Holzbalken, ein Wagenrad, im Hintergrund ein ausgedienter Kleinwagen mit offener Motorhaube - das Labor ist eingerichtet wie eine alte Scheune. Erst ist niemand zu sehen an diesem kalten Wintermorgen, aber hier im niedersächsischen Landkreis Gifhorn arbeiten drei Steinmarder für die Automobilindustrie. Sie sollen herausfinden, wie man die Wagen besser vor den von vielen Autobesitzern gefürchteten Marderschäden bewahren kann. "Wegen einer neuen EU-Verordnung müssen künftig für marderabweisende Mittel Nachweise der Wirksamkeit erbracht werden", berichtet Hans-Heinrich Krüger, zuständig für die Tierforschung im Otter-Zentrum Hankensbüttel.
"Wir arbeiten letztlich für fast alle großen Hersteller, vor allem über die Zulieferer", berichtet Krüger. "Dabei testen wir Schläuche und Kabel auf Mardersicherheit." Vorn an der großen Scheibe sind in Schlaufen schwarze und orangefarbene Leitungen befestigt, manche haben eine glatte Oberfläche, andere sind gewellt. Einige sind unberührt, andere durchgebissen. "Das dauert drei, vier Tage dann beginnen die Marder daran zu knabbern." Krüger schaut sich die Ergebnisse der Nacht zuvor an.
"Der Motorraum eines Autos ist ein warmer Unterschlupf für den Steinmarder", weiß Krüger. "Er beißt in Kabel und Schläuche, um sich dort Platz zu schaffen, um ihn gegenüber Artgenossen zu markieren oder einfach nur im Spiel." Seit rund zehn Jahren schon läuft das Projekt, neuerdings auch für Autos mit Elektroantrieb. "Da ist noch mehr Kabelage", sagt Krüger. "Wenn da nur ein Zahn durchgeht, fällt das ganze Auto aus. Dabei können mehrere tausend Euro Schaden entstehen." Wegen hoher Spannungen bestehe sogar Brandgefahr.
200.000 Marderschäden
"Seit den 1980er Jahren treten Schäden an Autos durch Steinmarder vermehrt auf", heißt es beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin. "Nach unseren Berechnungen verursacht der Marder einen jährlichen Schaden von mehr als 60 Millionen Euro an Kraftfahrzeugen", berichtet Sprecherin Kathrin Jarosch. Mehr als 200.000 Fälle werden jedes Jahr bundesweit gemeldet, Tendenz steigend.
"Jedes Jahr werden uns im Mittel allein rund 16.000 durch Marder verursachte Pannenfälle gemeldet", berichtet Helmut Klein, Ingenieur beim ADAC in Landsberg. Besonders häufig betroffen seien Zündkabel, Kühlwasser-Schläuche, Stromleitungen sowie Manschetten an Lenkung und Antriebswellen. Klein empfiehlt mechanischen Schutz der Kabel oder eine Abschottung des Motors. "Bewährt haben sich Geräte, die nach dem Prinzip des Weidezauns leichte elektrische Schläge verteilen."