Der Automobilhersteller Ford hat ein neues datenbasiertes Service-Tool für vernetzte Ford-Nutzfahrzeuge vorgestellt. Der kostenlos verfügbare Dienst "FordLiive" könne die servicebedingten Ausfall- und Standzeiten von Nutzfahrzeugen um bis zu 60 Prozent senken, versprach Hans Schep, General Manager, Commercial Vehicles, Ford of Europe, anlässlich der Produktvorstellung, die online übertragen wurde.
Technische Voraussetzung zur Nutzung von FordLiive ist die Ausstattung der Fahrzeuge mit einem FordPass-Connect-Modem. Aktuell sind laut Ford bereits rund 500.000 Ford-Nutzfahrzeuge mit dem FordPass-Connect-Modem auf Europas Straßen im Einsatz. Bis Mitte 2022 soll deren Anzahl auf eine Million steigen.
Die Idee hinter der Anwendung: Würden Flottenbetreiber optimal auf den Betriebszustand ihrer Fahrzeuge achten und zeitnah auf Serviceanforderungen reagieren, könnten pannenbedingte Ausfälle deutlich reduziert werden. Laut Usha Raghavachari, Director D-Ford Lab, könnten 30 Prozent der Pannenfälle auf der Straße vermieden werden, wenn einfachste Betriebsmittel wie Öl oder Kühlwasser sowie der Batteriezustand verlässlich überprüft würden.
Ziel von FordLiive sind die effizientere Steuerung notwendiger Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie die Beschleunigung der Prozesse, wenn das Fahrzeug doch liegen bleibt oder ein akuter Reparaturbedarf besteht. Im Kern gehe es um die Minimierung von Standzeiten der Fahrzeuge und die Optimierung der Produktivität für den Fuhrparkbetreiber, sagte Owen Gregory, Director Commercial Vehicle Aftersales.
Mehrstufige Funktionsweise
Über FordLiive sind Gewerbetreibende und Flottenkunden direkt mit dem Ford- Transit-Center-Händlernetzwerk verbunden sowie mit dem Automobilhersteller selbst. Der Dienst basiert auf Echtzeit- Fahrzeugdaten, die direkt aus dem Fahrzeug übertragen werden. Die Daten zum Fahrzeugzustand werden automatisch über das FordPass-Connect-Modem an Ford übermittelt, das seit Mitte 2019 zur Serienausstattung der Ford-Nutzfahrzeugbaureihen Tourneo/Transit Connect, Tourneo/Transit Custom, Transit und Ranger gehört. Auch beim batterieelektrisch betriebenen Ford E-Transit, dessen Markteinführung für Anfang 2022 geplant ist, werde Ford-Liive verfügbar sein.
Maintenance mit Echtzeitdaten
Ein zentrales Kernelement von FordLiive sind fahrzeugspezifische Wartungsinformationen für Kunden (Smart Maintenance). Ford versteht darunter die proaktive Planung von Wartungsarbeiten inklusive der rechtzeitigen Benachrichtigung des Kunden, sobald ein notwendiger Service erkannt wird. Kleine Unternehmen mit bis zu fünf Nutzfahrzeugen erhalten diese Benachrichtigungen über die FordPass-Pro-App. Flottenverantwortliche größerer Flotten erhalten die Informationen über eine angepasste Version des (dann kostenpflichtigen) Telematikdienstes "Ford Telematics", die noch in diesem Jahr verfügbar sein soll.
Unterstützung für Händler
Das Ford-Händlernetz kann gleichzeitig auf das Dienstleistungspaket "Ford Service Pro" zurückgreifen. Jedes der 800 Ford Transit Center in Europa kann, nachdem es von einem Kunden kontaktiert wurde, über das Tool "Smart Diagnostics" die Fahrzeugdaten der letzten 60 Tage abrufen. Die Werkstatt kann damit schneller eine Fahrzeug-Diagnose stellen und Ersatzteile proaktiv bestellen.
Das System hat noch einen Vorteil, wie Owen Gregory, Director Commercial Vehicle Aftersales, betonte: "Der Zugriff auf Fahrzeugdaten hilft den Ford-Händlern, anstehende Serviceaufgaben und Reparaturen zu bündeln und anstehende Termine zusammenzulegen."
Ein weiteres zentrales Element des Dienstes sind die FordLiive-Zentren, die im Bedarf die Händler vor Ort mit technischem Know-how unterstützen. Noch in diesem Jahr gehen drei Zentren an den Start: Bereits aktiv ist ein Zentrum in Dunton (Großbritannien). Das FordLiive- Zentrum in Köln soll bis Ende des Jahres den Betrieb aufnehmen, gefolgt von einem weiteren Zentrum in Valencia (Spanien).
In diesen Kompetenz-Zentren werden technisch ausgebildete "Agents" die Ford-Händler unterstützen. Über die neue "UptimePro-Software" erhalten die Agents Live-Daten aus den Ford-Transit- Center-Niederlassungen. Die Zentren wiederum sind über Hotlines mit Ford-Ingenieuren verbunden, um bedarfsweise schnelle Hilfe bei der Fehler-Diagnose einzuholen.
Schrittweise Einführung in Europa
FordLiive soll schrittweise in zahlreichen europäischen Märkten eingeführt werden. Geplant sind demnach die Länder Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweiz, Spanien und Tschechische Republik.
- Ausgabe 04/2021 S.22 (361.3 KB, PDF)