Fahrzeugauktionen
Bei Autoversteigerungen wird nicht nur rasant gesprochen, sondern auch schnell verkauft. Alle 45 Sekunden kommt ein Auto in die Verkaufshalle und unter den Hammer. asp war bei BCA in München.
Beim Anbieter BCA Autoauktionen sollen Versteigerungen für die teilnehmenden Händler einen Eventcharakter haben, erklärten Pressesprecher André Badouin und Niederlassungsleiter Stephan Borkowski bei einer Verkaufsveranstaltung in der Nähe von München. Zumindest müsste das auf Live-Auktionen des Groß-Gerauer Anbieters zutreffen, spezifizierten beide den BCA-Anspruch. Zu diesem Zweck gibt es in Emmering u.a. das Café Hammerschlag als Kommunikationstreff.
Neben Live-Auktionen, bei denen sowohl die Fahrzeuge als auch die Käufer physisch anwesend sind, gibt es Onlineversteigerungen und eine Mischform (Live-Online), wie beim asp-Besuch in Emmering bei München. Das Auktionsgelände besteht seit 2008 und liegt in einem Gewerbegebiet. Mitsamt des Parkplatzgeländes für die zu verauktionierenden Fahrzeuge ist es ziemlich weitläufig. Bereits aus weiter Entfernung sind die Flaggen und die Signalisation von BCA sichtbar. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Firma Egerland, mit der BCA eine ausgeprägte Partnerschaft verbindet: In München und Berlin ist der Partner als Logistikdienstleister und zur Aufbereitung in die Geschäftsprozesse der Niederlassungen einbezogen. Am Tag der Versteigerung haben die Autohändler zwei Stunden Zeit vor Veranstaltungsbeginn, um die Fahrzeuge zu inspizieren und ihre Vorauswahl zu treffen.
Teilnahmevoraussetzung
Zuvor müssen sich die Zukäufer bei BCA anmelden. Dazu benötigen sie einen Gewerbeschein. Als nächsten Schritt erhalten die künftigen Bieter eine Kundennummer, mit der sie sich vor Ort am Auktionstag anmelden müssen. Im Zuge dessen erhalten sie jedesmal eine neue Bieternummer. Gleiches gilt für virtuelle Käufer, die im aktuellen Fall über eine Internetverbindung mit dem Verkaufsgeschehen in der Emmeringer Halle verbunden sind. Die Konkurrenz in der Halle und die Auktionatoren von BCA werden sowohl optisch über die verschiedenen Bildschirme als auch durch ein akustisches Signal auf ein Gebot via Web hingewiesen.
Beim asp-Besuch findet eine Mercedes-Benz-Auktion statt. Verschiedene Niederlassungen und Vertragshändler haben rund 190 Fahrzeuge eingeliefert und den Exklusivpartner BCA mit der Vermarktung betraut. Bevor die Autos zur Versteigerung in die Halle gefahren werden, dürfen die 103 anwesenden Händler die Ware begutachten. Erlaubt ist es dabei, sich ins Fahrzeug zu setzen, den Motor- und den Kofferraum zu betrachten. Nur gestartet und bewegt werden dürfen die Fahrzeuge nicht. Lediglich ein Mercedes-Benz vom Modell A-Klasse wird von den BCA-Mitarbeitern nicht in die Verkaufshalle gefahren, da es sich um einen verunfalltes Auto handelt. Der Kleinwagen ist an diesem Tag nicht das einzige beschädigte Fahrzeug, aber um das einzige, das nicht mehr bewegt werden kann. Privatkäufer würden, wäre es ihnen gestattet mitzubieten, vermutlich abwinken. Nicht so im gewerblichen Bereich: Einige Händler scheinen es auf Unfallfahrzeuge geradezu abgesehen zu haben – vorausgesetzt der Startpreis, den der BCA-Auktionator in Abhängigkeit vom gesetzten Mindestpreis des Einlieferer festlegt, ist verhältnismäßig. Für Betriebe mit Karosserie- und Lack-Spezialisierung ist es ein Leichtes, derartige Fahrzeuge wieder fahrtauglich bzw. verkaufsfertig zu machen. Mit etwas Geschick stimmt die Marge.
Verstärkt Sonderauktionen
Die Käufer müssen das defekte und teils nicht mehr fahrbare Gefährt nach spätestens drei Tagen abholen, andernfalls verlangt BCA Standgebühren. Bei BCA hat man auf diese Nachfrage reagiert und bietet im Auktionszentrum Wiedemar Sonderauktionen mit Unfallfahrzeugen. Daneben führt der Vermarkter weitere Sonderveranstaltungen durch, zumeist als reine Onlineauktion. Den Angaben zufolge ist es vielfach einfacher, die Sportwagen, Transporter, Behörden- oder Baufahrzeuge in den jeweiligen Auktionszentren zu lassen und über das Internet anzubieten.
BCA strebt im Jahr 2010 die Vermarktung von über 160.000 Fahrzeugen an. Neben München betreibt das Unternehmen Auktionszentren am Firmensitz Groß-Gerau sowie u.a. in Neuss, Wiedemar, Heidenheim, Hannover, Stuttgart, Hamburg und zwei in Berlin. Seit dem Markteintritt im Jahr 1997 hat das Auktionshaus in Deutschland eine Mio. Gebrauchtwagen vermarktet. Verkauft wurden seither mehr als 700.000 Fahrzeuge, was einer Verkaufsquote von mehr als 70 Prozent entspricht. Der Unterschied zwischen beiden Zahlen hängt damit zusammen, dass nicht jedes verauktionierte Fahrzeug auch tatsächlich einen Käufer findet.
Qualitätsoffensive 2011
Die 384 Onlinebieter der Mercedes-Benz-Auktion hatten keine Möglichkeit, die vermarkteten Fahrzeuge vor dem Kauf zu prüfen. Sie mussten sich auf die Fotos und die vom Einlieferer gestellten Angaben verlassen. An diesem Punkt setzt die Qualitätsoffensive 2011 des Unternehmens an. Zum einen will man die Bildqualität durch die Einrichtung standardisierter Fotoboxen an allen Standorten verbessern. Darüber hinaus plant BCA u.a. ein so genanntes Pricing-Team. Die Mitarbeiter des Service MarktPreis sollen an einem Standort sitzen und auf umfangreiches Datenmaterial zu bisher auktionierten Fahrzeugen zugreifen können. Händler, die sich unsicher bezüglich der Preisgestaltung einzelner Autos sind, können dann auf diese Dienstleistung zurückgreifen, erklärte BCA. Martin Schachtner
▶ Mercedes-Benz-Auktion: Niederlassungen und Markenhändler haben rund 190 Autos eingeliefert
▶ 70 Prozent Verkaufsquote: Seit 1997 vermarktete BCA über 1 Mio. Autos, davon wurden 700.000 verkauft