Das Bild von Bilder machenden Menschen ging um die Welt: Nahezu jeder Besucher des Petersplatzes in Rom, der im vergangenen März auf die Vorstellung des neuen Papstes wartete, knipste nach der erfolgreichen Wahl den weißen Rauch. Dagegen sind acht Jahre zuvor kaum Handyfotografen zu beobachten. Dies symbolisiert auf eindrucksvolle Weise den rasanten Fortschritt beim weltweiten Datenaustausch. Und wie für alle Bereiche unseres Lebens bleibt das auch für den Fahrzeugservice nicht folgenlos, so die einhellige Meinung der Referenten auf dem asp-Werkstattkongress "Alles online? Die Vernetzung der Werkstatt" am Dienstag in Neuss.
Für Philipp Hess, Geschäftsführer der Hans Hess Autoteile GmbH, steht der Servicebereich vor nichts Geringerem als einer "Revolution". Insbesondere die Kombination aus Telekommunikation und Informatik, die Telematik, ist nach seiner Überzeugung "die größte Herausforderung und Chance des freien Reparaturmarktes seit der Erfindung des Automobils". Herausforderung, weil viele große Player in diesen lukrativen Markt drängen. So plane Amazon den Einstieg in die Vermittlung von Serviceangeboten, auch Ebay baue sein Engagement aus. Chance, weil der Einstieg beispielsweise von Telematik-Spezialisten auch Kosten sparen kann.
Werde der Wartungsaufwand künftig direkt vom Fahrzeug an einen zentralen Dienstleister kommuniziert, komme der Kunde bereits mit einer Fehlerdiagnose in die Werkstatt. Im Idealfall hat der Dienstleister auch bereits automatisiert die zum Reparaturauftrag passenden Ersatzteile zugestellt, so dass der Mechatroniker gleich loslegen kann. Auch die Abrechnung erfolgt extern. Die Entlastung von administrativem Aufwand bezahlt die Werkstatt allerdings mit dem Verlust an Kundenkontakt und ggf. auch der Preishoheit.
"Die Technik ist längst da"
"Die Technik für alle diese beschriebenen Services ist schon längst da", sagte Hess in Richtung derer, die solche Zukunftsszenarien für Utopie halten. Würden Autofahrer mit monetären Anreizen gelockt, seien diese auch bereit, Daten weiterzugeben. Das zeigten die ersten Versicherungsangebote, bei denen Fahrleistung und -verhalten überwacht und bei der Prämie berücksichtigt würden. Google wiederum arbeite auch deshalb mit Hochdruck am automatisierten Fahren, um dem Fahrer während der Fahrt Zeit für andere Dinge zu geben, z.B. für Einkäufe. Motto: "Rush hour is shopping prime time!"
Richard Campbell von TRW pflichtete dem in seinem Vortrag bei. Im "Informationszeitalter" müsse man von den Analysemethoden anderer Branchen lernen, z.B. von Amazons Kaufempfehlungen, die auf der Auswertung u.a. des Surfverhaltens und der bisher erworbenen Artikel beruhen. "Daten sind der Schlüssel zum Erfolg bei der Betreuung des Fahrzeugspools", so seine Analyse. Das technische Equipment der Werkstätten halte aber häufig nicht Schritt mit der Fahrzeugtechnik, wodurch sich viele Arbeiten unnötig verkomplizierten. Sein Unternehmen sei deshalb mit dem IT-Schwergewicht Oracle eine Kooperation eingegangen, um diesen Missstand zu beheben. (ng)
Die Kernthesen der Referenten finden Sie unten in der Bildergalerie, einen ausführlichen Bericht zum Werkstattkongress lesen Sie in der Dezember-Ausgabe der asp.