Die Autoindustrie behandelt das Thema "Datenschutz im vernetzten Auto" stiefmütterlich, kritisiert Thilo Weichert, Landesbeauftragter für den Datenschutz in Schleswig-Holstein. Die Unternehmen würden die entstehenden Rechtsprobleme durchaus kennen. Doch das schere sie wenig, weil mögliche negative Folgen nicht sie treffen, sondern Halter und Fahrer. "Dies zu thematisieren würde bedeuten, Wasser in den Wein der Elektronik-Begeisterung zu schütten. Die Industrie möchte vor allem die neue Elektronik im Hochglanzformat verkaufen", rügt Weichert im Interview mit der Fachzeitschrift "Automotive Agenda". Weichert mahnt, dass etwa beim geplanten Notrufsystem "eCall "noch "nicht ansatzweise" geklärt sei, "wie die Autosoftware technisch gestaltet wird, damit Fahrer und Halter die ihnen zustehenden Rechte geltend machen können und Dritte nicht ein Übermaß an Daten erhalten." Elektronische Aufzeichnungen aus dem eigenen Auto könnten sich schnell gegen den Kfz-Nutzer wenden, etwa wenn sich aus den Daten der Nachweis eines Verkehrsverstoßes ergibt oder gar ein schuldhaftes Verhalten bei einem Unfall. "Strafrechtlich gilt zwar der Grundsatz, sich nicht selbst belasten zu müssen. Der ist aber nicht direkt anwendbar, wenn die Belastung durch die eigene Autodatenspeicherung erfolgt. Das müssen Halter und Fahrer wissen und vorab entscheiden können, ob sie diese Konsequenzen als Folge der Inanspruchnahme eines Dienstes in Kauf nehmen", sagt Weichert, und fordert überdies eine breitere gesellschaftliche Diskussion über das Thema. (pg) Das vollständige Interview und viele weitere Artikel zum Thema "vernetztes Auto" lesen Sie in der neuen Ausgabe der "Automotive Agenda". Die Leseprobe gibt es hier: http://www.automotive-agenda.de
Vernetztes Auto: Datenschützer kritisiert Branche
Elektronische Aufzeichnungen aus dem eigenen Auto könnten sich schnell gegen den Kfz-Nutzer wenden, doch "die Industrie schert das wenig", kritisiert der Landesbeauftragter für den Datenschutz in Schleswig-Holstein.