Für Reifen von Pkw und Nutzfahrzeugen müssen die Kunden auch beim größten europäischen Hersteller Continental auf absehbare Zeit tiefer in die Tasche greifen. Zwar hätten die Preise für den Rohstoff Naturkautschuk nach den Rekordwerten zu Beginn des Jahres wieder etwas nachgegeben, sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Dieser Rückgang werde jedoch durch die explodierenden Kosten für künstliche Kautschuk-Mischungen aufgefressen, erklärte der Manager: "Die Preise sind da extrem gestiegen, sie haben sich fast verdoppelt." Ein Grund für die Knappheit beim sogenannten Synthesekautschuk sei nach wie vor die Erdbebenkatastrophe in Japan. Viele Ausgangsstoffe für Hightech-Reifengemische hätten sich in der ersten Hälfte dieses Jahres weiter stark verteuert. "Fairerweise muss man aber sagen, dass der etwas billigere Naturkautschuk gegenüber dem extrem hohen Niveau im Winter betrachtet werden muss", sagte Schäfer. Nach durchschnittlich 3,40 US-Dollar pro Kilogramm 2010 war der Preis für Naturkautschuk Anfang 2011 auf 5,50 Dollar emporgeschnellt. "Jetzt liegen wir immer noch um die 4,50 Dollar", berichtete der Conti-Finanzchef. "Dadurch ist unsere erwartete Belastung aus den Rohstoffpreisen sogar noch einmal gestiegen. Bei solchen Erhöhungen müssen wir wohl auch die Endkunden weiter belasten." Nachdem der Konzern seine Reifenproduktion in Deutschland in den vergangenen Jahren aus Kostengründen gedrosselt hatte, will er die Fertigung im Ausland ausbauen. In diesem Jahr fließen bis zu 1,8 Milliarden Euro unter anderem in neue oder erweiterte Werke sowie Beteiligungen in China, Russland, Indien, Brasilien und den USA. Schrittweiser Schuldenabbau "Was wir weiter vorhaben, ist eine Summe von rund einer Milliarde Euro über drei bis vier Jahre", ergänzte Schäfer. Beim Besuch von Russlands Präsident Dmitri Medwedew Mitte Juli in Hannover hatte die Conti-Spitze auch den Vertrag zum Bau eines Reifenwerks in Kaluga für 220 Millionen Euro unterzeichnet. "Wir sind jetzt dabei, den Standort endgültig vorzubereiten", sagte der Vorstand. Anfang 2013 soll die Produktion in dem Werk südwestlich von Moskau angefahren werden. Conti will seinen Schuldenberg aus der Übernahme der ehemaligen Siemens-Sparte VDO Schritt für Schritt abtragen. Dadurch erhofft sich der Konzern nach den Worten Schäfers auch eine weitere Verbesserung seiner Bewertung bei internationalen Rating-Agenturen. Schon Ende dieses Jahres könne das Eigenkapital wieder die Kredite übersteigen.
Continental und Michelin: Keine Entspannung bei Reifenpreisen
Der Reifen-Riese Continental verdient prächtig - um das gute Ergebnis halten zu können, bitten die Hannoveraner aber auch ihre Kunden zur Kasse. Gleiches gilt für Michelin.