Egon von Ruville GmbH
Viel ist es nicht, was Pressesprecher Marc Richter zum 90-jährigen Jubiläum der Egon von Ruville GmbH an historischem Material vorzeigen kann. „Zwei Weltkriege haben in den Archiven leider viele Dokumente für immer ausgelöscht und zahlreiche historische Fakten und Informationen zum Unternehmen sind unwiederbringlich verloren.“
Erfinder der Reparatur-Kits
Zumindest was die Unternehmensphilosophie anbetrifft, scheint der Verlust verkraftbar, denn die hat sich in den letzten 90 Jahren kaum verändert. „Ruville stand schon immer für komplette Reparaturlösungen, die mehr boten als das bloße Ersatzteil“, sagt Georg Wallus, Geschäftsleiter, Operatives Geschäft. Nach seiner Auffassung ist Ruville nicht nur Systemspezialist mit produktübergreifendem Know-how, sondern auch der Erfinder der Reparaturkits, womit man sich in den letzten 90 Jahren bei Werkstätten und Teilehandel den Ruf als echter Problemlöser mit Praxisbezug erworben habe. Spezialisiert ist Ruville heute vor allem auf Ersatzteile für Motor und Fahrwerk. Über 25.000 Artikel umfasst das Produktsortiment nach Angaben des Unternehmens. Im Bereich Motor sind das Motorkühlung wie Wasserpumpen /-Kits, Riementriebkomponenten wie Spannrollen, Umlenkrollen, Spannrollen-Kits und -Sets. Für Nebenaggregate hydraulische und mechanische Spanneinheiten, Generatorenfreiläufe, Kurbelwellenschwingungsdämpfer, diverse Kits für den Nebenaggregatetrieb, Kettentriebkomponenten wie Steuerketten, Kettenspanner und Kettenräder sowie komplette Kits. Zum Programm gehören außerdem Ventiltriebkomponenten/Nockenwellen. Auch hier bietet das Unternehmen komplette Reparatur-Kits für gängige Motoren. Sämtliche Kits beinhalten immer alle für eine Reparatur notwendigen Einzelteile bis hin zu Schrauben, Unterlegscheiben, Sicherungsringen oder dem passenden Schmiermittel. Im Bereich Fahrwerk beinhaltet das Sortiment Aufhängungen für Motor und Getriebe, Antriebswellen, Radgelenke / -Sätze, Radlager-Kits, Lenkungsteile sowie Federbeinlager, seit 2011 gehören auch Federn zum Programm.
Die Qualität der Produkte und die Flexibilität bei der Produktgestaltung sind laut Wallus die Erfolgsgaranten in den letzten 90 Jahren gewesen. „Wir sind sehr stolz auf unseren aktiven Customer Service.
Entwicklung nah am Kunden
Das bedeutet, wir reagieren nicht auf Kundenanforderungen, sondern stehen im regelmäßigen Kontakt mit Kunden aus Teilehandel und Werkstatt und tauschen uns mit diesen über aktuelle Reparaturprobleme oder beispielsweise die sinnvolle Zusammenstellung neuer Reparatur-Kits aus.“ Diesen Job übernehmen in der Ruville-Zentrale in Hamburg 15 Produktmanager.
Der enge Austausch mit den Kunden versetzt das Unternehmen in die Lage, schnell auf veränderte Reparaturanforderungen reagieren zu können. „Wir sehen aufgrund der Anfragen unserer Kunden schon seit längerer Zeit ein deutliches Wachstum im Reparaturbereich für Kettentriebe.“ Die seien nämlich keineswegs wartungsfrei und bedürfen wie Riementriebe auch nach entsprechend hoher Laufleistung des Austauschs, beschreibt Wallus.
