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Digitaler Maschinenraum

01.10.2021 11:00 Uhr
Digitaler Maschinenraum

Am 1. Juli 2021 hat das LKQ Innovations- und Servicezentrum im polnischen Katowice seinen Betrieb aufgenommen. Zwei Monate später wurde es nun offiziell eröffnet - Gelegenheit für ein Gespräch mit LKQ-Europe-Chef Arnd Franz.

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Kurzfassung

LKQ-Europachef Arnd Franz will jeder Werkstatt eine durchgängige Lösung bieten, mit der sie von der Kundenakquise bis hin zur Auftragsabrechnung den gesamten Werkstattprozess digital abwickeln kann.

asp: Welche Funktion hat das neue LKQ Innovations- und Servicezentrum in Katowice?

A. Franz: In unserem LKQ Innovationsund Servicezentrum in Katowice entwickeln wir digitale Lösungen für die Zukunft, insbesondere für unsere Kunden. Katowice ist aber auch ein Shared-Service-Center für LKQ-Gesellschaften in anderen europäischen Ländern, für die wir von hier eine Reihe administrativer Tätigkeiten wie Buchführung, Back-Office-Tätigkeiten für den Personalbereich oder auch für die Kommunikation und Marktforschung wahrnehmen.

asp: Welche Entwicklungen werden in Katowice vorangetrieben?

A. Franz: Zum Beispiel unser Werkstatt-Managementsystem. Das haben wir bis jetzt in einer serverbasierten Variante schon in den Niederlanden im Einsatz. Es geht jetzt in eine Version 2.0 als cloudbasierte Variante über, die es Werkstätten ermöglicht, Auftragsverwaltung und Kundenakquise zu steuern oder Fahrzeugdaten zu verwalten. Es bietet auch eine Schnittstelle zur Teilebestellung.

asp: Das beschleunigt also auch die Digitalisierung in den Werkstätten?

A. Franz: Ja, heute wird noch viel telefoniert und gedruckt. Wir sind überzeugt, dass da noch viel passieren wird. Wir wollen jeder Werkstatt eine durchgängige Lösung bieten, mit der sie von der Kundenakquise bis hin zur Auftragsabrechnung den gesamten Werkstattprozess digital abwickeln kann.

asp: Welche Rolle spielt "Stakis" und was ist künftig geplant?

A. Franz: Stakis 4.0 steht für Stahlgruber-Kundeninformationssystem mit integrierter Teileidentifikation mit Reparatur- und Wartungsdaten. Das ist unsere Anwendung, die wir zur Teileidentifikation und Teilebestellung bei den Stahlgruber-Häusern von LKQ nutzen. Wir halten Stakis insbesondere in der Version 4.0 für eine sehr attraktive Lösung. Was wir den Kunden heute bei Stakis anbieten, werden wir in der nächsten Stufe auch gesamteuropäisch bieten können. In Zukunft wird das auch durch unsere Mitarbeiter in Kattowitz unterstützt. Wir betrachten unsere Kundenlösungen als wettbewerbsdifferenzierendes Angebot, das im Sortiment eines Händlers eine herausragende Stellung einnehmen muss.

asp: Wie wichtig ist künftig die Nutzung von Daten aus dem Fahrzeug für die Werkstatt? Welche Rolle spielt dabei der Großhandel?

A. Franz: Der Zugang und die Nutzung von Daten und Software wird eines der wesentlichen Kriterien sein. Deswegen setzen wir uns auch im Rahmen von Brancheninitiativen wie Caruso für den freien und offenen Datenzugang ein. Natürlich auf der Grundlage moderner Sicherheits- und Datenschutzstandards. Aber auch in dem Sinne, dass die Nutzung von Daten nicht durch Dritte einschließlich der Fahrzeughersteller gemonitort und kontrolliert werden kann. Die Automobilwirtschaft ist insgesamt auf einem guten Weg, Caruso macht nach mühsamen Anfangsjahren Fortschritte. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis alle technischen Voraussetzungen gegeben sind. Die meisten Daten, mit denen wir heute unser Geschäft machen, kommen aber noch nicht aus dem Auto, sondern von Kunden und Datenlieferanten und werden von den Werkstätten und beim Handel datenschutzkonform gespeichert.

asp: Wie bereitet sich LKQ auf den Wandel durch die Elektromobilität vor?

