Zündkerzen
Bei Young- und Oldtimern gehören Zündkerzen zu den am häufigsten benötigten Ersatzteilen. NGK veröffentlichte kürzlich den achten diesbezüglichen Ersatzteilkatalog. Wie so oft, sind auch bei der Zündkerzenerneuerung einige Besonderheiten zu beachten. Um den Wärmewert umzurechnen, bedarf es beispielsweise etwas Mathematik.
Für die Instandsetzung von Old- und Youngtimern sind originale Ersatzteile der Idealfall. Nur so lässt sich das technische Kulturgut vollumfänglich für nachfolgende Generationen bewahren. Sind originale Ersatzteile nicht mehr lieferbar oder durch Lagerung unbrauchbar geworden, muss zu Nachfertigungen oder zu alternativen Lösungen gegriffen werden. Letzteren Weg beschreitet man bei NGK bezüglich Zündkerzen.
Die NGK Spark Plug Europe GmbH in Ratingen, Importeur des japanischen Zünd- und Glühkerzenherstellers NGK, kümmert sich auch um die Ersatzteilversorgung für historische Kraftfahrzeuge. Kürzlich erschien der Oldtimer-Ersatzteilkatalog des Zulieferers in der achten Auflage als Papier- oder PDF-Version (Download: www.ngk.de). Auf ca. 300 Seiten finden sich 5.725 Zuordnungen für Automobile und Motorräder der Baujahre 1931 bis 1993, Umschlüsselungen und viele Abbildungen inklusive.
Wirklich große Veränderungen gab es bei Zündkerzen im genannten Zeitraum nicht – ein Umstand, der die Ersatzteilversorgung vereinfacht. So werden auch heute noch die gleichen Dichtsitzvarianten verwendet: flacher Sitz mit sich faltendem Dichtring oder Kegeldichtsitz (konischer Sitz) ohne Dichtring. Auch schmale Gewindebauformen, konkret solche mit 14 Millimeter Durchmesser, gab es schon ab den 1930er Jahren.
Gemeinsam mit Zylinderkopfmaterial und Gewindedurchmesser hat der Dichtsitz Einfluss auf das Anzugsdrehmoment der Zündkerzen; üblich sind Drehmomentwerte zwischen 10 und 45 Newtonmeter (vgl. Tabelle Seite 75).
Wie wichtig korrektes Drehmoment ist, zeigen die Folgen falscher Werte. Zu geringes Drehmoment führt zu Lockern und Lösen der Zündkerze, Hitzeschäden durch reduzierte Wärmeabfuhr, Kompressionsminderung und später -verlust. Hitzeschäden durch reduzierte Wärmeabfuhr drohen auch bei zu hohem Drehmoment, nämlich über Verformungen oder Gewindebrüche. Bei NGK empfiehlt man die Verwendung des Drehmomentschlüssels, nicht aber den Einsatz korrosionshemmender Maßnahmen wie Montagepaste oder Ähnliches. Begründung: Die werkseitige Oberflächenvergütung, mit einer Nickel-Zink-Verbindung beispielsweise, verhindert bereits das Festbacken des Kerzengewindes.
Selbstreinigungstemperatur: 450 °C
„Leichte weiß-graue oder weiß-gelbliche bis bräunliche Verfärbung des Isolators“ – so beschreibt man bei NGK das normale „Gesicht“ einer Zündkerze. Die Verfärbung basiert auf dem Einfluss der Temperatur. Folglich besitzt die Kerze den zum Motor passenden Wärmewert. Das heißt: Die Zündkerze leitet weder zu viel noch zu wenig Wärme aus dem Brennraum ab; die Temperaturschwelle zur Selbstreinigung der Kerze von rund 450 Grad Celsius an den Elektroden und am Isolator wird erreicht, aber nicht wesentlich überschritten. Liegt der Wärmewert der Kerze zu hoch, leitet sie zu viel Wärme aus dem Brennraum ab und die genannte Temperaturschwelle bleibt unerreicht, erkennbar am verrußten Kerzengesicht. Womit die Gefahr von Fehlzündungen verbunden ist, denn Ruß ist elektrisch leitend. Im umgekehrten Fall, bei zu niedrigem Wärmewert der Kerze und ebensolcher Wärmeableitung aus dem Brennraum, treten an den Elektroden Temperaturen bis hin zum Glühzündungsbereich (größer 850 Grad Celsius) auf. Die Folge: unkontrollierte Verbrennung; auch können die Elektroden verschmelzen (vgl. Grafik Seite 74).
„Heiße“ und „kalte“ Zündkerzen
Vor dem genannten Hintergrund werden Zündkerzen in „kalte“ und „heiße“ Kerzen unterteilt. Bei NGK liegt die Trennung zwischen beiden beim Wärmewert 6. Darunter spricht man von „heißen“, darüber von „kalten“ Zündkerzen.
Handelt es sich um eine ältere Kerze, trägt sie womöglich einen zwei- bis dreistelligen Wärmewert, beispielweise 95, 145, 175, 225 oder 240. Soll diese durch eine Kerze von NGK ersetzt werden, ist Division durch 30 angesagt; aus dem alten Wärmewert 240 wird beispielsweise der aktuelle NGK-Wärmewert 8. Andere Hersteller handhaben das womöglich anders, denn, so NGK, „die Bezeichnung des Wärmewerts einer Zündkerze war zu keiner Zeit genormt und ist es bis heute nicht.“ Die Gesamtbezeichnungen von Zündkerzen lassen sich im Oldtimer-Ersatzteilkatalog oder auf der Internetseite www.ngk.de entschlüsseln. Wichtig ist zudem der Hinweis des Zulieferers, beim Zündkerzenwechsel auch auf deren Peripherie, sprich Zündspulen, Zündkabel, Kerzenstecker und Kappen zu achten. Beispiel (wörtlich): „Ist ein Zündkabel beschädigt oder weist starke Alterungsspuren auf, sollte der komplette Satz getauscht werden, da alle Zündleitungen unter ähnlichen Betriebsbedingungen arbeiten und somit in etwa dem gleichen Verschleiß unterliegen.“ Peter Diehl