Angesichts deutlicher Gehaltssprünge deutscher Topmanager müssen Vorstände jetzt auch Kritik aus dem Unternehmerlager einstecken. Nach Ansicht des Verbandes der Familienunternehmer sollte die Vergütung fünf Millionen Euro im Jahr nicht übersteigen. "Fünf Millionen sind eine vernünftige Grenze, das ist auch ein schönes Gehalt, und dafür kriegt man alle guten Leute", sagte Verbandspräsident Lutz Goebel der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sieht dagegen eine Neiddebatte.
Goebels Kritik entzündet sich vor allem am Betrag von rund 17 Millionen Euro, den VW-Vorstandschef Martin Winterkorn 2011 kassiert hat. "Herr Winterkorn würde sicher auch für ein Drittel arbeiten", wird Goebel zitiert. "Kein Top-Manager ist das 300- oder 400-fache eines einfachen Angestellten wert: Solch hohen Beträge verderben die Sitten und auch die Gehaltsstrukturen." Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wird von der "FAS" mit den Worten zitiert: "Jenseits der zehn Millionen Euro wird es sozial unverträglich."
Auch der Hamburger Wirtschaftsrechtler Prof. Michael Adams kritisiert scharf Vorstandsbezüge in dieser Höhe. "Derart ordinär hohe Gehälter sind ökonomisch nicht erforderlich", sagte er laut "FAS". "Muss Herr Winterkorn wirklich das 50fache der Bundeskanzlerin verdienen? Das 180fache eines Professors oder 15 Mal so viel, wie ein Nobelpreisträger bekommt?"
Eine Frage der Verhältnismäßigkeit
DGB-Vorstandsmitglied Dietmar Hexel forderte in einer Mitteilung vom Sonntag: "Die Systeme der Gier brauchen einen deutlichen Deckel und einen verbindlichen Korridor. Unternehmen sind nicht dazu da, Eigentümer und Manager reich zu machen." Der Gewerkschafter schlug "eine Koppelung sowohl an die Ertragskraft des jeweilige Unternehmens wie an die Einkommen der Arbeitnehmer des Unternehmens" vor. "Das ist gerecht, weil das Betriebsergebnis von allen erbracht wird, nicht nur von den Managern."