A. Franz: Man könnte meinen, wir hätten noch viel Zeit. Die wesentliche Komponente im batterie-elektrischen Fahrzeug ist die Traktionsbatterie. Darauf hat man in der Regel eine Garantie von acht Jahren oder 160.000 Kilometern. Wir sehen jedoch die Möglichkeit und auch die Verantwortung, uns schon vor 2028 um elektrische Antriebe und Batterien zu kümmern und Angebote zu machen, die unsere gesamte Kompetenz in der Kreislaufwirtschaft mit in die Waagschale werfen. Denn LKQ ist der größte Fahrzeug-Recycler der Welt mit mehr als 800.000 Autos in den USA und immerhin mehr als 20.000 Autos in Skandinavien. Wir recyceln auch immer mehr hybride und batterieelektrische Fahrzeuge. Wir rechnen damit, dass wir allein in Skandinavien nächstes Jahr zwischen 1.000 und 2.000 Hochvoltbatterien aus batterie-elektrischen Fahrzeugen zur Demontage bekommen. Insofern gibt es da eine ganze Menge von Ansätzen. Zur Rolle, die LKQ spielen kann, gehört auch unsere Last-Mile-Kompetenz, weil wir mit unserem Netzwerk, das 127.000 Werkstätten in Europa erreicht, auch die eine oder andere Logistiklösung bereitstellen könnten. Bis dahin werden wir aber auch viel mit 48-Volt-Systemen zu tun haben. Mit der LKQ Academy und unseren Sortimenten bieten wir unseren Kunden hier volle Unterstützung.

asp: Ab wann wird sich der geringere Verschleiß bei den E-Autos wirklich niederschlagen?

A. Franz: Das hängt vom einzelnen Markt ab. In den Märkten, die jetzt bei der Elektromobilität vorneweg marschieren - Skandinavien, die Niederlande und auch Deutschland - wird das für freie Werkstätten in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sein. Bis dahin sehen wir eine ganze Reihe von Faktoren, die sogar für mehr Geschäft sorgen. Dazu gehören ein deutlich steigendes durchschnittliches Fahrzeugalter und auch eine höhere Wertigkeit der Komponenten.

asp: Wie stark wird der Dämpfer ausfallen?

A. Franz: Es kommt darauf an, wie viele batterieelektrische Fahrzeuge im Fuhrpark unterwegs sein werden. Heute erwarten wir, dass bei diesen Fahrzeugen bis zu 50 Prozent weniger Verschleiß und Servicereparaturen anfallen. Aber dazu kommt die Frage: Wie lange ist die Batterie intakt? Eine entscheidende Diskussion wird werden, wie man mit der Batterie umgehen wird und in welchem Zustand die Batterie nach acht, neun oder zehn Jahren ist, wenn das Auto selbst noch voll in Schuss ist, aber die Batterien nur noch 70 oder 60 Prozent ihrer Kapazität aufweisen.

Interview: Martina Staudinger

Entwicklung digitaler Produkte

Das neue Innovations- und Servicezentrum soll es LKQ Europe ermöglichen, seinen Kunden innovative digitale Produkte und Lösungen anzubieten und gleichzeitig Kostenstrukturen, Wettbewerbsfähigkeit und Prozesseffizienz zu verbessern. Dazu gehören digitale Mobilitätsdienstleistungen wie etwa App-basierte Komplettlösungen, aber auch neue vernetzte Werkstattmanagement-Systeme, fortschrittliche digitale B2B-Kundenportale, neue E-Commerce-Lösungen, spezialisierte E-Learning-Plattformen für Kunden und Lieferanten sowie On-Demand-Systeme, die alle auf einer gemeinsamen Technologieplattform basieren. Mehr als 30 Mitarbeiter wurden seit April rekrutiert und arbeiten daran, die digitale Transformation von LKQ Europe am neuen Standort voranzubringen. Das Unternehmen plant, das Team in den nächsten Jahren auf 250 hochqualifizierte Mitarbeiter auszubauen. LKQ Europe geht von einem weiterhin dynamischen Wachstum in der Region Mittelosteuropa aus, in der Polen laut Auffassung des Großhändlers von Ersatzteilen einer der wichtigsten Märkte ist. Das Unternehmen reagiert auf die Trends, indem es seine Präsenz nicht nur durch ein neues Zentrum, sondern auch durch ein Logistiknetzwerk-Hub in naher Zukunft erweitert. LKQ Europe ergänzt mit dem Standort in Katowice den bereits etablierten Betrieb im indischen Bangalore. Beide Zentren sollen künftig Hand in Hand arbeiten.

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