Aus der Zentrale in Hamburg kümmert man sich übrigens nicht nur um den deutschsprachigen Markt. Insgesamt 180 Mitarbeiter steuern von hier aus die Aktivitäten von Ruville in über 100 Ländern weltweit. Trotz zentraler Organisation ist man in der Lage, auch länderspezifische Anforderungen schnell zu bedienen. „Für uns als rein auf das Aftermarket-Geschäft konzentriertes Unternehmen ist es extrem wichtig, schnell und flexibel auf Kundenanforderungen zu reagieren. Die Kenntnis länderspezifischer Besonderheiten, die auch Auswirkungen beispielsweise auf die Zusammenstellung von Reparatur-Kits haben können, ist dabei für uns ein absolutes Muss“, so Georg Wallus.
Zu Flexibilität gehört auch, dass man direkt oder in Kooperation mit Handelspartnern vor Ort das nötige Reparatur-Know-how über Schulungen in den Werkstätten vermittelt. „Dabei ist unser Anspruch, nicht nur unsere Produkte, sondern das ganze System Motorsteuerung oder Fahrwerk zu erläutern. Denn ohne Kenntnis vom Gesamtsystem bleibt die Reparaturqualität zwangsläufig auf der Strecke“, beschreibt Remo Schönsee, bei Ruville für das Thema Trainings verantwortlich, den Anspruch.
Schulungen für Praktiker
Die Trainings haben einen hohen Praxisbezug und vermitteln neben den technischen Besonderheiten auch verkäuferische Aspekte, die Werkstattprofis im Gespräch mit den Kunden heute beachten sollten. „Mit unserem Wasserpumpenprogramm sind wir Marktführer und decken rund 95 Prozent des in Europa zugelassenen Fahrzeugfuhrparks ab. Dabei haben sich unsere Wasserpumpen-Kits mit Thermostat in den letzten Jahren als echte Renner erwiesen. Offensichtlich haben die Werkstätten verstanden, dass es Sinn macht, dem Kunden ein Teil für 20 Euro beim Wechsel der Wasserpumpe mit zu verkaufen. Das ist allemal besser, als ihm nach ein paar Wochen zu erklären, dass man noch einmal für 300 Euro seinen komplettes Frontend demontieren muss, um nun auch das mittlerweile ebenfalls defekte 20-Euro-Thermostat zu wechseln“, beschreibt Schönsee.
Das Thema Schulungen und richtige Handhabung von Bauteilen soll aber vor allem die Reparaturqualität fördern und Einbaufehler mindern. Die lassen sich heute mit ziemlicher Präzision auch nach Schadeneintritt anhand von Schadenbildern am Bauteil nachweisen.
OE-Qualität ist der Anspruch
Stichwort Präzision und Qualität. Neben der hohen Marktnähe, dem umfangreichen Produktsortiment und der hohen Lieferfähigkeit ist die Produktqualität das wichtigste Merkmal des Unternehmenserfolgs in den letzten 90 Jahren. Zwar vermarktet Ruville seine Produkte ausschließlich für den Reparaturmarkt, die Messlatte für die Produktqualität ist aber grundsätzlich die Qualität des Originalersatzteils.
Um die dauerhaft zu gewährleisten, greift Ruville auf erfahrene Erstausrüster als Lieferanten zurück. Zudem betreibt man beispielsweise ein eigenes Prüflabor, in dem Vorprodukte von Lieferanten auf geforderte Produktbeschaffenheit getestet werden. Für umfangreichere Testverfahren und Testreihen nutzt das Unternehmen regelmäßig den technischen Dienstleister Germanischer Lloyd in Hamburg. Zudem kooperiert Ruville mit der Technischen Hochschule Aachen und nutzt das Know-how der dortigen Experten bei der Produkt-Entwicklung.
„Der Kunde vertraut seiner Werkstatt wie der Patient dem Arzt. Dieses Vertrauen sollte man nicht aufs Spiel setzen, indem man an der Teilequalität spart. Schon gar nicht, wenn man als freie Werkstatt im Wettbewerb mit Markenbetrieben steht“, mahnt Georg Wallus abschließend. fs
- Ausgabe 4/2012 Seite 66 (236.0 KB, PDF)