Das Auto gilt als liebstes Kind der Deutschen. Es ist ein wichtiges Statussymbol. Kaum eine Großstadt ist zu eng für dicke Geländewagen weitab jeder Wildnis, kaum ein Motor ist zu leistungsstark für chronisch verstopfte Autobahnen. Noch. Studien zeigen, dass gerade jungen Menschen der eigene Wagen zunehmend unwichtiger wird – und damit auch die Bereitschaft sinkt, viel Geld dafür auf den Tisch zu legen. Für die Hersteller ist das eine Entwicklung, die noch am Anfang steht, auf die sie aber Antworten finden müssen. Eine davon könnte Carsharing heißen. BMW, Daimler und Volkswagen – sie alle versuchen sich an dem Modell. Die Idee, dass sich mehrere Nutzer einen Wagen teilen, ist nicht neu. In Deutschland gibt es solche Angebote Angaben des Bundesverbandes Carsharing zufolge seit Ende der 1980er Jahre. Der Verzicht auf das eigene Auto, ohne dabei individuelle Mobilität ganz aufzugeben, war lange Zeit ein Projekt mit grünem ökologischen oder alternativen Image. Zu wichtig war vielen der eigene Wagen, zu unflexibel und kompliziert das System mancher Anbieter. Doch Carsharing hat gerade in den überfüllten Großstädten durchaus Vorteile – und kann je nach Modell eine Menge Geld sparen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Carsharing-Nutzer hierzulande massiv gestiegen. Anfang 2011 zählte der Bundesverband Carsharing rund 190.000 Nutzer – 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Rund 5.000 Fahrzeuge von 130 etwa Anbietern waren auf den Straßen unterwegs. Anfang 2005 teilten sich noch 76.000 Menschen etwa 2.600 Autos. Der Boom wird nach Ansicht von Experten in den nächsten Jahren weitergehen. Das erhöht nicht nur die Akzeptanz, sondern machte auch die Hersteller auf das Modell in der Öko-Ecke aufmerksam. Deren Engagement werde dem Carsharing in zwei bis drei Jahren einen massiven Schub geben, sagt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. "In zehn Jahren halte ich fünf Millionen Carsharing-Nutzer in Deutschland nicht für unmöglich." Ambitionierte Ziele Daimler begann bereits 2008 mit "Car2gGo" und dehnte das Konzept mit seinem Kleinstwagen Smart nach Versuchen in Kleinstädten auch auf die Millionenstadt Hamburg aus. Als Partner holten sich die Stuttgarter den Autovermieter Europcar an ihre Seite. Die Ziele sind ambitioniert: "Wenn wir das über die nächste Jahre weiter so hochfahren, könnte es wie ein Fahrzeugprogramm einer A-, B- oder C-Klasse sein", hatte Finanzvorstand Bodo Uebber jüngst gesagt. In etwa drei Jahren soll mit dem Modell Geld verdient werden. "Wir planen innerhalb der nächsten fünf Jahre die Ausweitung von Car2go auf ca. 40 bis 50 europäische sowie eine deutlich zweistellige Anzahl nordamerikanischer Städte", sagte Geschäftsführer Robert Henrich der dpa. "Eine weitere Ausweitung in den darauffolgenden Jahren, auch in andere Märkte, ist vorgesehen." Derzeit sind es rund 50.000 Kunden an sieben Standorten.
Carsharing: Raus aus der Öko-Ecke

Vor allem in überfüllten Großstädten kommt das geteilte Auto aber mehr und mehr in Mode. Die Autobauer mischen kräftig mit - und wollen nicht nur vom grünen Image des Gemeinschaftswagens profitieren.