gewinden sollte das Drehmoment maximal 10 Newtonmeter betragen, bei M12-Gewinden können es bis zu 25 Newtonmeter sein.


So lassen sich defekte Glühkerzen erkennen

Ist die Glühkerze defekt oder entspricht nicht den Spezifikationen, äußert sich das mit unterschiedlichen Fehlern. Wir haben die häufigsten Fehlerbilder zusammengefasst:
  • Rauch beim Startvorgang
    Wenn der Motor im Leerlauf weißen Rauch aus dem Auspuff ausstößt, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Glühkerzen defekt sind. Umgekehrt kann auch schwarzer Rauch aus dem Auspuff oder ein erhöhter Kraftstoffverbrauch auf einen Glühkerzenfehler hinweisen.
  • Motornageln in Kaltstartphase oder Startprobleme
    Ein Motornageln deutet auf eine zu niedrige Temperatur im Brennraum hin. Das kann auf eine defekte oder eine Glühkerze ohne ausreichende Wärmereserve hindeuten, die nicht nachglühfähig ist.
  • Batterie während der Startphase erschöpft
  • Eine müde Batterie deutet darauf hin, dass die Glühkerze zu langsam auf Temperatur kommt. Hier sollte eine auf den Motor abgestimmte Glühkerze verwendet werden.
  • Glühstab teilweise oder vollständig abgeschmolzen
  • Eine teilweise Abschmelzung des Glühstabes deutet auf eine zu geringe Wandstärke des Glühkerzen-Heizstabes hin, was oft bei minderwertigen Glühkerzen der Fall ist. Bei der vollständigen Abschmelzung ist ein Defekt an den Einspritzdüsen des Autos wahrscheinlich.


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